SdG 07 - Das Haus der Ketten
Macht –, aber ich habe gebeten, und sie hat Erbarmen gezeigt.« Er warf Saiten einen raschen Blick zu. »Zumindest vermute ich, dass es Erbarmen war.«
»Ja, mein Junge, das war es. Kannst du immer noch mit … mit dieser Eres … sprechen?«
»Nein. Ich … ich wollte da nur raus – raus aus all dem Blut – «
»Meinem Blut.«
»Nun, das meiste davon war dein Blut, Sergeant.«
»Und der Rest?«
»Gehört zu diesem Lied. Dem Lied der … äh … Brückenverbrenner.«
Saiten schloss die Augen, lehnte den Kopf an den Felsbrocken hinter ihm. Kimloc. Dieser verdammte Tanno-Geistergänger in Ehrlitan. Ich habe nein gesagt, aber er hat es trotzdem getan. Er hat meine Geschichte gestohlen – nicht nur meine Geschichte, sondern die der Brückenverbrenner – und daraus ein Lied gemacht. Der Scheißkerl ist hingegangen und hat uns der Raraku zurückgegeben …
»Geh und hilf den anderen, Buddl.«
»In Ordnung, Sergeant.«
»Und … danke.«
»Ich werde das weitergeben, wenn ich der Eres-Hexe das nächste Mal begegne.«
Saiten starrte dem Magier hinterher. Also wird es ein nächstes Mal geben, ja? Was hast du mir wohl alles nicht erzählt, mein Junge? Er fragte sich, ob der morgige Tag wohl tatsächlich Zeuge seiner letzten Schlacht werden würde. Das war ein alles andere als willkommener Gedanke, vielleicht jedoch ein wichtiger Gedanke. Vielleicht würde er gerufen werden, sich zu den gefallenen Brückenverbrennern zu gesellen. So schlimm ist das gar nicht. Könnte kaum um armseligere Gesellschaft bitten. Verdammt, sie fehlen mir. Sie fehlen mir alle. Sogar Igel.
Der Sergeant stand wieder auf, nahm seinen Helm und setzte ihn auf. Er drehte sich um und starrte in Richtung Nordosten über die Senke, zu ihren Feinden und dem Rauch und dem Staub über der Stadt, die sich in der Oase verbarg. Und du auch, Kalam Mekhar. Ich frage mich, ob du weißt, warum du hier bist …
Der Schamane befand sich in einem Zustand der Verzückung; er wand sich und zischte, während er wie eine Krabbe in staubigen Kreisen um das flache Knochenstück herumflitzte, das in der Feuerstelle immer schwärzer wurde. Corabb, den Mund gefüllt mit einem halben Dutzend der Skarabäus-Panzer, die an einem Riemen um seinen Hals hingen, um Böses abzuwehren, zuckte zusammen, als seine klappernden Zähne einen der Panzer zermalmten und ein bitterer Geschmack sich in seinem Mund ausbreitete. Er zog die Halskette aus dem Mund und begann, Teile des Panzers auzuspucken.
Leoman trat zu dem Schamanen und packte den dürren Mann an seiner Telaba, hob ihn hoch und schüttelte ihn. Ein Durcheinander aus Kleidern und Haaren und Speichel, dann setzte Leoman den Schamanen wieder ab und knurrte: »Was hast du gesehen?«
»Armeen!«, kreischte der alte Mann. Er zerrte an seiner Nase herum, als wäre sie gerade erst aus seinem Gesicht gewachsen.
Leoman starrte ihn finster an. »Klar, die sehen wir auch, du verdammter Schwindler – «
»Nein! Mehr Armeen!« Er kroch an Leoman vorbei und rannte zum südlichen Grat des Tel, wo er auf und ab zu hüpfen begann und wild gestikulierend auf die Malazaner zeigte, die sich auf der Insel jenseits des alten Abflusskanals eingruben.
Leoman machte sich nicht die Mühe, hinter ihm herzugehen. Stattdessen trat er zu Corabb, der mit drei anderen Kriegern hinter einer niedrigen Mauer kauerte. »Corabb, schick noch mal einen Reiter zu Sha’ik – nein, wenn ich mir’s recht überlege, geh lieber selbst. Auch wenn sie sich nicht die Mühe macht, unsere Ankunft zur Kenntnis zu nehmen, will ich doch wissen, wie Mathoks Stämme aufgestellt sein werden, wenn die Morgendämmerung anbricht. Finde es heraus, nachdem du mit Sha’ik gesprochen hast – und, Corabb, du musst unbedingt mit ihr persönlich sprechen. Dann komm hierher zurück.«
»Ich werde tun, wie mir befohlen«, verkündete Corabb und richtete sich auf.
Zwanzig Schritt entfernt wirbelte der Schamane herum und kreischte: »Sie sind hier! Die Hunde, Leoman! Die Hunde! Die wickanischen Hunde!«
Leoman machte ein finsteres Gesicht. »Jetzt ist der Idiot endgültig verrückt geworden …«
Corabb hastete zu seinem Pferd. Er würde keine Zeit damit verlieren, das Tier zu satteln, zumal das bedeutet hätte, sich noch mehr von den wahnsinnigen Beobachtungen des Schamanen anhören zu müssen. Er schwang sich auf sein Pferd, zurrte die Riemen fest, die die Lanze diagonal auf seinem Rücken hielten, packte die Zügel und trieb das Tier an.
Die Strecke zur Oase war
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