SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
gibt.«
Bairoth lachte auf. »Aber gewiss doch. Unter all den Teblor gibt es nur drei Helden. Was glaubst du – wird das reichen?«
»Drei sind besser als zwei«, schnappte Karsa, »aber wenn es nicht anders geht, werden auch zwei genügen.«
»Ich bete zu den Sieben, Karsa Orlong, dass dein Geist immer frei von Zweifeln bleibt.«
Karsa bemerkte, dass er die Hände um den Schwertgriff geschlossen hatte. »Oh, das denkst du also. Wie der Vater, so der Sohn. Beschuldigst du mich, so schwach wie Synyg zu sein?«
Bairoth musterte Karsa und schüttelte dann langsam den Kopf. »Dein Vater ist nicht schwach, Karsa Orlong. Wenn es irgendwelche Zweifel gibt, über die man hier und jetzt sprechen sollte, dann betreffen sie Pahlk und seinen heldenhaften Raubzug zum Silbersee.«
Karsa war blitzschnell auf den Beinen, das Blutholz-Schwert in den Händen.
Bairoth rührte sich nicht. »Du kannst nicht sehen, was ich sehe«, sagte er ruhig. »Karsa Orlong, in dir steckt das Potential, tatsächlich deines Vaters Sohn zu sein. Ich habe eben gelogen, als ich gesagt habe, ich würde beten, dass du frei von Zweifeln bleibst. Im Gegenteil, Kriegsführer. Ich bete, dass der Zweifel zu dir kommt, dass er dich mit seiner Weisheit härtet. Jene Helden in unseren Legenden waren schrecklich, Karsa Orlong; sie waren Ungeheuer, denn jede Unsicherheit war ihnen fremd.«
»Steh auf, Bairoth Gild, denn ich werde dich nicht töten, so lange dein Schwert an deiner Seite liegt.«
»Das werde ich nicht tun, Karsa Orlong. In meinem Rücken ist Stroh, und du bist nicht mein Feind.«
Delum beugte sich nach vorn und warf eine Hand voll Erde auf das Feuer zwischen den beiden Männern. »Es ist schon spät«, murmelte er, »und es könnte so sein, wie Bairoth vermutet – dass wir in diesem Tal nicht ganz so allein sind, wie wir bis jetzt geglaubt haben. Zumindest könnte es auf der anderen Seite Beobachter geben. Heute Nacht sind nur Worte gefallen, Kriegsführer. Wir sollten es unseren wahren Feinden überlassen, unser Blut zu vergießen.«
Karsa blieb stehen und starrte weiterhin düster auf Bairoth Gild hinab. »Worte«, knurrte er. »Ja, und für die Worte, die er gesprochen hat, muss Bairoth Gild sich entschuldigen.«
»Ich, Bairoth Gild, bitte um Vergebung für meine Worte. Wirst du nun endlich dein Schwert weglegen, Karsa Orlong?«
»Du bist gewarnt«, sagte Karsa. »Das nächste Mal werde ich mich nicht so leicht besänftigen lassen.«
»Ich bin gewarnt.«
Gräser und Schösslinge hatten sich des Sunyd-Dorfes bemächtigt. Die Pfade, die hinein und heraus führten, waren fast völlig unter Brombeersträuchern verschwunden, aber hier und dort konnte man Anzeichen von Feuer und Gewalt an den steinernen Fundamenten der kreisförmigen Häuser erkennen.
Delum stieg ab und fing an, in den Ruinen herumzustochern. Es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis er die ersten Knochen fand.
Bairoth schnaubte. »Ein Überfall. Einer, bei dem keine Überlebenden übrig gelassen wurden.«
Delum richtete sich wieder auf, einen zersplitterten Pfeilschaft in den Händen. »Tiefländer. Die Sunyd haben nicht viele Hunde, sonst wären sie nicht so überrascht worden.«
»Wir werden jetzt keinen Raubzug mehr unternehmen, sondern Krieg führen«, sagte Karsa. »Wir werden nicht als Uryd zum Silbersee reisen, sondern als Teblor. Und wir werden uns rächen.« Er stieg ab und holte aus seinem Packen vier feste Ledergamaschen, die er Havok um die Beine schnallte, um das Tier vor den Dornen der Brombeeren zu schützen. Die anderen beiden Krieger folgten seinem Beispiel.
»Führe uns, Kriegsführer«, sagte Delum, als er fertig war und sich wieder auf den Rücken seines Streitrosses schwang.
»Wir werden so schnell reiten, wie es das Gelände erlaubt«, sagte Karsa und legte sich die dreibeinige Hündin über die Oberschenkel. »Wenn wir dieses Tal hinter uns gelassen haben, werden wir uns nach Norden wenden, und dann wieder nach Osten. Morgen Nacht werden wir den Knochenpass fast erreicht haben – den Weg nach Süden, der uns zum Silbersee bringen wird.«
»Und wenn wir unterwegs auf Tiefländer treffen?«
»Dann werden wir anfangen, Trophäen zu sammeln, Bairoth Gild. Aber es darf keinem die Flucht gelingen, denn unser Angriff auf das Gehöft muss völlig überraschend kommen, sonst werden die Kinder fliehen.«
Sie ritten um das Dorf herum, bis sie auf einen Pfad stießen, der in den Wald führte. Unter den Bäumen gab es weniger Unterholz, was ihnen
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