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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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den Kopf gegen die Mauer und seufzte. »Hast du schon mal von den Namenlosen gehört?«
    Ebron schnaubte. »Habe ich nicht gesagt, dass ich aus Karakarang bin? Der Tanno-Kult behauptet von sich, direkt auf den Kult der Namenlosen zurückzugehen. Die Geistergänger sagen, dass ihre Macht über Lieder und ähnliche Dinge von jenen ursprünglichen Mustern stammt, die die Namenlosen in ihren Ritualen erschaffen haben – diese Muster ziehen sich vermutlich kreuz und quer über den gesamten Subkontinent, und ihre Macht ist bis heute geblieben. Willst du damit etwa sagen, dass dies ein Kloster der Namenlosen war? Ja, natürlich willst du das sagen. Aber sie waren keine Dämonen – oder?«
    »Nein, aber sie hatten die Angewohnheit, Dämonen in Fesseln zu legen. Der da unten im Teich ist vermutlich etwas ungehalten über die Begegnung, die er gerade gehabt hat, aber nicht ganz so ungehalten, wie man vielleicht annehmen sollte.«
    Ebron runzelte die Stirn und wurde plötzlich blass. »Das Blut – wenn irgendjemand Wasser trinkt, das sich mit diesem Blut vermischt hat …«
    Kalam nickte. »Der Dämon nimmt sich die Seele dieses Menschen … und vollzieht den Austausch. Gewinnt dadurch die Freiheit.«
    »Nicht nur Menschen!«, zischte Ebron. »Tiere, Vögel – Insekten! Einfach alles!«
    »Nein. Ich glaube, es muss groß sein – größer als ein Vogel oder ein Insekt. Und wenn ihm die Flucht gelingt – «
    »Wird er kommen und nach dir suchen«, flüsterte der Magier. Er wirbelte zu Strang herum. »Wir müssen hier raus! Auf der Stelle! Oder besser – «
    »Ja, klar«, knurrte Kalam. »Haltet so viel Abstand von mir, wie ihr könnt. Hört zu – die Imperatrix hat ihre neue Mandata geschickt, mit einer Armee –, es wird eine Schlacht geben, in der Raraku. Aber die Armee der Mandata besteht fast nur aus Rekruten. Sie könnte eure Kompanie gut gebrauchen, auch wenn ihr ein ziemlich heruntergekommener Haufen seid – «
    »Sie marschieren von Aren aus los?«
    Kalam nickte. »Und sind wahrscheinlich bereits aufgebrochen. Das gibt euch etwa einen Monat … so lange müsst ihr am Leben bleiben und irgendwelchem Ärger aus dem Weg gehen – «
    »Das schaffen wir schon«, krächzte Strang.
    Kalam warf Sünd einen Blick zu. »Sei vorsichtig, Schätzchen.«
    »Das werde ich. Ich glaube, ich werde dich vermissen, Kalam.«
    Der Assassine wandte sich an Strang. »Lasst mir meine Vorräte da. Ich werde mich hier noch ein Weilchen ausruhen. So werden wir uns nicht über den Weg laufen, wenn ich von hier aus in Richtung Westen aufbreche und … einige Zeit am nördlichen Rand des Wirbelwinds entlanggehe. Ich werde später versuchen, die Mauer zu durchbrechen und in die Raraku selbst zu gelangen.«
    »Das Glück der Lady sei mit dir«, erwiderte Strang. Dann machte er eine Handbewegung. »Alle anderen – auf geht’s.« An der Treppe blieb der Sergeant noch einmal stehen und warf dem Assassinen einen Blick zu. »Der Dämon da unten … glaubst du, dass er den Hauptmann und den Leutnant erwischt hat?«
    »Nein. Zumindest hat er das Gegenteil gesagt.«
    »Er hat mit dir gesprochen?«
    »In meinen Gedanken, ja. Aber es war eine ziemlich kurze Unterhaltung.«
    Strang grinste. »Irgendetwas sagt mir, dass Unterhaltungen mit dir immer kurz sind.«
    Einen Augenblick später war Kalam allein. Noch immer quälten ihn Wogen unkontrollierbaren Erschauerns. Dankenswerterweise hatten die Soldaten ihm ein paar Fackeln dagelassen. Es war einfach zu blöd, dachte er, dass der Azalan-Dämon verschwunden war. Wirklich zu blöd.
     
    Die Abenddämmerung brach bereits herein, als der Assassine aus einer schmalen Felsspalte genau gegenüber der Klippe auftauchte, in der der geheime Fluchtweg aus dem Kloster endete. Die zeitliche Verzögerung war alles andere als erfreulich. Der Dämon war möglicherweise bereits frei, jagte ihn vielleicht schon in der Gestalt, die ihm das Schicksal geschenkt hatte – wie auch immer sie aussehen mochte. Die vor ihm liegende Nacht versprach nicht gerade angenehm zu werden.
    Die Spuren, die die Kompanie bei ihrem Aufbruch zurückgelassen hatte, waren in dem staubigen Grund vor der Spalte gut zu erkennen, und Kalam stellte fest, dass die Soldaten in südliche Richtung gezogen und ihm vier oder mehr Glockenschläge voraus waren. Befriedigt schulterte er seinen Packen, umging den Felsen, der die eigentliche Festung war, und machte sich nach Westen auf.
    Wilde Bhok’arala hielten eine Zeit lang mit ihm Schritt; sie tollten auf

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