SdG 07 - Das Haus der Ketten
und Tod, wieder und wieder – «
»Das Land erinnert sich an jeden Kampf, der auf seiner Oberfläche stattgefunden hat, angefangen vom allerersten.« Neder verzog das Gesicht zu einer Grimasse und erschauerte dann, die Augen immer noch fest zugekniffen. »Die Göttin ist nichts im Vergleich zu dieser Macht – doch sie will … stehlen. «
Die Stimme der Mandata war scharf. »Stehlen?«
»Das Gewirr«, erwiderte Nil. »Sie wird Anspruch auf dieses Bruchstück erheben und es wie einen Parasiten auf dieses Land setzen. Wurzeln aus Schatten, die nach unten gleiten, um sich Nahrung zu verschaffen, um sich von den Erinnerungen des Landes zu nähren.«
»Und die Geister wollen das nicht«, flüsterte Neder.
»Leisten sie Widerstand?«, fragte die Mandata.
Beide Wickaner nickten, dann bleckte Nil die Zähne und sagte: »Geister werfen keine Schatten. Ihr hattet Recht, Mandata. Bei den Göttern, Ihr hattet Recht.«
Recht?, fragte sich Gamet. Recht womit?
»Und werden sie ausreichen?«, wollte Tavore wissen.
Nil schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Nur, wenn der Meister der Krallen das tut, von dem Ihr annehmt, dass er es tun wird, Mandata.«
»Vorausgesetzt«, fügte Neder hinzu, »Sha’ik ist sich der Schlange inmitten ihres Lagers nicht bewusst.«
»Wenn sie es wüsste«, sagte Tavore, »hätte sie ihm schon lange den Kopf abschlagen lassen.«
»Vielleicht«, erwiderte Neder, und Gamet hörte den Zweifel in ihrer Stimme. »Es sei denn, sie und ihre Göttin haben beschlossen, zu warten, bis alle ihre Feinde versammelt sind.«
Die Mandata richtete den Blick wieder auf die weit entfernt stehenden Offiziere. »Probieren wir es aus, ja?«
Die beiden Wickaner standen auf und wechselten einen raschen Blick, den Tavore nicht bemerkte.
Gamet rieb sich mit seiner unverletzten Hand über die Stirn unter dem Helmrand. Als er sie zurückzog, war sie schweißnass. Etwas hatte ihn benutzt, wurde ihm klar, und er erbebte. Mit Hilfe seines Bluts. Er konnte entfernte Musik hören, Stimmen und nicht erkennenbare Instrumente, ein Lied. In seinem Schädel begann sich ein Druck zu bilden. »Wenn Ihr mich nicht mehr braucht, Mandata«, sagte er rau.
Sie nickte, ohne ihn anzusehen. »Kehrt zu Eurer Legion zurück, Faust. Übermittelt Euren Offizieren bitte Folgendes: Während der Schlacht am morgigen Tag könnten Einheiten auftauchen, die Ihr nicht erkennen werdet. Sie erwarten möglicherweise Befehle, und Ihr müsst sie ihnen geben, als würden sie unter Eurem Befehl stehen.«
»Verstanden, Mandata.«
»Sorgt dafür, dass sich ein Feldscher um Eure Hand kümmert, Faust Gamet – und danke. Und sagt den Wachen, sie sollen mir mein Schwert zurückbringen.«
»In Ordnung.« Er zog sein Pferd herum und lenkte es den Hang hinunter.
Die Kopfschmerzen ließen nicht nach, und das Lied selbst schien seine Adern vergiftet zu haben, eine Musik von Fleisch und Knochen, die sich nach Wahnsinn anhörte. Lasst mich in Ruhe, verdammt. Ich bin nichts weiter als ein Soldat. Nur ein Soldat …
Saiten saß auf einem Felsblock, den Kopf in die Hände gestützt. Er hatte seinen Helm abgenommen – obwohl er sich nicht erinnern konnte, wann er es getan hatte –, und der lag nun zu seinen Füßen, verschwommen und schwankend hinter den Wogen aus Schmerzen, die heranfluteten und abebbten wie ein sturmgepeitschtes Meer. Stimmen sprachen rings um ihn, versuchten, zu ihm durchzudringen, doch er konnte in dem, was gesagt wurde, keinen Sinn erkennen. Das Lied war plötzlich und heftig in seinem Schädel erblüht und strömte wie Feuer durch seine Glieder.
Eine Hand packte ihn an der Schulter, und er spürte ein magisches Suchen in seine Adern sickern, zunächst ganz vorsichtig, dann zuckte es weg, aber nur, um mit gewachsener Macht zurückzukehren – und eine sich ausbreitende Stille mitzubringen. Einen glückseligen Frieden, kühl und still.
Schließlich war der Sergeant in der Lage aufzublicken.
Er stellte fest, dass sich sein Trupp um ihn herum versammelt hatte. Die Hand, die auf seiner Schulter lag, gehörte Buddl, und das Gesicht des jungen Burschen war bleich und schweißnass. Ihre Blicke begegneten sich, und dann nickte Buddl und zog langsam die Hand weg.
»Kannst du mich hören, Sergeant?«
»Schwach – als ob du dreißig Schritt weit weg wärst.«
»Ist der Schmerz weg?«
»Ja – was hast du gemacht?«
Buddl wandte den Blick ab.
Saiten runzelte die Stirn. »Alle anderen wieder an die Arbeit. Du bleibst hier,
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