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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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übergewichtigen jungen Mann, der im Schneidersitz auf den Pflastersteinen hockte.
    Vielleicht drehte den Kopf und seufzte. »Mach das nie wieder – nicht, wenn ich in der Nähe bin, Balgrid. Mir wird schlecht von Magie.«
    »Ich hatte keine andere Wahl – ich musste die Illusion aufrechterhalten«, erwiderte Balgrid und wischte sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn. »Der Bastard war eine Klaue!«
    »Tatsächlich? Ich hätt’ schwören können, ich hab’ ihn bei Pug gesehen – in Frauenkleidern und auf dem Tisch tan – «
    »Willst du wohl endlich damit aufhören! Bedauere lieber den armen Kerl im Fünften, nach dem er sucht!«
    Vielleicht grinste plötzlich. »He, du hast gerade eine echte Klaue mit dieser verdammten Illusion zum Narren gehalten! Gute Arbeit!«
    »Du bist nicht der Einzige, dem schlecht ist«, murmelte Balgrid.
     
    Dreißig Schritte über den Innenhof, und Lostara und Perl waren bei den Ställen.
    »Das war lustig«, sagte der Mann neben ihr.
    »Und wozu das Ganze?«
    »Oh, ich wollte sie nur schwitzen sehen.«
    »Sie?«
    »Den Mann und das Strohbündel natürlich. So, da sind wir.« Als sie den Arm ausstreckte, um eine der breiten Türen zur Seite zu schieben, packte Perl sie mit einer Hand am Handgelenk. »Einen Augenblick noch. Also, da drinnen gibt es mehr als eine Person, die wir befragen müssen. Zwei sind Veteranen – überlasst sie mir. Außerdem gibt es da noch einen Burschen, der früher Wächter in der Minenstadt war. Setzt Euren Liebreiz bei ihm ein, während ich mit den anderen beiden spreche.«
    Lostara starrte ihn an. »Meinen Liebreiz«, sagte sie mit ausdruckslosem Gesicht.
    Perl grinste. »Na klar. Und wenn er sich in Euch verknallt, betrachtet es als Investition in die Zukunft, falls wir den Burschen später noch einmal brauchen sollten.«
    »Verstehe.«
    Sie öffnete die Tür und trat beiseite, um Perl vorangehen zu lassen. Im Stall roch es widerlich – nach Urin, Schweiß, Schleiföl und nassem Stroh. Überall waren Soldaten. Sie lagen oder saßen auf Betten oder auf irgendwelchen verzierten Möbelstücken, die aus dem Haupthaus herübergebracht worden waren. Es wurde kaum gesprochen, und auch die letzten Gespräche verstummten, als sich die Köpfe der Anwesenden den beiden Fremden zuwandten.
    »Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit«, sagte Perl gedehnt. »Ich würde gern mit Sergeant Gesler und Korporal Stürmisch sprechen …«
    »Ich bin Gesler«, sagte ein kräftig aussehender, bronzehäutiger Mann, der lässig auf einem Plüschsofa lag. »Und Stürmisch ist der Bursche, der da drüben unter den Seidendecken schnarcht. Falls Ihr von Oblat kommt, sagt ihm, dass wir bezahlen werden … irgendwann.«
    Lächelnd winkte Perl Lostara, ihm zu folgen, und ging zu dem Sergeanten hinüber. »Ich bin nicht hier, um deine Schulden einzutreiben. Stattdessen würde ich mich gern unter vier Augen mit dir unterhalten … es geht um die Abenteuer, die du kürzlich bestanden hast.«
    »Tatsächlich. Und wer seid Ihr, bei Feners Hufabdruck?«
    »Dies ist eine Angelegenheit, die das Imperium betrifft«, sagte Perl, während er den Blick auf Stürmisch richtete. »Willst du ihn aufwecken, oder soll ich das tun? Außerdem würde meine Begleiterin gern mit dem Soldaten namens Pella sprechen.«
    Geslers Grinsen war ziemlich kühl. »Ihr wollt meinen Korporal wecken? Nur zu. Was Pella angeht, der ist im Augenblick nicht hier.«
    Perl seufzte und trat an das Bett. Er musterte einen Augenblick den Haufen aus teuren Seidendecken, unter denen der schnarchende Korporal vergraben lag, und schlug sie dann zurück.
    Die Hand, die nach Perls Schienbein griff – genau zwischen Knie und Knöchel – war so groß, dass sie fast das ganze Bein umfasste. Was dann folgte, ließ Lostara vor Staunen den Mund offen stehen.
    Perl schrie auf, während Stürmisch sich über ihm auf seinem Bett aufrichtete wie ein Bär, der im Winterschlaf gestört wurde, und ein drohendes Gebrüll ausstieß.
    Hätte der Raum eine normale Decke besessen – statt ein paar einfacher Querbalken, die den Raum unterhalb des Stalldachs überspannten und von denen sich dankenswerterweise keiner direkt über ihren Köpfen befand –, wäre Perl dagegengeknallt, und zwar kräftig, als er von jener Hand, die sich um sein Schienbein geschlossen hatte, hochgerissen wurde. Erst hochgerissen und dann weggeworfen.
    Die Klaue überschlug sich mit fuchtelnden Armen, die Knie über dem Kopf, und wirbelte mit strampelnden Beinen

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