SdG 07 - Das Haus der Ketten
für einen Augenblick in seinem Kopf alles drehte – er wachte immer noch mit Kopfschmerzen auf –, doch dann schüttelte er das Gefühl mit einem tiefen Atemzug ab und nickte dem Boten zu.
Sie suchten sich langsam einen Weg durch das chaotische Gewimmel von Soldaten, die sich zu den gebrüllten Befehlen von Offizieren hin und her bewegten, und hielten dabei auf einen niedrigen Hügel zu, der der Senke am nächsten lag. Gamet konnte sehen, dass sich die Mandata auf diesem Hügel befand; sie saß auf dem Rücken ihres Pferds, und neben ihr standen Nil und Neder.
»Ich kann sie sehen«, sagte Gamet zu dem Boten.
»In Ordnung, Faust, dann lasse ich Euch jetzt allein.«
Nachdem Gamet das Gedränge hinter sich gelassen hatte, trieb er sein Pferd in einen leichten Galopp und zügelte das Tier wenig später neben der Mandata.
Die Position verschaffte ihnen einen klaren Blick auf die Aufstellung der Feinde, und während sie selbst beobachteten, wurden sie ihrerseits von einer kleinen Gruppe auf der zentralen Rampe beobachtet.
»Wie scharf sind Eure Augen, Faust?«, fragte die Mandata.
»Nicht scharf genug«, erwiderte er.
»Korbolo Dom. Kamist Reloe. Sechs Offiziere. Kamist hat seine Fühler in unsere Richtung ausgestreckt, hat nach Anzeichen von Magiern gesucht. Vor allem Hohemagiern. Da Nil und Neder bei mir sind, können sie von Kamist Reloe nicht durch Zauberei gefunden werden. Sagt mir, Faust Gamet – was glaubt Ihr, wie zuversichtlich ist Korbolo Dom in diesem Augenblick?«
Er musterte sie einen Herzschlag lang. Sie trug ihre Rüstung, hatte das Visier ihres Helms nach oben geschoben und hielt die Augen halb geschlossen gegen das grelle Licht, das von dem harten, rissigen Lehm der Senke zurückstrahlte. »Ich würde annehmen, dass seine Zuversicht nachlässt, Mandata«, erwiderte er langsam.
Sie blickte ihn an. »Dass sie nachlässt? Warum?«
»Weil es einfach zu leicht aussieht. Zu deutlich zu seinen Gunsten, Mandata.«
Sie schwieg und richtete den Blick wieder auf den weit entfernten Feind.
Hat sie mich deshalb zu sich gerufen? Um mir diese eine Frage zu stellen?
Gamet richtete seine Aufmerksamkeit auf die beiden Wickaner. Nil war während des Marschs gewachsen, was Gamet vermuten ließ, dass er in ein paar Jahren ein großer Mann sein würde. Er trug nur einen Lendenschurz und sah mit seinen ungebändigten, offenen Haaren und dem grün und schwarz bemalten Körper wild und barbarisch aus.
Neder füllte ihre Hirschlederkleidung deutlich mehr als früher aus, wie er zu seiner Überraschung feststellte. Sie wirkte pummelig, wie häufig bei Mädchen vor dem Erwachsenwerden. Ihr Gesichtsausdruck war jetzt fast immer streng und verwandelte ihr eigentlich hübsches Gesicht in eine abstoßende Fratze, die von einer schweren Bürde zeugte. Ihr schwarzes Haar war kurz geschoren, was deutlich machte, dass sie zu trauern geschworen hatte.
»Kamist ist fertig mit seinen magischen Erkundungen«, verkündete die Mandata plötzlich. »Er wird sich jetzt ausruhen müssen.« Sie drehte sich im Sattel um, und auf ihr Zeichen hin kamen zwei Wickaner den Hang hochgerannt. Tavore nahm ihren Schwertgürtel ab und reichte ihn den beiden. Sie zogen sich schnell mit der Otataral-Waffe zurück.
Zögernd setzten sich Nil und Neder im Schneidersitz auf die steinige Erde.
»Faust Gamet«, sagte die Mandata, »wenn Ihr bitte Euren Dolch ziehen und ein paar Blutstropfen aus Eurer rechten Handfläche opfern würdet.«
Ohne ein Wort streifte er seinen Panzerhandschuh ab, zog den Dolch aus der Scheide und zog die Schneide über den fleischigen Teil seiner Hand. Blut quoll aus dem Schnitt. Gamet streckte die Hand aus, schaute zu, wie das Blut auf den Boden tropfte.
Ein Schwindelanfall überkam ihn, und er schwankte einen Augenblick im Sattel, bevor er das Gleichgewicht wiedererlangte.
Neder stieß ein überraschtes Zischen aus.
Gamet blickte auf sie hinunter. Ihre Augen waren geschlossen, und sie drückte beide Hände auf den sandigen Boden. Nil hatte die gleiche Position eingenommen, und über sein Gesicht huschte eine wilde Abfolge von Gefühlen, bis seine Miene schließlich nur noch Furcht zeigte.
Faust Gamet fühlte sich immer noch etwas schwindlig, ein schwaches, tosendes Geräusch erfüllte seinen Schädel.
»Hier gibt es Geister«, knurrte Nil. »Und sie sind wütend – «
»Ein Lied«, unterbach ihn Neder. »Von Krieg … und Kriegern – «
»Neue und alte«, sagte ihr Bruder. »So neu … und so alt. Schlacht
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