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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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manövrierte.
    Torvald Nom stand mit rasselnden Ketten auf, während er sich wild den verfilzten Bart kratzte. Seine Augen glänzten, als er zur Stadt hinübersah. »Malyntaeas«, seufzte er. »Nathii, Genabari und Korhivi Seite an Seite an Seite. Und was hält sie davon ab, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen? Nur der malazanische Oberbefehlshaber und drei Kompanien des Ashok-Regiments. Siehst du die halb zerstörte Festung da drüben, Karsa? Das kommt von dem Krieg zwischen den Nathii und den Korhivi. Die ganze Bucht war voll mit der Flotte der Nathii; sie haben Steine gegen die Wälle geschleudert und waren so damit beschäftigt, einander zu töten, dass sie es nicht mal bemerkt haben, als die malazanischen Streitkräfte hier eingetroffen sind. Dujek Einarm, drei Legionen der Zweiten Armee, die Brückenverbrenner und zwei Hohemagier. Das war alles, was Dujek hatte, und am Ende dieses Tages lag die Nathii-Flotte auf dem schlammigen Grund der Bucht, das herrschaftliche Geschlecht der Genabari, das sich in seiner blutroten Burg verkrochen hatte, war tot, und die Festung der Korhivi hatte kapituliert.«
    Das Schiff näherte sich einem Liegeplatz an einem breiten, steinernen Pier; überall hasteten Seeleute hin und her.
    Torvald lächelte. »Alles schön und gut, denkst du vielleicht. Ein erzwungener Friede und so. Nur wird die Faust dieser Stadt in Kürze zwei ihrer drei Kompanien verlieren. Zugegeben, wahrscheinlich sind schon Ersatztruppen unterwegs. Aber wann werden sie eintreffen? Und von woher? Und wie viele sind es? Siehst du, was passiert, mein teurer Teblor, wenn dein Stamm zu groß wird? Plötzlich werden die einfachsten Dinge schwierig und unkontrollierbar. Verwirrung sickert herein wie Nebel, und alle tappen blind und dumm umher.«
    Irgendwo, etwas links hinter Karsa, begann eine Stimme zu schnattern. Ein o-beiniger, kahlköpfiger Offizier trat in sein Blickfeld; seine Augen waren auf den Liegeplatz vor ihm gerichtet, und ein säuerliches Grinsen verzerrte seinen Mund. »Der Banditenhäuptling lässt sich also über Politik aus«, sagte er auf Nathii. »Zweifellos spricht er aus Erfahrung – schließlich hatte er sich mit einem Dutzend aufsässiger Wegelagerer herumzuschlagen. Aber warum erzählst du das diesem hirnlosen Idioten überhaupt? Oh, natürlich – ein wahrhaft gefesseltes Publikum, das nicht aufmuckt.«
    »Tja, da ist was dran«, räumte Torvald ein. »Ihr seid der Erste Offizier, nicht wahr? Ich habe mich gerade gefragt, wie lange wir wohl in Malyntaeas bleiben werden – «
    »Hast du dich das gefragt, ja? Schön, erlaube mir, dir den Gang der Ereignisse in den nächsten ein, zwei Tagen zu erklären. Erstens: Kein Gefangener verlässt dieses Schiff. Zweitens: Wir nehmen sechs Trupps der Zweiten Kompanie an Bord. Drittens: Wir segeln weiter nach Genabaris. Dort werdet ihr dann weiterverfrachtet, und ich bin euch los.«
    »Ich höre da ein leichtes Unbehagen heraus, mein Herr«, sagte Torvald. »Habt Ihr etwa Bedenken hinsichtlich der Sicherheit im sauberen Malyntaeas?«
    Der Mann wandte langsam den Kopf. Er musterte den Daru einen Augenblick lang, ehe er sagte: »Du bist derjenige, der vielleicht eine Klaue sein könnte. Nun, wenn du eine bist, dann füge das hier deinem verdammten Bericht hinzu: Es sind Mitglieder der Karmesin-Garde in Malyntaeas, und sie wiegeln die Korhivi auf. In den Schatten ist es gefährlich, und es ist sogar schon so schlimm geworden, dass die Patrouillen sich nur noch dann irgendwo hinwagen, wenn sie mindestens zwei Trupps stark sind. Und jetzt werden zwei Drittel der Soldaten nach Hause geschickt. Es könnte hier in Malyntaeas schon bald sehr ungemütlich werden.«
    »Es wäre gewiss nachlässig von der Imperatrix, die Meinungen ihrer Offiziere nicht zu berücksichtigen«, erwiderte Torvald.
    Der Erste Offizier blickte ihn aus schmalen Augen an. »Ja, das wäre es.«
    Dann ging er zum Bug und brüllte ein paar Matrosen an, die anscheinend tatenlos herumstanden.
    Torvald zupfte an seinem Bart, blickte zu Karsa hinüber und zwinkerte ihm zu. »Die Karmesin-Garde. Das ist in der Tat beunruhigend – für die Malazaner …«
     
    Tage verstrichen. Karsa erlangte wieder einmal das Bewusstsein, als das Wagenbett unter ihm wild ruckte. Seine Gelenke brannten wie Feuer, als sein Gewicht verlagert wurde, Ketten sich spannten und an seinen Gliedern zerrten. Er wurde durch die Luft geschwungen, dann hing er an einem Flaschenzug unter einem knirschenden Balkengestell. Seile

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