Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
einem gewaltigen Speer an den Stuhl des Kapitäns geheftet. Andere Leichen lagen hier und da verstreut, als wären sie gepackt, zerbrochen und beiseite geworfen worden.
    Ein dumpfer Lichtschimmer, der nirgendwoher zu kommen schien, durchdrang den kleinen, engen Raum und malte merkwürdige Flecken auf den Fußboden, die, wie Lostara sah, mit Otataral-Staub verschmiert waren.
    »Nein, keine Tiste Andii«, murmelte Perl. »Das müssen Tiste Edur sein. Oh, hier gibt es Unmengen von Geheimnissen. Gesler hat mir von der Mannschaft erzählt, die unten an den Rudern sitzt – kopflose Leichname. Das sind die armen Tiste Andii oben an Deck. Jetzt frage ich mich allerdings, wer diese Edur getötet hat …«
    »Wie soll uns das alles bei unserer Suche nach Felisin weiterhelfen, Perl?«
    »Nun, sie war hier, oder? Hat all das hier gesehen. Der Kapitän hatte eine Pfeife an einem Band um seinen Hals getragen, die ihm dazu diente, die Ruderer anzutreiben. Leider ist sie verschwunden.«
    »Und ohne diese Pfeife sitzt das Schiff einfach nur hier fest.«
    Perl nickte. »Zu dumm, was? Stellt Euch nur mal vor – ein Schiff mit einer Mannschaft, die Ihr niemals verpflegen müsst, die niemals Ruhe braucht, die niemals meutert.«
    »Ich schenke sie Euch«, sagte Lostara und drehte sich wieder zur Tür um. »Ich hasse Schiffe. Habe sie schon immer gehasst. Und jetzt werde ich dieses Schiff hier verlassen.«
    »Ich sehe keine Veranlassung, Euch nicht zu begleiten«, sagte Perl. »Immerhin haben wir noch eine Reise vor uns.«
    »Haben wir das? Und wohin?«
    »Die Silanda ist zwischen dem Ort, an dem Gesler sie gefunden hat, und dem, an dem sie wieder in dieser Sphäre aufgetaucht ist, durch Gewirre gereist. Nach allem, was ich hier erkennen kann, ist diese Reise quer über das Festland gegangen, von der Otataral-See im Norden bis herunter zur Bucht von Aren. Wenn Felisin, Heboric und Baudin von Bord gesprungen sind, dann könnten sie sehr wohl irgendwo entlang dieser Route an Land gegangen sein.«
    »Und dann haben sie bemerkt, dass sie sich mitten in einer Rebellion befanden.«
    »Wenn man bedenkt, was erst zu dieser Situation geführt hat, ist es sehr gut möglich, dass sie es für eine weitaus weniger schreckliche Alternative gehalten haben.«
    »Bis eine Gruppe von Plünderern über sie gestolpert ist.«
     
    Hauptmann Kenebs Neunte Kompanie war aufgefordert worden, in drei aufeinander folgenden Abteilungen auf dem Exerzierplatz zum Appell anzutreten. Es hatte keine Warnung im Voraus gegeben, es war einfach nur ein Offizier gekommen, der die Soldaten im Laufschritt dorthin befohlen hatte.
    Der Erste, Zweite und Dritte Trupp gingen zuerst. Das war die Schwere Infanterie, insgesamt dreißig Soldaten, schwer beladen mit Schuppenpanzern und metallenen Unterarmschützern und Panzerhandschuhen, Drachenschilden, schweren Langschwertern, Stoßspeeren, die sie auf den Rücken geschnallt hatten, Helmen mit Wangenschutz, Visier und Nackenschützern, mit Dolchen und Hirschfängern am Gürtel.
    Als Nächste kamen die Seesoldaten. Ranals Vierter, Fünfter und Sechster Trupp. Ihnen folgte der Hauptteil der Soldaten der Kompanie, die mittelschwere Infanterie, die vom Siebten bis zum Vierundzwanzigsten Trupp reichte. Nicht viel leichter bewaffnet als die schwere Infanterie, gab es bei ihnen zusätzlich Soldaten, die mit Kurzbogen, Langbogen und Speer umzugehen verstanden. Jede Kompanie war darauf ausgelegt, als einzelne Einheit zu funktionieren, voller Selbstvertrauen und sich wechselseitig unterstützend.
    Saiten, der vor seinem Trupp stand, musterte die Neunte. Dies war ihre erste Bereitstellung als einzelne Streitmacht. Sie warteten in – gelinde gesagt – größtenteils ordentlichen Reihen auf die Ankunft der Mandata, immerhin kein Mann ohne Uniform oder Waffen.
    Die Abenddämmerung brach rasch herein, und es kühlte glücklicherweise ab.
    Leutnant Ranal hatte die Reihe der drei Trupps Seesoldaten mehrfach abgeschritten, immer wieder vor und zurück, mit langsamen Schritten und einem dünnen Schweißfilm auf den glatt rasierten Wangen. Schließlich blieb er genau vor Saiten stehen.
    »In Ordnung, Sergeant«, zischte er. »Das ist deine Idee, was?«
    »Leutnant?«
    »Diese verdammten Fingerknochen! Sie sind zuerst in deinem Trupp aufgetaucht – glaubst du, ich hätte das nicht bemerkt? Und jetzt habe ich vom Hauptmann gehört, dass sich das in sämtlichen Legionen ausbreitet. In der ganzen Stadt werden Gräber geplündert! Ich sag’ dir eins –

Weitere Kostenlose Bücher