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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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degradiert worden, also hab ich ihn schließlich doch noch übertroffen.«
    »Andererseits bist du jetzt wieder Sergeant. Während Elster ein Ausgestoßener ist. Versuch das erst mal zu übertreffen.«
    »Könnt’ ich glatt«, murmelte Gesler.
    »Hast du irgendwelche Bedenken wegen der Mandata?«, fragte Saiten leise. Der Hof war zwar leer, aber trotzdem …
    »Naja, hab sie getroffen. Oh, sie ist so kalt wie die gespaltene Zunge des Vermummten. Sie hat mein Schiff beschlagnahmt.«
    »Du hast ein Schiff gehabt?«
    »Nach dem Bergungsrecht, jawohl. Ich war derjenige, der die Verwundeten aus Coltaines Armee nach Aren gebracht hat. Und das ist der Dank dafür.«
    »Du könntest ihr immer noch ins Gesicht schlagen. Das tust du doch normalerweise mit deinen Vorgesetzten, früher oder später.«
    »Könnt’ ich glatt. Natürlich müsste ich erst mal an Gamet vorbeikommen. Worauf ich hinauswollte, ist Folgendes: sie hat früher niemals etwas anderes als einen verdammten adligen Haushalt geführt. Und jetzt ist sie hier mit drei Legionen und dem Auftrag, einen ganzen Subkontinent zurückzuerobern.« Er warf Saiten einen Seitenblick zu. »Es hat nicht viele Falari gegeben, die es geschafft haben, bei den Brückenverbrennern aufgenommen zu werden. War wohl ’n ungünstiger Zeitpunkt, nehme ich an. Einen hat’s da allerdings gegeben.«
    »Stimmt, und das bin ich.«
    Nach einem kurzen Augenblick fing Gesler an zu grinsen und streckte die Hand aus. »Saiten. Fiedler. Na klar.«
    Sie umfassten sich gegenseitig am Handgelenk.
    Saiten hatte das Gefühl, als bestünden die Hand und der Arm seines Gegenübers aus massivem Stein.
    »Ein Stück die Straße runter ist eine Schenke«, fuhr Gesler fort. »Wir müssen unbedingt Geschichten austauschen, und ich garantiere dir, meine wird deine bei weitem übertreffen.«
    »Oh, Gesler«, erwiderte Saiten seufzend, »ich glaube, dir steht eine große Überraschung bevor.«

Kapitel Sechs
     
    Wir kamen in Sichtweite der Insel, nah genug, um durch die alten Zedern und Fichten in ihre Tiefen schauen zu können. Und es schien, als gäbe es Bewegung in dem Dämmerlicht, als wären da noch immer die Schatten seit langem toter, umgestürzter Bäume, die sich in geisterhaften Winden wiegten und bewegten.
     
    Kartierungsexpedition in die Quon-See,
    1127 von Brands Schlaf, Drift Avalii
    Hedoranas
     
    D
    ie Reise nach Hause war genug, und wenn auch nur, um ein letztes Mal an jenen Ort zurückzukehren, an dem alles begonnen hatte – zu brüchigen Erinnerungen inmitten des Korallensands, der oberhalb der Flutlinie des Strands vom Meer angeschwemmt worden war, zu der Hand voll verlassener Hütten, die von zahllosen Stürmen zu verwitterten Skeletten aus Holz zerschlagen worden waren. Netze lagen halb vergraben in den blendend weißen, glänzenden Dünen in grellem Sonnenlicht. Und der Pfad, der früher von der Straße heruntergeführt hatte, war jetzt von windgepeitschten Gräsern überwuchert … Kein Ort der Vergangenheit überlebte unverändert, und hier, durch dieses kleine Fischerdorf an der Küste von Itko Kan, war der Vermummte gründlich und absolut planvoll hindurchmarschiert, hatte nicht eine Seele in seinem Kielwasser zurückgelassen.
    Abgesehen von dem einen Mann, der jetzt heimgekehrt war. Und der Tochter dieses Mannes, die einst von einem Gott besessen gewesen war.
    In der windschiefen Hütte, in der sie einst beide gehaust hatten und deren Dach aus Farnwedeln sich längst aufgelöst hatte – unweit des breiten, ins flache Wasser gezogenen Fischerboots, von dem nun nur noch der Bug und das Heck zu sehen waren, während der Rest unter dem Korallensand begraben lag –, hatte sich der Vater hingelegt und war eingeschlafen.
    Crokus war von einem leisen Weinen geweckt worden. Er hatte sich aufgesetzt und gesehen, dass Apsalar neben dem reglosen Körper ihres Vaters kniete. Auf dem Fußboden der Hütte gab es unzählige Fußabdrücke von den zufälligen Erkundungen des vorangegangenen Abends, doch ein paar davon fielen Crokus besonders auf – sie waren groß und lagen weit auseinander und zeichneten sich viel zu schwach im feuchten Sand ab. Jemand war in der vergangenen Nacht hierher gekommen, lautlos, hatte den Raum durchquert und sich breitbeinig neben Rellock aufgebaut. Wo er danach hingegangen war, verrieten die Fußabdrücke nicht.
    Ein Schauer durchlief den Daru. Es war eine Sache, wenn ein alter Mann im Schlaf starb, doch es war etwas ganz anderes, wenn der Vermummte – oder einer

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