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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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benetzte sich anschließend das Gesicht und lehnte sich mit dem Rücken an eine umgestürzte Palme. »Ich habe nachgedacht, mein Freund«, sagte er.
    »Das solltest du öfters tun, statt zu reden, Torvald Nom.«
    »Das ist der Fluch meiner Familie. Mein Vater war sogar noch schlimmer. Merkwürdigerweise sind einige Geschlechter des Hauses Nom genau das Gegenteil – aus denen hat man kein Wort rausgebracht, nicht mal, wenn man sie gefoltert hat. Ich habe einen Verwandten, einen Assassinen – «
    »Ich dachte, du hättest nachgedacht.«
    »Ach ja, richtig. Das habe ich auch. Über Ehrlitan. Wir sollten dort hingehen.«
    »Warum? Ich habe in keiner der Städte, durch die wir in Genabackis gekommen sind, etwas von Wert gesehen. Sie stinken, sie sind zu laut, und Tiefländer huschen darin herum wie Felsenmäuse.«
    »Es ist eine Hafenstadt, Karsa. Eine malazanische Hafenstadt. Das bedeutet, dass von dort Schiffe auslaufen, die nach Genabackis fahren. Ist es nicht an der Zeit, nach Hause zu gehen, mein Freund? Wir könnten uns die Überfahrt verdienen. Was mich anbelangt, ich bin bereit, mich wieder in den Schoß meiner teuren Familie zu begeben – das lang verlorene Kind kehrt zurück, weiser, fast geläutert. Und was dich angeht, ich glaube, dein Stamm wäre … äh … erfreut, dich zurückzuhaben. Du verfügst jetzt über einiges Wissen, und sie brauchen dieses Wissen dringend – es sei denn, du willst, dass das, was mit den Sunyd geschehen ist, auch den Uryd passiert.«
    Karsa schaute den Daru einen Augenblick stirnrunzelnd an, dann blickte er beiseite. »Ich werde in der Tat zu meinem Volk zurückkehren. Eines Tages. Aber Urugal lenkt noch immer meine Schritte – ich kann ihn spüren. Geheimnisse haben so lange Macht, wie sie geheim bleiben. Bairoth Gilds Worte, über die ich damals kaum nachgedacht habe. Aber das hat sich jetzt geändert. Ich habe mich verändert, Torvald Nom. Misstrauen hat Wurzeln in meiner Seele geschlagen, und wenn ich Urugals Steingesicht in meinen Gedanken sehe, wenn ich spüre, wie sein Wille mit meinem kämpft, dann spüre ich meine Schwäche. Urugals Macht über mich beruht auf dem, was ich nicht weiß, auf Geheimnissen – Geheimnissen, die mein eigener Gott mir vorenthält. Ich habe aufgehört, diesen Kampf in meiner Seele auszufechten. Urugal führt mich, und ich folge, denn unsere Reise führt zur Wahrheit.«
    Torvald musterte den Teblor unter halbgeschlossenen Lidern hervor. »Es ist aber möglich, dass dir das, was du findest, nicht gefällt, Karsa.«
    »Ich fürchte, da hast du Recht, Torvald Nom.«
    Der Daru starrte ihn noch einen Augenblick an, dann stand er auf und klopfte sich den Sand von seiner zerfetzten Tunika. »Hüter ist der Meinung, dass es in deiner Gegenwart nicht sicher ist. Er sagt, es ist, als würdest du tausend unsichtbare Ketten hinter dir herziehen, und was auch immer am Ende jeder einzelnen dieser Ketten sein mag, ist mit Gift gefüllt.«
    Karsa spürte, wie ihm das Blut in den Adern gefror.
    Torvald musste eine Veränderung im Gesichtsausdruck des Teblor bemerkt haben, denn er hob die Hände. »Warte! Das hat er nur so dahin gesagt, es hat wirklich nichts zu bedeuten, mein Freund. Er hat mir einfach nur gesagt, dass ich aufpassen soll, wenn ich mit dir unterwegs bin – als wenn ich das nicht schon wüsste. Du bist der Magnet des Vermummten – das heißt, für deine Feinde. Wie auch immer, Karsa, ich rate dir, dich nicht mit diesem Mann anzulegen. Pfund für Pfund ist er der stärkste Mann, dem ich jemals begegnet bin – dich eingeschlossen. Außerdem hast du zwar einen Teil deiner alten Kraft zurück, aber du hast auch ein halbes Dutzend gebrochene Rippen – «
    »Genug Worte, Torvald Nom. Ich habe nicht vor, Hüter anzugreifen. Seine Vision beunruhigt mich, das ist alles. Weil ich sie auch gehabt habe, in meinen Träumen. Jetzt verstehst du, wieso ich die Wahrheit herausfinden muss.«
    »Also gut.« Torvald Nom ließ die Hände fallen und seufzte. »Aber ich bin noch immer dafür, dass wir nach Ehrlitan gehen. Wir brauchen neue Kleider und – «
    »Hüter hat die Wahrheit gesagt, als er meinte, es sei gefährlich, mit mir zusammen zu sein, Torvald Nom. Und diese Gefahr wird wahrscheinlich noch größer werden. Ich werde dich nach Ehrlitan begleiten. Dann werde ich dafür sorgen, dass du ein Schiff findest, damit du zu deiner Familie zurückkehren kannst. Wenn das geschehen ist, werden unsere Wege sich trennen. Aber das Wissen um deine Freundschaft

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