Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Gestalt, die sich wie schwarze Seide entfaltete. Und auf seiner buckligen, einzelnen Schulter ritt ein Junge. Sein Körper war menschlich, doch sein Gesicht wies die Züge eines Aptorian auf – ein riesiges, einzelnes Auge, leuchtend und gemustert wie eine Honigwabe. Ein großer Mund, der sich nun öffnete und nadelspitze Fänge enthüllte, die anscheinend eingezogen werden konnten, so dass alles außer ihren Spitzen verschwand. Der Reiter trug eine Rüstung aus schwarzem Leder, die aus einander überlappenden Schuppen bestand. An einem Brustharnisch hingen mindestens ein Dutzend Waffen, vom Langmesser bis zu Wurfpfeilen. Am Gürtel des Jungen waren zwei einhändig zu bedienende Armbrüste befestigt, deren Griffe aus dem unteren Teil eines Geweihs gefertigt waren.
    Der Reiter beugte sich über die spitze, bucklige Schulter nach vorn. Und begann mit leiser, krächzender Stimme zu sprechen. »Ist das alles, was Logros erübrigen kann?«
    »Ihr«, sagte Monok Ochem, »seid nicht willkommen.«
    »Das ist aber wirklich zu dumm, Knochenwerfer, denn wir sind hier. Um den Ersten Thron zu bewachen.«
    »Wer bist du, und wer hat euch hierher geschickt?«, fragte Onrack.
    »Ich bin Panek, der Sohn von Apt. Es ist nicht an mir, deine andere Frage zu beantworten, T’lan Imass. Ich bewache nur den äußeren Bereich. Für das Zimmer, in dem sich der Erste Thron befindet, gibt es eine eigene Wächterin – diejenige, die uns anführt. Vielleicht kann sie dir antworten. Vielleicht tut sie es sogar.«
    Onrack hob Trull Sengar auf. »Dann sollten wir mit ihr sprechen.«
    Panek lächelte, bleckte erneut seine nadelspitzen Fänge. »Wie ich schon gesagt habe, im Thronraum. Zweifellos«, fügte er hinzu, und sein Lächeln wurde noch breiter, »kennt ihr den Weg.«

Kapitel Dreizehn
     
    In den ältesten, höchst bruchstückhaften Texten kann man die unklare Erwähnung der Eres’al finden – ein Name, der sich auf jene ältesten aller Geister zu beziehen scheint, die die Essenz der physikalischen Welt sind. Es gibt natürlich keinerlei empirische Mittel, herauszufinden, ob die Zuschreibung von Bedeutung – der Macht, die dem Erschaffen von Symbolen aus Unbelebtem innewohnt – die ursächliche, in ihrer Essenz kreative Kraft hinter den Eres’al war; oder ob irgendeine andere geheimnisvolle Macht beteiligt war, die den Zuwachs von Sinn und Bedeutung durch intelligente Lebensformen zu einem späteren Zeitpunkt ermutigt hat. Was auf jeden Fall nicht widerlegt werden kann, ist die selten anerkannte gewaltige Macht, die wie unterirdische Schichten in bemerkenswerten Zügen des Landes liegt; und auch nicht, dass diese Macht sich mit subtiler, aber gründlicher Wirksamkeit manifestiert, sogar so gewaltig, dass sie selbst das Dahinschreiten der Götter behindert – gelegentlich sogar stark genug, um sie mit aller Endgültigkeit zu Fall zu bringen …
     
    Vorwort zum Kompendium der Landkarten
    Kellarstellis von Li Heng
     
    D
    as Jahrtausende währende Zusammenspiel von Wind und Sand hatte die großen Platten und Grate aus Korallen zu flachen Inseln abgeschliffen. Ihre Flanken waren ausgefranst und verwittert, narbig und ausgehöhlt, das tiefer gelegene Gelände zwischen ihnen war schmal, gewunden und mit scharfkantigem Geröll gefüllt. In Gamets Augen hätten die Götter keinen weniger geeigneten Platz für das Lager einer Armee finden können.
    Doch sie schienen keine andere Wahl zu haben. Nirgendwo sonst gab es einen Zugang zum Schlachtfeld, und außerdem wurde schnell deutlich, dass diese Position – einmal bezogen – genauso gut zu verteidigen war wie die abgelegenste Bergfeste: das zumindest war eine selig machende Gnade.
    Tavores unbesonnenes Drauflosstürmen, mitten hinein in den Rachen des Feindes, auf das Schlachtfeld ihrer Wahl, war, so vermutete Gamet, die Quelle, aus der sich das Unbehagen und die unbestimmte Verunsicherung, die die Legionen plagten, hauptsächlich speiste. Er beobachtete, wie die Soldaten – jeweils in Einheiten von hundert Mann – weiter vorrückten, um verschiedene Koralleninseln mit Blick auf die Senke einzunehmen und zu halten. Sobald sie an Ort und Stelle waren, würden sie Verteidigungswälle und niedrige Mauern aus Geröll errichten, gefolgt von Schanzen an der Südseite.
    Hauptmann Keneb rutschte unruhig im Sattel hin und her, während er neben der Faust auf seinem Pferd saß und sie gemeinsam zusahen, wie die ersten Trupps ihrer eigenen Legion sich in Richtung auf eine große, knochenweiße Insel

Weitere Kostenlose Bücher