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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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schnellten herbei, Stimmen riefen von unten. Über ihm glitten Möwen über Masten und Takelung dahin. In der Takelage hingen Gestalten, die auf den Teblor herabstarrten.
    Der Flaschenzug quietschte, und Karsa sah, wie die Seeleute kleiner wurden. Hände packten die Ränder des Wagenbetts an allen Seiten, hielten es fest. Das Ende mit seinen Füßen senkte sich weiter, so dass er langsam aufrecht gezogen wurde.
    Vor sich sah er das Vorder- und das Hauptdeck eines riesigen Schiffs, auf dem es von Trägern und Stauern, Seeleuten und Soldaten nur so wimmelte. Überall wurden Vorräte gestapelt und zusammengepackt und die Fracht dann durch weit aufklaffende Luken unter Deck verstaut.
    Das untere Ende des Wagenbetts streifte über das Deck. Erst erschollen Rufe, dann herrschte plötzlich hektische Aktivität, und der Teblor spürte, wie das Bett leicht angehoben wurde, so dass es wieder frei hin und her schwang. Dann wurde es erneut abgesenkt, und dieses Mal konnte Karsa sowohl hören als auch spüren, wie das obere Ende gegen den Hauptmast krachte. Taue wurden durch Ketten gezogen, um die Plattform festzuzurren. Dann traten die Arbeiter zurück und starrten zu Karsa hoch.
    Der lächelte.
    Von der Seite erklang Torvalds Stimme. »Ein schreckliches Grinsen, klar, aber er ist harmlos, das versichere ich euch. Kein Grund zur Beunruhigung, es sei denn, ihr seid zufällig ein besonders abergläubischer Haufen – «
    Ein heftiges Krachen ertönte, dann landete Torvald Nom lang ausgestreckt vor Karsa auf dem Deck. Blut rann aus seiner gebrochenen Nase. Der Daru blinzelte einfältig, machte jedoch keinerlei Anstalten aufzustehen. Eine mächtige Gestalt trat zu ihm heran und baute sich über ihm auf. Der Mann war nicht sonderlich groß, dafür aber breit, und hatte eine dunkelblaue Hautfarbe. Er starrte auf den Banditenhäuptling hinunter und musterte dann die Seeleute, die schweigend um ihn herumstanden.
    »Das nennt man Messer rein und rumdrehen«, brummte er auf malazanisch. »Und er hat euch verdammt noch mal alle am Wickel gehabt.« Er drehte sich um und musterte Torvald Nom erneut. »Noch so ein Versuch, Gefangener, und ich lasse dir deine Zunge rausschneiden und sie an den Mast nageln. Und wenn du oder dieser Riese da, also wenn einer von euch irgendwelchen Ärger macht, dann lasse ich dich neben ihm anketten und das ganze verdammte Ding über Bord werfen. Wenn du mich verstanden hast, nicke jetzt.«
    Torvald Nom wischte sich das Blut aus dem Gesicht und nickte zustimmend.
    Nun richtete der blauhäutige Mann den Blick seiner harten Augen auf Karsa. »Wisch dir das Grinsen aus dem Gesicht, sonst bekommst du ein Messer zu schmecken«, sagte er. »Zum Essen brauchst du keine Lippen, und in der Mine wird’s sowieso keinen kümmern.«
    Karsas leeres Lächeln blieb unverändert.
    Das Gesicht des Mannes lief dunkel an. »Du hast gehört, was ich gesagt habe …«
    Torvald hob zögernd eine Hand. »Bitte, Kapitän, wenn ich vielleicht etwas sagen dürfte … Er kann Euch nicht verstehen – sein Verstand ist verwirrt.«
    »Bootsmann!«
    »Ja, Kapitän?«
    »Knebelt den Bastard.«
    »Jawohl, Kapitän.«
    Rasch wurde ein salzverkrusteter Stofffetzen um den unteren Teil von Karsas Gesicht geschlungen, was ihm das Atmen ziemlich erschwerte.
    »Ihr sollt ihn nicht ersticken, ihr Idioten.«
    »Jawohl, Kapitän.«
    Die Knoten wurden ein wenig gelockert, der Stoff bis unter seine Nase herabgezogen.
    Der Kapitän wirbelte herum. »Und jetzt sagt mir – was, in Maels Namen, steht ihr eigentlich alle hier herum?«
    Während die Arbeiter sich eilends zerstreuten und der Kapitän davonstapfte, stand Torvald langsam wieder auf. »Tut mir Leid, Karsa«, murmelte er mit aufgeplatzten Lippen. »Ich werde dafür sorgen, dass du den Fetzen wieder los wirst, das verspreche ich dir. Es könnte allerdings ein Weilchen dauern. Aber wenn es endlich so weit ist, mein Freund, ich bitte dich, verkneif dir dieses Grinsen …«
     
    Warum bist du zu mir gekommen, Karsa Orlong, Sohn des Synyg, Enkel des Pahlk?
    Eine Präsenz, und noch sechs weitere. Gesichter, die aus Fels hätten gemeißelt sein können, durch einen wirbelnden Dunstschleier kaum zu erkennen. Eines – und sechs.
    »Ich stehe hier vor dir, Urugal«, sagte Karsa, und das war etwas, was ihn verwirrte.
    Das tust du nicht. Nur dein Geist, Karsa Orlong. Er ist seinem sterblichen Gefängnis entflohen.
    »Dann habe ich versagt, Urugal.«
    Versagt. Ja. Du hast uns im Stich gelassen, und so müssen

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