SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
tun – wir haben uns einfach zufällig auf dem gleichen Boot wiedergefunden wie Kulp, und Kulp war derjenige, der sie auflesen wollte.«
»Kulp? Der Kader-Magier der Siebten?«
»Ja. Genau der. Er war von Duiker geschickt worden – «
»Von Duiker? Dem Imperialen Historiker?« Bei den Göttern, was ist das für eine verwickelte Geschichte? »Und warum sollte der irgendein Interesse daran haben, Felisin zu retten?«
»Kulp hat gesagt, wegen der Ungerechtigkeit«, antwortete Wahr. »Aber Ihr habt da was falsch verstanden – Duiker wollte nicht Felisin helfen, er wollte Heboric helfen.«
Pella mischte sich ein. Er sprach leise, und seine Stimme klang ganz anders als noch eben gerade. »Wenn Duiker hier zu einer Art Verräter gemacht werden soll … nun, Schätzchen, darüber solltet Ihr lieber noch einmal nachdenken. Schließlich ist das hier Aren. Die Stadt, die zugesehen hat. In die Duiker die Flüchtlinge gebracht hat – in Sicherheit gebracht hat. Sie sagen, dass er der Letzte war, der durch das Tor gekommen ist.« Jetzt schwangen seine Gefühle offen in seiner Stimme mit. »Und Pormqual hat ihn einsperren lassen!«
Ein eisiger Schauder durchrann Lostara. »Ich weiß«, sagte sie. »Blistig hat uns Rote Klingen aus den Gefängnissen holen lassen. Wir waren ebenfalls auf den Mauern, nachdem Pormqual seine Armee hinaus auf die Ebene geführt hatte. Wenn Duiker versucht hat, Heboric – einen Gelehrten wie er selbst – zu befreien … nun, dann habe ich damit kein Problem. Uns geht es um Felisin.«
Wahr nickte. »Tavore hat Euch geschickt, nicht wahr? Euch und diese Klaue da drinnen, die sich gerade anhört, was Gesler und Stürmisch zu erzählen haben.«
Lostara schloss einen Moment die Augen. »Ich fürchte, mir fehlt es an Perls Raffinesse. Diese Mission sollte eigentlich … geheim bleiben.«
»Geht schon in Ordnung, was mich betrifft«, sagte Pella. »Und was ist mit dir, Wahr?«
Der große junge Soldat nickte. »Es spielt eigentlich sowieso keine Rolle. Felisin ist tot. Sie alle sind tot. Heboric. Kulp. Sie sind alle gestorben. Gesler hat das drinnen gerade erzählt.«
»Ich verstehe. Trotzdem – sagt bitte zu niemandem ein Wort davon. Wir werden unsere Aufgabe weiterverfolgen, und sei es nur, um ihre Knochen einzusammeln. Die Knochen von ihnen allen, heißt das.«
»Das wäre eine gute Sache«, sagte Wahr und seufzte.
Lostara wollte schon gehen, aber Pella gab ihr einen Wink, so dass sie sich ihm noch einmal zuwandte. »Hier.« Er streckte ihr den Fingerknochen entgegen, in den er gerade ein Loch gebohrt hatte. »Nehmt den. Und tragt ihn offen sichtbar.«
»Warum?«
Pella machte ein finsteres Gesicht. »Ihr habt uns gerade eben um einen Gefallen gebeten …«
»Also gut.« Sie nahm das grässliche Ding entgegen.
Perl erschien im Türrahmen. »Lostara«, rief er. »Seid Ihr da draußen fertig?«
»Ja.«
»Gut, dann ist es Zeit zu gehen.«
Sie konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass man ihm ebenfalls von Felisins Tod erzählt hatte. Wenn auch wahrscheinlich detaillierter als das bisschen, das Wahr gesagt hatte.
Schweigend gingen sie den Weg zurück, den sie gekommen waren, durch die Stallungen, hinaus auf den Innenhof, schritten dann auf das Tor zu. Die Tür schwang auf, als sie dort anlangten, und der Soldat namens Vielleicht winkte sie nach draußen. Lostaras Aufmerksamkeit wurde von dem Strohbündel angezogen, das zu schwanken, ja, auf merkwürdige Weise zu schmelzen schien, aber Perl gab ihr ein Zeichen weiterzugehen.
Als sie ein Stück von dem Anwesen entfernt waren, fluchte die Klaue leise und sagte: »Ich brauche einen Heiler.«
»Euer Hinken ist kaum zu sehen«, bemerkte Lostara.
»Das hat mit jahrelanger Disziplin zu tun, meine Liebe. Ich würde am liebsten vor Schmerzen schreien. Das letzte Mal, dass jemand eine solche Kraft gegen mich eingesetzt hat, war bei unserer Begegnung mit diesem komischen Dämon, diesem Gott der Semk. Diese drei -Gesler, Stürmisch und Wahr – an denen ist noch mehr seltsam als nur ihre Hautfarbe.«
»Habt Ihr irgendwelche Theorien?«
»Sie sind durch ein Feuer-Gewirr gegangen – und haben es irgendwie überlebt. Es sieht allerdings so aus, als hätten Felisin, Baudin und Heboric das nicht geschafft. Aber wenn diesen Burschen von der Küstentruppe in diesem Gewirr etwas Ungewöhnliches zugestoßen ist, warum sollte das dann nicht auch jenen passiert sein, die über Bord gespült wurden?«
»Es tut mir Leid, aber man hat mir keine
Weitere Kostenlose Bücher