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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Raum. Gegenüber gab es noch eine zweite Tür, niedrig und schmal. Der Tisch war das einzige Möbelstück im Zimmer.
    Während Gamet die Tür hinter sich zuzog, legte Tavore die Schriftrolle auf die abgewetzte Tischplatte. Als er sich umdrehte, sah er, dass sie ihn anblickte. In ihrem Blick lag plötzlich eine Verletzlichkeit, die ihm Angst einflößte, und sein Magen krampfte sich zusammen – denn das war etwas, was er an dieser Tochter des Hauses Paran noch nie zuvor gesehen hatte. »Mandata?«
    Sie wandte den Blick ab, sichtlich erleichtert. »In diesem Raum«, sagte sie ruhig, »ist die Imperatrix nicht anwesend.«
    Gamet verschlug es den Atem, dann nickte er langsam.
    Die kleinere Tür ging auf, und als er hinüberblickte, sah er einen großen, ganz in Grau gekleideten, fast feminin wirkenden Mann; ein selbstgefälliges Lächeln lag auf seinem schönen Gesicht, als er ins Zimmer trat. Eine Frau in Rüstung folgte ihm – eine Offizierin der Roten Klingen. Ihre Haut war dunkel und mit Tätowierungen im Stil der Pardu verziert, ihre großen, schwarzen Augen lagen über hohen Wangenknochen weit auseinander, ihre Nase war schmal und gebogen. Sie schien alles andere als begeistert zu sein, und in dem Blick, den sie der Mandata zuwarf, lag eine Art berechnender Arroganz.
    »Schließt die Tür hinter Euch, Hauptmann«, wies Tavore die Rote Klinge an.
    Der grau gekleidete Mann sah Gamet an, und sein Lächeln wurde ein wenig spöttisch. »Faust Gamet«, sagte er. »Ich nehme an, Ihr wünscht, Ihr wärt noch immer in Unta, dem geschäftigen Herzen des Imperiums, und würdet im Namen des Hauses Paran mit den Pferdehändlern streiten. Stattdessen seid Ihr nun hier, wieder einmal Soldat – «
    Gamet blickte ihn finster an. »Ich fürchte, ich kenne Euch nicht – «
    »Ihr könnt mich Perl nennen«, erwiderte der Mann; er zögerte kurz, ehe er den Namen nannte, als ob seine Offenbarung der Kern eines gewaltigen Witzes wäre, dessen Ironie nur er erkannte. »Und meine liebliche Begleiterin ist Hauptmann Lostara Yil, früher bei den Roten Klingen, doch jetzt – glücklicherweise – in meine Obhut abkommandiert.« Er wandte sich zur Mandata um und verbeugte sich kunstvoll. »Zu Euren Diensten.«
    Gamet konnte sehen, wie sich Tavores Gesichtsausdruck erneut verhärtete. »Das bleibt abzuwarten.«
    Perl richtete sich langsam wieder auf; sein spöttisches Lächeln war verschwunden. »Mandata, Ihr habt diese Besprechung unauffällig – sehr unauffällig – arrangiert. Diese Bühne hat kein Publikum. Ich bin zwar eine Klaue, aber Ihr und ich, wir wissen beide, dass ich vor kurzem das Missfallen meines Meisters Topper- und das der Imperatrix – erregt habe, was zu meiner überstürzten Reise durch das Imperiale Gewirr geführt hat. Eine zeitlich begrenzte Lage, keine Frage, aber nichtsdestotrotz hat sie zur Folge, dass ich im Augenblick ohne geregelte Arbeit bin.«
    »Dann könnte man ja zu dem Schluss kommen«, sagte die Mandata vorsichtig, »dass Ihr für ein eher … inoffizielles Unternehmen zur Verfügung stündet.«
    Gamet warf ihr einen Blick zu. Bei den Göttern hienieden! Um was geht es hier eigentlich?
    »Könnte man«, erwiderte Perl schulterzuckend.
    Es folgte ein Schweigen, das schließlich von Lostara Yil, der Roten Klinge, gebrochen wurde. »Die Richtung, die diese Unterhaltung nimmt, gefällt mir nicht«, knurrte sie. »Als loyale Bürgerin des Imperiums – «
    »Nichts von dem, was nun folgen wird, wird Eure Ehre gefährden, Hauptmann«, erwiderte die Mandata, den Blick unverwandt auf Perl gerichtet. Sie fügte nichts mehr hinzu.
    Die Klaue lächelte schief. »Oh, jetzt habt Ihr mich neugierig gemacht. Ich genieße es, neugierig zu sein, wusstet Ihr das? Ihr befürchtet, dass ich mir den Weg zurück in Laseens Gunst erkaufen könnte, denn die Mission, die Ihr Hauptmann Yil und mir vorschlagen wollt, wird – um genau zu sein – nicht gerade im Interesse der Imperatrix und auch nicht des Imperiums liegen. Eine außergewöhnliche Abweichung von der Rolle der Imperialen Mandata. Noch nie da gewesen, in der Tat.«
    Gamet trat einen Schritt vor. »Mandata – «
    Sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Perl, was ich Euch und Hauptmann Yil auftragen möchte, könnte in letzter Konsequenz durchaus zum Wohle des Imperiums beitragen – «
    »Oh, wie schön.« Die Klaue lächelte. »Genau deshalb ist es wohl hilfreich, über ein gutes Vorstellungsvermögen zu verfügen, nicht wahr? Man kann Muster ins

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