SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
Eurer Warte aus betrachtet, ein geschäftliches Unternehmen. Und ein verdammt erfolgreiches noch dazu. Der Einzige, der hier etwas missachtet, seid Ihr – und zwar die malazanischen Gesetze.« Er blickte auf, und sein Lächeln wurde breiter. »Was im Namen des Vermummten glaubt Ihr eigentlich, was unsere Kompanie hier tut, Ihr parfümiertes Stück Abschaum?«
Urplötzlich lag eine gewaltige Spannung in der Luft, Hände schlossen sich um Schwertgriffe.
»Ich rate Euch, ganz ruhig zu bleiben«, sagte Ebron von der Seite her. »Ich weiß, dass Ihr ein Priester Maels seid, Silgar, und dass Ihr kurz davor steht, Euer Gewirr zu öffnen, aber ich werde Euch in eine klumpige Pfütze verwandeln, wenn Ihr auch nur zuckt.«
»Sagt Euren Schlägern, dass sie sich nicht von der Stelle rühren sollen«, sagte Strang, »oder dieser Teblor hier wird auf seiner Reise zu den Minen Gesellschaft haben.«
»Ihr würdet es nicht wagen – «
»Würde ich nicht?«
»Euer Hauptmann würde – «
»Nein, das würde er nicht.«
»Ich verstehe. Nun gut. Damisk, geh für einen Augenblick mit den Männern nach draußen.«
Karsa hörte Schritte, die sich entfernten.
»Also, Sergeant«, fuhr Silgar nach einer kurzen Pause fort, »wie viel?«
»Nun, ich muss zugeben, dass ich über irgendeine Art von Tauschhandel nachgedacht habe. Aber dann hat die Stadtglocke aufgehört zu läuten. Was mir sagt, dass wir keine Zeit mehr haben. Leider. Der Hauptmann ist zurück – da, hört Ihr? Hufgetrappel, das schnell näher kommt. Was bedeutet, dass wir uns nun ganz offiziell unterhalten, Silgar. Natürlich kann es auch sein, dass ich Euch die ganze Zeit hingehalten habe, bis Ihr schließlich die Geduld verloren und versucht habt, mich zu bestechen. Was, wie Ihr wisst, ein Verbrechen ist.«
Karsa hörte, dass die malazanische Truppe am Pferch angekommen war. Ein paar Rufe, das Stampfen von Hufen, ein kurzer Wortwechsel mit Damisk und den anderen Wächtern, die draußen standen, dann schwere Schritte auf den Planken des Fußbodens.
Strang drehte sich um. »Hauptmann – «
Eine polternde Stimme unterbrach ihn. »Ich dachte, ich hätte euch unter Hausarrest gestellt. Ebron, ich kann mich nicht erinnern, dir Erlaubnis erteilt zu haben, diese besoffenen Rüpel wieder zu bewaffnen …« Die Worte des Hauptmanns verklangen.
Karsa konnte das Lächeln auf Strangs Gesicht förmlich spüren, als dieser sagte: »Der Teblor hat versucht, unser Quartier anzugreifen, Hauptmann – «
»Was euch ziemlich schnell wieder nüchtern gemacht hat.«
»Das hat es, Hauptmann. Folglich hat unser schlauer Magier hier sich entschlossen, uns unsere Waffen zurückzugeben, so dass wir diesen etwas zu groß geratenen Wilden gefangen nehmen konnten. Leider sind die Dinge seither noch etwas komplizierter geworden, Hauptmann.«
Silgar meldete sich zu Wort. »Hauptmann Gütig, ich bin hierher gekommen, um Rückgabe meines Sklaven zu ersuchen, und dieser Trupp hier ist mir mit offener Feindseligkeit und voller Drohungen entgegengetreten. Ich vertraue darauf, dass ihr armseliges Verhalten kein Zeichen dafür ist, wie tief die malazanische Armee im Ganzen gesunken ist – «
»Das ist es ganz gewiss nicht, Sklavenmeister«, erwiderte Hauptmann Gütig.
»Hervorragend. Nun, wenn wir dann also unseren – «
»Er hat versucht, mich zu bestechen, Hauptmann«, sagte Strang in bekümmertem Tonfall.
Einen Moment war es vollkommen still, dann sagte der Hauptmann: »Ebron? Ist das wahr?«
»Ich fürchte, das ist es, Hauptmann.«
In Gütigs Stimme schwang ein Unterton kühler Zufriedenheit mit, als er sagte: »Wie bedauerlich. Bestechung ist immerhin ein Verbrechen …«
»Das Gleiche habe ich ihm auch gerade gesagt«, bemerkte Strang.
»Ich wurde dazu aufgefordert, ein Angebot zu machen!«, zischte Silgar.
»Nein, das wurdet Ihr nicht«, erwiderte Ebron.
Hauptmann Gütig ergriff das Wort. »Leutnant Poren, stellt den Sklavenmeister und seine Jäger unter Arrest. Stellt zwei Trupps ab, die sich darum kümmern, dass sie im Stadtgefängnis eingekerkert werden. Steckt sie in getrennte Zellen und nicht zu diesem Banditenführer, den wir auf dem Rückweg aufgegriffen haben – dieser berüchtigte Knöchelchen hat hier wahrscheinlich nur wenig Freunde. Das heißt, abgesehen von denen natürlich, die wir östlich von hier entlang der Straße aufgehängt haben. Oh, und schickt einen Heiler her für Humpel – Ebron hat bei seinen Versuchen, dem armen Kerl zu helfen, offensichtlich eine
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