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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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…«
     
    Die Sonne war gerade aufgegangen, als Leoman die Zügel anzog und seine Männer Halt machen ließ. Corabb kam spät – genau gesehen als einer der Letzten –, und das brachte ihm ein erfreutes Nicken seines Anführers ein. Als nähme er an, Corabb habe die Nachhut aus einer Art Pflichtgefühl heraus übernommen. Er bemerkte nicht, dass sein Leutnant seine wichtigste Waffe verloren hatte.
    Hinter ihnen sahen sie Rauchsäulen in den sonnenhellen Himmel aufsteigen, und aus der Ferne drangen Schreie an ihr Ohr, wenige Augenblicke später gefolgt von lautem Hufgetrappel.
    Leoman bleckte die Zähne. »Und jetzt kommt das eigentliche Ziel unseres Angriffs. Gut gemacht, bis jetzt, meine Soldaten. Hört ihr das Hufgetrappel? Seti, Wickaner und Khundryl – und das wird auch die Reihenfolge der Verfolger sein. Die Khundryl, vor denen wir uns hüten müssen, werden von ihrer Rüstung belastet. Die Wickaner werden vorsichtig ausschwärmen. Aber die Seti werden uns blindlings verfolgen, wenn sie uns erst einmal zu Gesicht bekommen.« Er hob den Morgenstern in seiner rechten Hand, und alle konnten die blutverschmierten Haare auf der mit spitzen Dornen versehenen Kugel sehen. »Und wo werden wir sie hinführen?«
    »In den Tod!«, kam die laut gebrüllte Antwort.
     
    Die aufgehende Sonne hatte die ferne Mauer aus wirbelndem Sand golden gefärbt, eine Farbe, die Febryls alten, wässrigen Augen sehr genehm war. Den Blick nach Osten gerichtet, saß er im Schneidersitz auf den Überresten eines ehemaligen Torturms, der jetzt nur noch ein formloser Haufen Geröll war, geglättet von dem Sand, den der Wind immer mit sich führte.
    In seinem Rücken lag die wiedergeborene Stadt; sie erwachte langsam an diesem Tag, aus Gründen, derer sich nur einige wenige bewusst waren, und Febryl war einer von ihnen. Die Göttin verzehrte. Sie verbrauchte Lebensenergie, sie sog den heftigen Überlebenswillen ihrer unglücklichen, fehlgeleiteten sterblichen Diener in sich auf.
    Die Wirkung zeigte sich nur allmählich, doch Tag für Tag, Augenblick für Augenblick, tötete sie sie ein Stückchen mehr. Es sei denn, man kannte diesen Hunger, natürlich. Und war in der Lage, sich den unablässigen Forderungen der Göttin zu entziehen.
    Vor langer Zeit hatte die Wiedergeborene Sha’ik behauptet, Febryl zu kennen, seine Geheimnisse ergründet zu haben, die Farbe seiner Seele wahrnehmen zu können. Und in der Tat hatte sie eine beunruhigende Fähigkeit gezeigt, in seinen Gedanken sprechen zu können – fast, als wäre sie immer gegenwärtig und spräche nur gelegentlich zu ihm, um ihn an diese schreckliche Tatsache zu erinnern. Doch diese Momente waren immer seltener geworden – vielleicht als Ergebnis seiner neuerlichen Anstrengungen, sich zu tarnen –, und mittlerweile war er sich sicher, dass sie seine Verteidigung nicht mehr durchbrechen konnte.
    Vielleicht war die Wahrheit über seine eigenen Fähigkeiten aber auch weitaus weniger schmeichelhaft. Vielleicht hatte der Einfluss der Göttin Sha’ik zur … Gleichgültigkeit verlockt. Stimmt, es könnte sein, dass ich längst tot bin und es nur noch nicht weiß. Dass alles, was ich geplant habe, sowohl der Göttin wie der Frau bekannt ist. Bin ich der Einzige, der über Spione verfügt? Nein. Korbolo hat Andeutungen über seine eigenen Agenten gemacht, und in der Tat, nichts von dem, was ich zu erreichen suche, wird geschehen können ohne den Einsatz der verborgenen Mörder des Napanesen.
    Es lag, dachte er mit bitterer Erheiterung, in der Natur all derer, die an diesem Spiel beteiligt waren, so viel wie möglich von sich vor den anderen zu verbergen, vor Verbündeten ebenso wie vor Feinden, denn solche Bezeichnungen konnten sich manchmal blitzschnell und ohne Vorwarnung ändern.
    Nichtsdestotrotz setzte Febryl Vertrauen in Kamist Reloe. Der Hohemagier hatte allen Grund, sich loyal gegenüber dem größeren Plan zu verhalten – dem Plan, der ein ungeheuerlicher Verrat war –, denn der Pfad, den er bot, war der einzige, der garantieren konnte, dass Reloe das, was noch kommen würde, überlebte. Und was die feineren Nuancen anging, die Febryl selbst Sorge bereiteten – nun, sie gingen Kamist Reloe schließlich nichts an. Oder?
    Selbst wenn ihre Verwirklichung sich als verhängsnisvoll erweisen sollte … für alle außer mir.
    Sie hielten sich alle für zu schlau, und das war eine Schwäche, die förmlich dazu einlud, sie auszunutzen.
    Und was ist mit mir? Na, mein lieber Febryl? Hältst du

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