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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nicht recht, was von ihr zu halten war. Traute Tavore den Roten Klingen?
    Vielleicht liegt die Wahrheit schon vor uns. Sie muss unserer Kompanie noch immer irgendetwas geben. Sind wir ein Teil ihrer Armee? Werden die Roten Klingen die Erlaubnis bekommen, gegen den Wirbelwind zu kämpfen?
    Fragen, auf die es keine Antwort gab.
    Und hier saß sie und vergeudete Zeit -
    Die Tür schwang auf.
    Ein schimmernder grauer Umhang, grünstichige Lederkleidung, sonnengebräunte Haut, ein breites, freundliches Lächeln. »Hauptmann Lostara Yil! Ich bin erfreut, Euch wiederzusehen.« Er trat an ihren Tisch und schickte die sich nähernde Schankmaid mit einer beiläufigen Handbewegung davon. Nachdem er sich auf den Stuhl ihr gegenüber gesetzt hatte, hob er zwei Kristallkelche in die Höhe, die aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schienen, und stellte sie auf den staubigen Tisch. Eine schwarze Flasche – glitzernd und mit langem Hals – folgte. »Ich möchte Euch dringend von dem einheimischen Bier in diesem speziellen Etablissement abraten, meine Liebe. Der Wein hier ist für diese Gelegenheit weit besser geeignet. Er stammt von den sonnendurchtränkten südlichen Hängen von Gris, wo die besten Trauben gedeihen, die es auf dieser Welt gibt. Ihr fragt Euch vielleicht, ob meine Meinung sachlich begründet ist. Aber ganz gewiss, mein Schatz, denn mir gehört der größte Teil der besagten Weinberge – «
    »Was wollt Ihr von mir, Perl?«
    Immer noch lächelnd, füllte er die Kelche mit dem purpurroten Wein. »Sentimental, wie ich nun einmal bin, habe ich gedacht, wir könnten unsere Gläser im Angedenken an die alten Zeiten erheben. Zugegeben, es waren ziemlich schreckliche Zeiten; nichtsdestotrotz haben wir überlebt, oder?«
    »Oh, ja«, erwiderte Lostara. »Und Ihr seid Eures Weges gezogen, zweifellos zu noch größerem Ruhm. Während ich den meinen gegangen bin – direkt in eine Zelle.«
    Die Klaue seufzte. »Ach ja, die Ratgeber des armen Pormqual haben sich schwerer Verfehlungen schuldig gemacht. Aber wie ich sehe, seid Ihr und Eure Kameraden von den Roten Klingen wieder frei; Eure Waffen sind Euch zurückgegeben worden, Euer Platz in der Armee der Mandata ist gesichert – «
    »Nicht ganz.«
    Perl hob elegant eine Braue.
    Lostara griff nach dem Kelch und trank einen Schluck, nahm jedoch kaum Notiz vom Geschmack des Weins. »Wir haben keinerlei Anhaltspunkte dafür, was die Mandata mit uns vorhat.«
    »Wie seltsam!«
    Die Rote Klinge machte ein finsteres Gesicht. »Lasst die Spielchen – Ihr wisst bestimmt viel mehr darüber als wir – «
    »Leider muss ich Euch in dieser Hinsicht eines Besseren belehren. Die neue Mandata ist für mich genauso unergründlich wie für Euch. Mein Fehler, dass ich davon ausgegangen bin, sie würde sich beeilen, den Schaden wieder gutzumachen, den Eure berühmte Kompanie erlitten hat. Die Frage nach der Loyalität der Roten Klingen offen zu lassen …« Perl nahm einen Schluck Wein und lehnte sich zurück. »Ihr seid aus dem Gefängnis entlassen, habt Eure Waffen zurückbekommen – hat man Euch verboten, die Stadt zu verlassen? Oder den Zutritt zum Hauptquartier verweigert?«
    »Nur den zum Ratssaal, Perl.«
    Das Gesicht der Klaue hellte sich auf. »Oh, aber das geht nicht nur Euch so, meine Liebe. Wie ich gehört habe, hat die Mandata bisher mit kaum jemandem gesprochen – außer mit den wenigen Auserwählten, die sie von Unta hierher begleitet haben. Ich glaube allerdings, dass sich das bald ändern wird.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Nun, nur dass heute Abend ein Kriegsrat stattfinden wird – einer, zu dem Euer Kommandant Tene Baralta zweifellos eingeladen worden ist, genauso wie Kommandant Blistig und noch ein paar andere, deren Erscheinen voraussichtlich alle überraschen wird.« Er verstummte, die grünen Augen auf sie geheftet.
    Lostara blinzelte langsam. »Wenn das der Fall ist, muss ich unverzüglich zu Tene Baralta zurückkehren–«
    »Eine einwandfreie Schlussfolgerung, Schätzchen. Unglücklicherweise falsch, wie ich befürchte.«
    »Drückt Euch klarer aus, Perl.«
    Er beugte sich wieder vor und füllte ihren Kelch noch einmal nach. »Mit dem größten Vergnügen. So widerspenstig die Mandata auch war, hatte ich doch die Gelegenheit, ihr eine Bitte vorzutragen, welcher sie stattgegeben hat.«
    »Was für eine Bitte?« Lostaras Stimme war ausdruckslos.
    »Nun, wie ich vorhin schon erwähnt habe, bin ich schrecklich sentimental. Ich habe höchst angenehme Erinnerungen an unsere

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