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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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durch die Luft, als Stürmischs Hand losließ. Perl kam hart auf einer Schulter auf; der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen. Er blieb reglos liegen, die Beine angezogen, den Körper zusammengekrümmt.
    Der Korporal stand auf, seine Haare waren struppig, sein roter Bart ein einziges Durcheinander, doch jegliche schläfrige Benommenheit verschwand aus seinen Augen wie Fichtennadeln in einem Feuer – einem Feuer, das sich rasch in lodernden Zorn verwandelte. »Ich habe gesagt, niemand soll mich wecken!«, brüllte er, während er die riesigen Hände seitwärts ausstreckte und öffnete und schloss, als wäre er begierig darauf, sie um den Hals desjenigen zu legen, der sich nicht an seine Anweisung gehalten hatte. Seine hellen blauen Augen richteten sich auf Perl, der gerade dabei war, sich auf Hände und Knie hochzurappeln, und den Kopf hängen ließ. »Ist das der Bastard?«, fragte Stürmisch und machte einen Schritt auf ihn zu.
    Lostara verstellte ihm den Weg.
    Grunzend blieb Stürmisch stehen.
    »Lass die beiden in Ruhe, Korporal«, sagte Gesler, der immer noch auf seinem Sofa hockte. »Der Fatzke, den du gerade durch die Gegend geworfen hast, ist eine Klaue. Und wenn du dir die Frau vor dir ein bisschen genauer anschaust, wirst du feststellen, dass sie eine Rote Klinge ist – oder war – und sich wahrscheinlich hervorragend verteidigen kann. Kein Grund, wegen ’nem bisschen verpassten Schlaf eine Prügelei anzufangen.«
    Perl mühte sich auf die Beine und massierte sich die Schulter, sein Atem ging tief und zittrig.
    Mit der Hand auf dem Knauf ihres Schwertes starrte Lostara Stürmisch unverwandt an. »Wir haben uns gefragt«, sagte sie in beiläufigem Plauderton, »wer von euch beiden wohl der bessere Geschichtenerzähler ist. Mein Begleiter würde nämlich gerne eine Geschichte hören. Natürlich wird er dafür auch etwas bezahlen. Vielleicht können wir uns als Zeichen unserer Dankbarkeit ja um eure … Schulden bei diesem Oblat kümmern.«
    Stürmisch machte ein finsteres Gesicht und warf einen Blick auf Gesler.
    Der Sergeant erhob sich langsam von dem Sofa. »Nun, Schätzchen, der Korporal hier ist besser, wenn’s um schaurige Geschichten geht … weil er sie so schlecht erzählt, dass sie gar nicht mehr so schaurig sind. Da Ihr freundlicherweise in Ordnung bringen wollt, dass … äh, dass der Lord mich beim Spiel mit den Fingerknöcheln angeschubst hat, werden der Korporal und ich Euch ein nettes Garn spinnen, wenn Ihr deswegen gekommen seid. Wir sind schließlich nicht schüchtern. Wo sollen wir anfangen? Geboren wurde ich – «
    »Ganz so früh muss es nicht sein«, unterbrach ihn Lostara. »Ich werde den Rest Perl überlassen – allerdings könnte ihm vielleicht jemand etwas zu trinken geben, damit er sich schneller erholt. Er kann euch sagen, wo ihr anfangen sollt. In der Zwischenzeit würde ich gerne Pella sehen – wo ist er?«
    »Er ist da hinten – draußen«, sagte Gesler.
    »Danke.«
    Als sie zu der schmalen, niedrigen Tür am hinteren Ende des Stalls ging, tauchte plötzlich ein anderer Sergeant auf und ging neben ihr her. »Ich werde Euch begleiten«, sagte er.
    Noch ein verdammter Falari – auch ein Veteran. Und was soll das mit den Fingerknöcheln? »Besteht denn die Gefahr, dass ich mich verlaufen könnte, Sergeant?«, fragte sie, als sie die Tür aufmachte. Sechs Schritte weiter war die rückwärtige Mauer des Anwesens. Haufen von sonnengetrocknetem Pferdemist waren davor aufgestapelt. Auf einem davon saß ein junger Soldat. Am Fuß eines anderen Haufens lagen zwei schlafende Hunde; der eine war groß und mit schrecklichen Narben übersät, der andere winzig – ein wirres Fellbüschel mit einer Mopsnase.
    »Möglicherweise«, erwiderte der Sergeant. Er berührte sie kurz am Arm, als sie sich Pella nähern wollte, und sie blickte ihn fragend an. »Gehört Ihr zu einer der anderen Legionen?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Aha.« Er warf einen Blick zurück zu den Ställen. »Dann seid Ihr also der Klaue frisch zugeteilt, um ihr zur Hand zu gehen.«
    »Ihr zur Hand zu gehen?«
    »Klar. Der Mann … muss noch viel lernen. Doch zumindest sieht’s aus, als hätte er in Euch eine gute Wahl getroffen.«
    »Was willst du wirklich, Sergeant?«
    »Ist nicht wichtig. Ich werde Euch jetzt allein lassen.«
    Sie blickte hinter ihm her, wie er in die Ställe zurückkehrte. Mit einem Schulterzucken drehte sie sich wieder um und ging zu Pella.
    Keiner der beiden Hunde wachte auf, als sie näher

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