SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
kämpfen.«
»Aber nur, weil Borrug schon zu tot war, um noch irgendwas dazu zu sagen.«
»Ein interessanter Unterschied, Torvald Nom.«
»Aber natürlich. Wir Daru sind ein feinsinniges Volk.« Sie näherten sich einem weiteren Dorf. Es unterschied sich von den anderen, durch die sie bisher gekommen waren, durch eine ringsum laufende, niedrige Steinmauer. Drei große Kalksteingebäude erhoben sich in seinem Zentrum. In der Nähe war ein Pferch voller Ziegen, die sich lautstark über die Hitze beklagten.
»Man sollte eigentlich annehmen, dass sie draußen herumlaufen würden«, kommentierte Torvald, als sie näher kamen.
»Außer, wenn sie gleich geschlachtet werden sollen.«
»Alle auf einmal?«
Karsa schnüffelte in der Luft. »Ich rieche Pferde.«
»Ich kann nirgends welche sehen.«
Die Straße verengte sich vor der Mauer und überspannte einen Graben, bevor sie unter einem bröckelnden, schiefen Torbogen hindurchführte. Karsa und Torvald überquerten die Brücke, gingen unter dem Torbogen hindurch und kamen auf der Hauptstraße des Dorfes heraus.
Es war niemand zu sehen. Das war nicht so ungewöhnlich, da sich die Einheimischen normalerweise in ihre Häuser zurückzogen, wenn der Teblor auftauchte; hier waren allerdings die Türen der Häuser fest verschlossen und die Läden zugeschlagen.
Karsa zog sein Blutschwert. »Wir sind in einen Hinterhalt geraten«, sagte er.
Torvald seufzte. »Ich glaube, du hast Recht.« Er hatte den Griffzapfen seines Schwerts mit einem Lederstreifen umwickelt, den er von seinem Packen genommen hatten – ein behelfsmäßiger und nicht gänzlich erfolgreicher Versuch, die Waffe brauchbar zu machen. Der Daru zog jetzt den Säbel aus der rissigen, hölzernen Scheide.
In diesem Augenblick tauchten am hinteren Ende der Straße, noch hinter den großen Gebäuden, Reiter auf. Ein Dutzend, dann zwei, dann drei. Sie waren von Kopf bis Fuß in weite dunkelblaue Gewänder gekleidet, die Gesichter hinter einem Schal verborgen. Kurze, doppelt geschwungene Bögen mit angelegten Pfeilen richteten sich auf Karsa und Torvald.
Hufgetrappel in ihrem Rücken brachte sie dazu, sich umdrehen, und sie sahen zwei Dutzend weitere Reiter durch den Torweg kommen, manche mit Bögen, andere mit Lanzen bewaffnet.
Karsa machte ein finsteres Gesicht. »Wie durchschlagend sind diese winzigen Bögen?«, fragte er den Daru an seiner Seite.
»Sie können einen Pfeil durch einen Kettenpanzer treiben«, erwiderte Torvald und senkte sein Schwert. »Und wir tragen keine Rüstung.«
Vor einem Jahr hätte Karsa trotzdem angegriffen. Jetzt schnallte er einfach sein Blutschwert ab.
Die Reiter hinter ihnen schlossen zu ihnen auf und saßen dann ab. Ein paar von ihnen kamen mit Ketten und Fesseln näher.
»Beru schütze uns«, murmelte Torvald. »Nicht schon wieder.«
Karsa zuckte die Schultern.
Keiner der beiden wehrte sich, als ihnen die Fesseln um Handgelenke und Knöchel gelegt wurden. Das erwies sich bei dem Teblor als einigermaßen schwierig – als die Schellen sich klickend schlossen, waren sie so eng, dass sie die Blutzufuhr zu seinen Händen und Füßen behinderten.
Torvald, der zuschaute, sagte auf malazanisch: »Die werdet ihr austauschen müssen, wenn er nicht seine Hände und Füße verlieren soll – «
»Das ist kaum eine Überlegung wert«, erklang eine vertraute Stimme vom Eingang eines der größeren Gebäude her. Gefolgt von Damisk, trat Silgar auf die staubige Straße heraus. »Du wirst in der Tat deine Hände und Füße verlieren, Karsa Orlong, was der Bedrohung, die du darstellst, endlich ein Ende machen sollte. Natürlich wird dies deinen Wert als Sklave deutlich verringern, aber ich bin bereit, diesen Verlust hinzunehmen.«
»So vergeltet ihr ihm also, dass er euer armseliges Leben gerettet hat?«, wollte Torvald wissen.
»Ja doch … es ist in der Tat eine Art Vergeltung. Für den Verlust der meisten meiner Männer. Für meine Inhaftierung durch die Malazaner. Für zahllose andere Frevel, die ich jetzt nicht alle aufzählen will, denn diese netten Krieger vom Stamm der Arak sind ziemlich weit weg von zu Hause, und in Anbetracht der Tatsache, dass sie in diesem Gebiet alles andere als willkommen sind, können sie es kaum abwarten, so bald wie möglich wieder von hier zu verschwinden.«
Karsa konnte seine Hände und Füße nicht mehr spüren. Als einer der Stammeskrieger ihn vorwärts stieß, stolperte er und fiel auf die Knie. Eine dicke Knute krachte ihm seitlich gegen den
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