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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Wüstenkrieger befanden sich jetzt zwischen den großen Wagen mit den Vorräten, und Corabb hörte, wie die erste Bola davonzischte. Einen Herzschlag später folgte das Fauchen eines auflodernden Feuers. Die Dunkelheit verschwand in einem roten Lichtschein.
    Und dann sah Corabb, wie eine Gestalt auf dem Weg vor ihm davonrannte. Er schwang seine Axt mit der langen Klinge. Die Wucht, mit der die Waffe den fliehenden Malazaner – oder genauer, die Rückseite seines Helms – traf, hätte ihm beinahe die Schulter ausgerenkt. Eine Fontäne aus Blut spritzte auf seinen Unterarm, als er die Waffe losriss – sie war plötzlich schwerer, und als er sie anblickte, sah er, dass die Klinge den halben Helm mitgenommen hatte, ihn in zwei Hälften zerteilt hatte. Hirn und Knochensplitter und behaarte Hautfetzen hingen an der bronzenen Hülle.
    Fluchend zügelte er sein Pferd etwas, um seinen rasenden Galopp zu verlangsamen, und versuchte, die Reste von seiner Axt zu schütteln. Mittlerweile wurde überall um ihn herum gekämpft, und wütende Flammen hüllten mindestens ein Dutzend Wagen und Zelte ein. Soldaten tauchten auf, wurden immer mehr und mehr. Er konnte gebrüllte Befehle in malazanischer Sprache hören, Armbrustbolzen surrten durch die Luft auf die Wüstenkrieger zu.
    Ein Horn ertönte, schrill und zitternd. Während seine Flüche immer heftiger wurden, riss Corabb sein Pferd herum. Er hatte den Kontakt zu Leoman bereits verloren, obwohl noch ein paar seiner Kameraden in Sicht waren. Sie alle reagierten auf die Aufforderung zum Rückzug. Genau wie er es tun musste.
    Die Axt zerrte an seiner schmerzenden Schulter, immer noch mit der Last des verdammten Helms beladen. Er trieb sein Pferd zurück, den breiten Gang zwischen den Zelten entlang. Rauchwolken stiegen auf, verschlechterten die Sicht. Der Rauch brannte ihm in den Augen und in der Lunge.
    Plötzlich riss ein brennender Schmerz an der Wange seinen Kopf herum. Ein Armbrustbolzen fiel klappernd fünfzehn Schritt voraus und leicht seitlich versetzt zu Boden. Corabb duckte sich tief in den Sattel und drehte den Kopf auf der Suche nach dem Schützen.
    Er sah einen Trupp Malazaner, alle mit Armbrüsten bewaffnet, die bis auf eine gespannt und auf ihn gerichtet waren. Daneben stand ein Sergeant und schimpfte mit dem Soldaten, der zu früh geschossen hatte. Eine Szene, die er in ihrer Gesamtheit zwischen zwei Herzschlägen aufnahm. Die Bastarde waren weniger als zehn Schritt entfernt.
    Corabb warf seine Axt fort. Mit einem Schrei drängte er sein Pferd zur Seite, direkt in die Wand eines der Zelte, in dem normalerweise die Verpflegung ausgegeben wurde. Seile spannten sich und schwere Pflöcke wurden hochgeschleudert, Stangen splitterten. Inmitten dieses Chaos hörte der Krieger, wie die Armbrüste abgefeuert wurden – doch sein Pferd stürzte zu Boden, fiel auf die Seite, und Corabb war schon aus dem Sattel, seine Füße glitten aus den Steigbügeln, während er wegtauchte.
    Hinein in die zusammenstürzende Zeltwand, kurz bevor ihm sein Pferd, das wiehernd herumrollte, folgte.
    Der Druck des gewachsten Zeltstoffs verschwand plötzlich, und Corabb schlug einen Purzelbaum, einmal, zweimal, kam schlitternd auf die Beine und wirbelte herum -
    - gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich sein Pferd wieder aufrappelte.
    Corabb war mit einem Satz an der Seite des Tiers und schwang sich in den Sattel – und weg waren sie.
    Und im Geist des Wüstenkriegers herrschte nichts als benommene Ungläubigkeit.
     
    Auf der gegenüberliegenden Seite des breiten Gangs standen oder kauerten sieben malazanische Seesoldaten mit Armbrüsten und starrten dem Reiter hinterher, der in den Rauch davonpreschte.
    »Habt ihr das gesehen?«, fragte einer von ihnen.
    Einen Augenblick lang schien die Zeit stillzustehen, doch schließlich warf der Soldat namens Lauten seine Waffe voller Abscheu zu Boden, und die seltsame Stimmung zerbarst.
    »Heb sie wieder auf«, knurrte Sergeant Borduke. »Wenn Vielleicht nicht zu früh geschossen hätte – «
    »Ich war mir nicht sicher!«, erwiderte Vielleicht. »Ladet nach, ihr Idioten – es könnten noch ein paar übrig sein.«
    »He, Sergeant, vielleicht hat dieses Pferd ja den Koch getötet.« Borduke spuckte aus. »Glaubst du etwa, dass die Götter heute Nacht auf uns herablächeln, Hubb?«
    »Nun …«
    »Richtig. Dann bleibt es also dabei. Wir müssen ihn selbst umbringen. Bevor er uns umbringt. Aber das ist im Augenblick nicht wichtig. Auf geht’s

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