SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
mittlere Sauererei angerichtet.«
»Nun«, schnappte Ebron, »ich gebiete nicht über Denul, das wisst Ihr.«
»Pass auf deinen Ton auf, Magier«, warnte der Hauptmann ihn ruhig.
»Tut mir Leid, Hauptmann.«
»Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen neugierig bin«, fuhr Gütig fort. »Was ist das für ein Zauberspruch, den du bei diesem Krieger angewandt hast?«
»Oh, äh, es ist eine besondere Form von Ruse – «
»Ja, ich kenne dein Gewirr, Ebron.«
»Ja, Hauptmann. Nun, äh, es wird benutzt, um Dhenrabi im Meer zu umstricken und zu betäuben – «
»Dhenrabi? Diese gigantischen Meereswürmer?«
»Ja, Hauptmann.«
»Tja – warum im Namen des Vermummten ist dieser Teblor dann nicht tot?«
»Das ist eine gute Frage, Hauptmann. Er ist eben ein verdammt harter Bursche, ja, das ist er wohl wirklich.«
»Beru schütze uns alle.«
»Ja, Hauptmann.«
»Sergeant Strang.«
»Ja, Hauptmann?«
»Ich habe mich entschlossen, die Anklage wegen Trunkenheit gegen dich und deinen Trupp fallen zu lassen. Kummer um gefallene Kameraden. Eine verständliche Reaktion, alles in allem betrachtet. Dieses Mal. Ihr solltet allerdings die nächste verlassene Taverne, in die ihr hineinstolpert, nicht als Einladung auffassen, schon wieder solch ein lasterhaftes Verhalten an den Tag zu legen. Hast du mich verstanden?«
»Voll und ganz, Hauptmann.«
»Gut. Ebron, teile den Trupps mit, dass wir dieses malerische Städtchen verlassen. Und zwar so bald wie möglich. Sergeant Strang, dein Trupp kümmert sich darum, die Vorräte zu verstauen. Das wäre alles, Soldaten.«
»Und was ist mit diesem Krieger?«, fragte Ebron.
»Wie lange wird dieses magische Netz halten?«
»So lange Ihr wollt, Hauptmann, aber die Schmerzen – «
»Er scheint sie ertragen zu können. Lass ihn, wie er ist, und denk in der Zwischenzeit darüber nach, wie wir ihn auf einen Wagen bekommen.«
»Ja, Hauptmann. Wir werden lange Stangen brauchen – «
»Was auch immer«, murmelte Hauptmann Gütig und schritt davon.
Karsa spürte, dass der Magier auf ihn herabstarrte. Die Schmerzen waren schon lange verblasst, egal, was Ebron dachte; in der Tat hatte das ständige gleichmäßige Anspannen und Lockern der Muskeln des Teblor angefangen, das Netz zu schwächen. Nicht mehr lange, und dann …
Kapitel Drei
Unter den Gründerfamilien von Darujhistan
findet man auch die Familie Nom.
Die Adelshäuser von Darujhistan
Misdry
I
ch habe dich vermisst, Karsa Orlong.«
Torvald Noms Gesicht war mit schwarzen und blauen Flecken übersät, sein rechtes Auge zugeschwollen. Er war an die vordere Wand des Wagens gekettet und lag auf verrottetem Stroh, während er zusah, wie die Malazaner den Teblor auf den Wagen hinunterließen. Sie benutzten dabei entastete Schösslinge, die sie unter die Glieder des riesigen, in das Netz gehüllten Kriegers geschoben hatten. Der Wagen schwankte und ächzte, als Karsas Gewicht auf ihn herabsank.
»Die verdammten Ochsen können einem Leid tun«, sagte Scherbe, während er einen der Schösslinge zurückzog. Sein Atem ging schwer, und sein Gesicht war vor Anstrengung gerötet.
Ein zweiter Wagen stand in der Nähe, gerade noch in Karsas Blickfeld. Auf der Ladefläche dieses Wagens saßen Meister Silgar, Damisk und drei weitere Nathii-Tiefländer. Das Gesicht des Sklavenmeisters war bleich, der blaugoldene Saum seiner teuren Gewänder fleckig und verknittert. Als Karsa ihn sah, lachte er auf.
Silgars Kopf fuhr herum, der Blick seiner dunklen Augen bohrte sich wie ein Messer in den Uryd-Krieger.
»Sklavenräuber!«, schnaubte Karsa höhnisch.
Scherbe, der malazanische Soldat, kletterte auf das Seitenbord des Wagens und beugte sich herüber, um Karsa einen Augenblick lang zu mustern; dann schüttelte er den Kopf. »Ebron!«, rief er. »Komm und sieh dir das an. Das Netz ist nicht mehr, was es mal war.«
Der Magier kletterte zu ihm hinauf. Seine Augen wurden schmal. »Der Vermummte soll ihn holen«, murmelte er. »Besorg uns ein paar Ketten, Scherbe. Schwere Ketten, und zwar viele. Sag auch dem Hauptmann Bescheid – und beeil dich.«
Der Soldat verschwand aus Karsas Blickfeld.
Ebron starrte finster auf ihn herunter. »Hast du Otataral in deinen Adern? Bei Nerruse, dieser Spruch hätte dich längst töten müssen. Wie lange dauert das nun schon – drei Tage? Und wenn du schon nicht stirbst, hätten die Schmerzen dich wenigstens wahnsinnig machen müssen. Aber du
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