SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
vielen, die erwählt wurden, die Abtrünnigen zu jagen, einer der vielen, die wie die Mitglieder meines eigenen Jagdtrupps ihrer Spur in diese Sphäre gefolgt sind. Leider bin ich der Einzige meines Jagdtrupps, der die Flut überlebt hat.« Er richtete den Blick auf die drei Krieger. Der Clanführer, dessen Rumpf und Glieder mit der eng anliegenden, äußeren Haut eines Dhenrabi umwickelt waren und der ein gezacktes graues Feuerstein-Schwert in den Händen hielt, war Ibra Gholan. Die anderen beiden, bewaffnet mit Äxten aus Knochenstielen und Doppelklingen aus Sardonyx, gehörten zu Ibras Clan, doch Onrack kannte sie nicht. »Ich grüße auch dich, Ibra Gholan, und unterstelle mich deinem Befehl.«
Knochenwerfer Monok Ochem watschelte mit schweren Schritten ein Stück vor. »Du hast das Ritual befleckt, Onrack«, sagte er auf die typisch schroffe Weise, »und musst daher vernichtet werden.«
»Dieses Privileg wird euch allerdings streitig gemacht«, erwiderte Onrack. »Diese berittenen Krieger hier sind Tiste Liosan, und sie betrachten mich als ihren Gefangenen, mit dem sie tun und lassen können, was sie wollen.«
Ibra Gholan gab seinen beiden Kriegern ein Zeichen, und die drei schritten auf die Liosan zu.
Der Seneschall ergriff das Wort. »Wir entlassen unseren Gefangenen, T’lan Imass. Er gehört Euch. Unser Streit mit Euch ist beendet, und daher werden wir gehen.«
Die T’lan Imass blieben stehen, und Onrack konnte ihre Enttäuschung spüren.
Der Kommandant der Liosan betrachtete Trull einen Moment lang und sagte dann: »Edur – willst du mit uns reisen? Wir könnten einen Diener gebrauchen. Eine einfache Verbeugung genügt als Antwort auf unsere ehrenvolle Einladung.«
Trull Sengar schüttelte den Kopf. »Nun, das wäre das erste Mal für mich. Leider werde ich jedoch die T’lan Imass begleiten. Aber ich erkenne die Unannehmlichkeiten, die Euch das bereiten wird, und schlage daher vor, dass Ihr Euch in der Rolle des Dieners abwechselt. Ich bin ein Befürworter von Lektionen in Demut, Tiste Liosan, und ich spüre, dass Ihr die wirklich dringend nötig habt.«
Der Seneschall lächelte kalt. »Ich werde dich nicht vergessen, Edur.« Er wirbelte herum. »Auf die Pferde, Brüder. Wir werden diese Sphäre jetzt verlassen.«
»Es könnte sein, dass Ihr das weit schwieriger finden werdet, als Ihr Euch vorstellt«, sagte Monok Ochem.
»Wir sind noch niemals zuvor in unserem Vorhaben behindert worden«, erwiderte der Seneschall. »Gibt es hier verborgene Barrieren?«
»Dieses Gewirr ist ein zertrümmertes Fragment von Kurald Emurlahn«, erklärte der Knochenwerfer. »Ich glaube, Euer Volk hat viel zu lange in Abgeschiedenheit gelebt. Ihr wisst nichts über die anderen Sphären, nichts über die Verwundeten Tore. Nichts von den Aufgestiegenen und ihren Kriegen – «
»Wir dienen nur einem einzigen Aufgestiegenen«, schnappte der Seneschall. »Dem Sohn von Vater Licht. Unser Lord ist Osric.«
Monok Ochem legte den Kopf leicht schief. »Und wann ist Osric das letzte Mal in Eurer Mitte dahingeschritten?«
Alle vier Liosan zuckten sichtlich zusammen.
Der Knochenwerfer fuhr in seinem trockenen Tonfall fort. »Euer Lord, Osric, der Sohn von Vater Licht, gehört zu denjenigen, die in anderen Sphären miteinander streiten. Er ist deshalb noch nicht zu Euch zurückgekehrt, Liosan, weil er dazu nicht in der Lage ist. Ja, in der Tat ist er kaum in der Lage, überhaupt etwas zu tun.«
Der Seneschall trat einen Schritt vor. »Was plagt unseren Lord?«
Monok Ochem zuckte die Schultern. »Ein ziemlich gewöhnliches Schicksal. Er hat sich verirrt.«
»Verirrt?«
»Ich würde vorschlagen, wir arbeiten zusammen, um ein Ritual zu wirken und so ein Tor zu erschaffen«, sagte der Knochenwerfer. »Dafür werden wir Tellann brauchen, außerdem noch Euer Gewirr, Liosan, sowie das Blut dieses Tiste Edur hier. Onrack, um deine Vernichtung kümmern wir uns, wenn wir wieder in unsere eigene Sphäre zurückgekehrt sind.«
»Das erscheint mir angebracht«, erwiderte Onrack.
Trulls Augen hatten sich geweitet. Er starrte den Knochenwerfer an. »Habt Ihr gerade von meinem Blut gesprochen?«
»Wir werden nicht alles brauchen, Edur – wenn alles läuft wie geplant.«
Kapitel Zehn
Alles was bricht
muss fallen gelassen werden
selbst wenn der Donner
des Glaubens
immer schwächer werdende
Echos zurückwirft.
Präludium zu Anomandaris
Fisher
D
er Tag, an dem die Gesichter im Felsen erwachten,
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