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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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einherzuschreiten, die kamen, um ihn zu begrüßen, dem Rascheln der Sandkörner zu lauschen, die auf den heulenden Wüstenwinden dahinjagten – die Sandkörner, die die Lichtung erreichten und die Bäume und die steinernen Gesichter mit ihrer blutleeren Berührung liebkosten.
    Die Raraku vermittelte die Illusion, dass die Zeit stillstand, dass das Universum den Atem anhielt. Eine tückische Einbildung. Jenseits der wütenden Mauer des Wirbelwinds wurden die Stundengläser noch immer umgedreht. Armeen sammelten sich und setzten sich in Marsch, das Geräusch ihrer Stiefel, Schilde und Ausrüstung ein tödliches Rasseln und Rascheln. Und auf einem fernen Kontinent wurde das Volk der Teblor belagert.
    Karsa starrte noch immer Urugals steinernes Gesicht an. Du bist kein Teblor. Doch du behauptest, unser Gott zu sein. Du bist aufgewacht, dort in der Klippe, vor so langer Zeit. Doch was war vor jener Zeit? Wo warst du da, Urugal? Du und deine sechs schrecklichen Kameraden?
    Ein leises Lachen von der anderen Seite der Lichtung ließ Karsa herumwirbeln.
    »Und welches deiner zahllosen Geheimnisse ist das hier, mein Freund?«
    »Leoman«, knurrte Karsa, »es ist lange her, dass du das letzte Mal deine Grube verlassen hast.«
    Der Wüstenkrieger starrte auf die Schlangen hinunter und bewegte sich langsam vorwärts. »Ich hatte das Verlangen nach Gesellschaft. Im Gegensatz zu dir, wie ich sehe.« Er deutete auf die bearbeiteten Stämme. »Hast du die alle selbst gemacht? Ich sehe zwei Toblakai – sie stehen in den Bäumen, als wären sie lebendig und würden jeden Augenblick einen Schritt nach vorn machen. Es beunruhigt mich, daran erinnert zu werden, dass es noch mehr von deiner Sorte gibt. Aber was ist mit den anderen?«
    »Meine Götter.« Er bemerkte Leomans überraschten Gesichtsausdruck und erklärte weiter: »Die Gesichter im Fels. In meinem Heimatland schmücken sie eine Klippe, mit Blick auf eine Lichtung, die sich kaum von dieser hier unterscheidet.«
    »Toblakai – «
    »Sie rufen mich immer noch«, fuhr Karsa fort und wandte den Kopf, um Urugals tierisches Gesicht einmal mehr zu mustern. »Wenn ich schlafe. Es ist so, wie Geisterhand sagt – ich werde heimgesucht.«
    »Wovon, mein Freund? Was … verlangen deine … Götter … von dir?«
    Karsa warf Leoman einen Blick zu und zuckte dann die Schultern. »Warum hast du nach mir gesucht?«
    Leoman wollte etwas sagen, entschied sich dann aber für etwas anderes. »Weil ich mit meiner Geduld am Ende bin. Es hat Nachrichten von Ereignissen gegeben, die mit den Malazanern zu tun haben. Niederlagen in der Ferne. Sha’ik und ihre Günstlinge sind sehr aufgeregt … und tun nichts. Wir warten hier auf die Legionen der Mandata. In einem hat Korbolo Dom Recht – die Legionen sollten auf dem Marsch angegriffen werden. Aber nicht so, wie er es gerne hätte. Keine offenen Feldschlachten. Nichts derart Dramatisches oder Überstürztes. Wie auch immer, Toblakai, Mathok hat mir die Erlaubnis gegeben, mit einer Kompanie von Kriegern hinauszureiten – und Sha’ik hat geruht uns zu erlauben, uns jenseits des Wirbelwinds zu begeben.«
    Karsa lächelte. »Tatsächlich. Und jetzt darfst du die Mandata uneingeschränkt piesacken? Oh, ich habe mir schon so etwas gedacht. Du sollst kundschaften, aber nicht weiter als bis zu den Hügeln jenseits des Wirbelwinds. Sie wird dir nicht erlauben, gen Süden zu ziehen. Aber zumindest wirst du irgendetwas tun, und das freut mich für dich, Leoman.«
    Der blauäugige Krieger trat noch etwas näher. »Wenn ich erst einmal jenseits des Wirbelwinds bin, Toblakai – «
    »Sie wird es trotzdem wissen«, erwiderte Karsa.
    »Und daher werde ich ihr Missfallen erregen.« Leoman schnaubte. »Aber das ist nichts Neues. Und was ist mit dir, mein Freund? Sie nennt dich ihren Leibwächter, doch wann hat sie dir das letzte Mal gestattet, dich an ihre Seite zu begeben? In ihr verdammtes Zelt? Sie ist tatsächlich wiedergeboren, denn sie ist nicht mehr so, wie sie einst war – «
    »Sie ist eine Malazanerin«, sagte Toblakai.
    »Was?«
    »Bevor sie zu Sha’ik wurde. Du weißt das ebenso gut wie ich – «
    »Sie wurde wiedergeboren! Sie ist zum Willen der Göttin geworden, Toblakai. Alles, was sie vor dieser Zeit war, ist ohne jede Bedeutung.«
    »So sagt man«, brummte Karsa. »Aber ihre Erinnerungen bleiben. Und es sind ihre Erinnerungen, die sie so in Ketten legen. Ihre Furcht hält sie gefangen, und diese Furcht beruht auf einem Geheimnis, das sie

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