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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Blut kratzen, gleichgültig, wie trocken es geworden ist. Ich muss zugeben, dass ich aber nicht gerade ungeschickt darin bin, für alles, was ich getan habe, eine überzeugende Rechtfertigung zu finden. Darum fahrt fort – «
    »Noch nicht!«, schnappte Lostara Yil. Es war nicht zu übersehen, dass sie wütend war. »Wenn ich der Mandata diene, erwarte ich, dem Imperium zu dienen. Sie ist der Wille der Imperatrix. Andere Überlegungen sind ihr nicht gestattet – «
    »Ihr sprecht die Wahrheit«, sagte Tavore. Sie wandte sich wieder Perl zu. »Klaue, wie geht es den Krallen?«
    Perls Augen wurden groß, beinahe hätte er einen Satz nach hinten gemacht. »Es gibt sie nicht mehr«, flüsterte er.
    Die Mandata runzelte die Stirn. »Ich bin enttäuscht. Im Augenblick befinden wir uns alle in einer prekären Situation. Wenn Ihr von mir Ehrlichkeit erwartet, kann ich das dann im Gegenzug nicht auch von Euch verlangen?«
    »Einige sind wohl noch übrig«, murmelte Perl mit vor Abscheu verzerrter Miene. »Sie sitzen wie die Larven von Dasselfliegen unter der Haut des Imperiums. Wenn wir versuchen sie aufzustöbern, graben sie sich umso tiefer ein.«
    »Trotzdem erfüllen sie noch gewisse … Aufgaben«, sagte Tavore. »Unglücklicherweise nicht so wirkungsvoll, wie ich gehofft hatte.«
    »Die Krallen haben Unterstützung im Adel gefunden?«, fragte Perl. Ein leichter Schweißfilm lag plötzlich auf seiner hohen Stirn.
    Das Schulterzucken der Mandata wirkte gleichgültig. »Überrascht Euch das?«
    Gamet konnte beinahe sehen, wie die Gedanken der Klaue rasten. Wie sie rasten und rasten, und der Gesichtsausdruck des Mannes dabei immer erstaunter und … bestürzter wurde. »Nennt mir seinen Namen«, sagte er.
    »Baudin.«
    »Er wurde in Quon getötet.«
    »Der Vater wurde getötet. Der Sohn nicht.«
    Perl begann plötzlich, in dem kleinen Zimmer auf und ab zu gehen. »Und dieser Sohn – wie sehr ähnelt er dem Bastard, der ihn gezeugt hat? Baudin der Altere hat Klauenleichen in den Gassen der Stadt hinter sich zurückgelassen. Die Jagd hat volle vier Nächte gedauert …«
    »Ich hatte Grund anzunehmen«, sagte Tavore, »dass er seines Vaters Namen würdig war.«
    Perl wandte den Kopf. »Aber jetzt glaubt Ihr das nicht mehr?«
    »Ich kann es nicht sagen. Ich glaube allerdings, dass seine Mission schrecklich gescheitert ist.«
    Der Name schlüpfte Gamet ungewollt über die Lippen, doch mit einer Gewissheit so schwer wie ein Mühlstein: »Felisin.«
    Er sah das Zucken in Tavores Gesicht, bevor sie sich von ihnen allen dreien abwandte und angelegentlich einen der Wandteppiche musterte.
    Perl schien mit seinen Gedanken schon viel weiter zu sein. »Wann ist der Kontakt abgerissen, Mandata? Und wo?«
    »In der Nacht des Aufstands«, antwortete sie, wobei sie ihnen weiterhin den Rücken zuwandte. »In einer Bergwerksstadt namens Schädelmulde. Dort war zuvor mehrere Wochen lang … die Kontrolle verloren gegangen.« Sie deutete auf die Schriftrolle auf dem Tisch. »Da drin sind alle Einzelheiten und potenziellen Kontakte. Verbrennt die Rolle, wenn Ihr sie gelesen habt, und verstreut die Asche in der Bucht.« Sie drehte sich zu ihnen um, blickte sie an. »Perl. Hauptmann Lostara Yil. Findet Felisin. Findet meine Schwester.«
     
    Das Geschrei des Mobs jenseits der Mauern des Anwesens schwoll an und ab. Es war die Zeit der Fäulnis in Unta, und in den Gedanken tausender Bürger wurde diese Fäulnis jetzt herausgeschnitten. Die gefürchtete Säuberung hatte begonnen.
    Hauptmann Gamet stand am Torhaus, flankiert von drei nervösen Wachen. Die Fackeln auf dem Anwesen waren gelöscht, das Haus hinter ihnen war dunkel, die Fensterläden geschlossen. Und im Hauptgebäude kauerte das letzte Kind des Hauses Paran; ihre Eltern waren bereits früher an diesem Tag verhaftet worden, ihr Bruder war auf einem fernen Kontinent verschollen und möglicherweise tot – und ihre Schwester … Wahnsinn hatte wieder einmal das Imperium erfasst, mit der Gewalt eines tropischen Sturms …
    Gamet hatte nur zwölf Wachen, drei davon waren erst in den letzten paar Tagen angeheuert worden, als die Stille in den Straßen dem Hauptmann zugeflüstert hatte, dass das Entsetzliche kurz bevorstand. Es hatte keine Bekanntmachung gegeben, und die Gier und Grausamkeit der Bürgerlichen war auch nicht durch ein Imperiales Edikt angeheizt worden. Es gab nur Gerüchte, die wie Staubteufel durch die Straßen und Gassen und über die Marktplätze der Stadt rasten. »Die

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