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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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würden keine weiteren blutigen Überbleibsel von Metzeleien finden. Das allein würde sie zurückbringen. Er schlich zur Falltür hinüber, hob sie hoch und stieg die blutbespritzten hölzernen Stufen hinunter. Überall im Korridor lagen Leichen herum, und es stank nach Tod.
    Er ging rasch zum Hintereingang. Der Hof draußen war nur aufgewühlter Schlamm und Pfützen; an einer Seite lag ein Haufen Pflastersteine und wartete auf das Eintreffen der Handwerker. Dahinter war eine relativ neue, niedrige steinerne Mauer, in deren Mitte sich ein Torbogen befand. Am Himmel über ihm zogen die Wolken rasch dahin. Schatten und Flecken aus Sonnenlicht krochen gleichmäßig über den Hof. Niemand war zu sehen.
    Karsa rannte quer über den Hof und kauerte sich unter den Torbogen. Vor ihm lag ein von Furchen durchzogenes, enges Gässchen, das parallel zur Hauptstraße verlief. Auf der anderen Seite gab es ein paar unordentliche Haufen aus abgeschnittenem Laub inmitten von hohem gelbem Gras. Hinter diesen Haufen erhoben sich die Rückseiten weiterer Häuser.
    Er war auf der Westseite der Stadt, und hier waren auch die Jäger. Auf der Ostseite wäre er sicherer. Andererseits waren dort wahrscheinlich die malazanischen Soldaten untergebracht … obwohl er beobachtet hatte, wie mindestens dreißig von ihnen die Stadt durch das Westtor verlassen hatten. Wie viele mochten es dann wohl noch sein?
    Karsa hatte die Malazaner zu seinen Feinden erklärt.
    Der Krieger schlüpfte durch den Torbogen auf das Gässchen hinaus und bewegte sich in Richtung Osten. Tief geduckt rannte er schnell dahin. Seine Augen waren auf den Weg gerichtet, der vor ihm lag, immer auf der Suche nach Deckung; er rechnete jeden Augenblick mit dem Schrei, der verkündete, dass er entdeckt war.
    Er begab sich in den Schatten eines großen Hauses, das sich leicht über das Gässchen neigte. Noch fünf Schritte weiter und er würde zu der breiten Straße kommen, die hinunter zum Seeufer führte. Sie unentdeckt zu überqueren würde sich wahrscheinlich als besondere Herausforderung erweisen. Silgars Jäger waren noch immer in der Stadt, ebenso wie eine unbekannte Anzahl malazanischer Soldaten. Genug, um ihm Ärger zu machen? Er wusste es nicht.
    Fünf vorsichtige Schritte brachten ihn an den Rand der Straße. Am weiter entfernten, zum See hin gelegenen Ende hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt. In Tücher gewickelte Leichen wurden aus einem Haus getragen, während zwei Männer mit einer nackten, blutüberströmten Frau kämpften. Sie fauchte und spuckte und versuchte, ihnen die Augen auszukratzen. Es dauerte einen Augenblick, ehe Karsa sie wiedererkannte. Das Blutöl brannte noch immer in ihr, und die Menge war offensichtlich beunruhigt zurückgewichen, richtete ihre Aufmerksamkeit jedoch weiterhin auf die sich windende Frau.
    Ein kurzer Blick nach rechts. Niemand zu sehen.
    Karsa schoss über die Straße. Er war nur noch einen einzigen Schritt von dem gegenüberliegenden Gässchen entfernt, als er einen heiseren Schrei hörte, gefolgt von einem vielstimmigen Aufheulen. Während er durch den glucksenden Matsch schlitterte, hob der Krieger sein Schwert und richtete den Blick auf die Menge.
    Und sah sie nur noch von hinten, denn die Menschen flohen wie panisches Wild und ließen die eingewickelten Leichen zurück. Die junge Frau, die plötzlich losgelassen wurde, fiel kreischend in den Schlamm; eine Hand zuckte vor, krallte sich um den Knöchel eines ihrer Häscher. Sie wurde eine Körperlänge durch den Schlamm gezogen, bevor es ihr gelang, den Mann zum Straucheln und dann zu Fall zu bringen. Mit einem höhnischen Lachen bestieg sie ihn.
    Karsa stapfte in das Gässchen.
    Eine Glocke begann wild zu läuten.
    Er ging weiter, Richtung Osten, parallel zur Hauptstraße. Das Gässchen schien dreißig oder mehr Schritte entfernt vor einem langen einstöckigen, aus Stein erbauten Gebäude zu enden, dessen sichtbare Fenster mit schweren Läden versehen waren. Während er darauf zurannte, schossen drei malazanische Soldaten durch sein Blickfeld – alle drei trugen Helme, hatten die Visiere heruntergeklappt, und keiner von ihnen wandte ihm den Kopf zu.
    Karsa wurde langsamer, als er sich dem Ende des Gässchens näherte. Er konnte nun mehr von dem Gebäude erkennen, das vor ihm lag. Es sah irgendwie anders aus als die anderen Häuser der Stadt, der Stil wirkte strenger, praktischer – ein Stil, den der Teblor bewundern konnte.
    An der Mündung des Gässchens blieb er

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