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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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Gewändern.‹«
    »Das sind doch bestimmt nicht die gleichen Hexen? Und wenn doch, sind sie allesamt die größten Lügnerinnen der Welt!«
    Brys lächelte bei dem Scherz. Doch in seinem Mund war plötzlich der Geschmack von Asche, und er zitterte innerlich vor einem ersten Hauch von Furcht.

Kapitel Sieben
     
    Ihr seht nichts als Fleisch
    in den gewirkten Intrigen
    die jeden Tanz besticken
    mit Mustern des Aufgehens -
    das Ritual unserer Tage
    unsere Leben verziert
    mit kostbarer Bedeutung
    als stünden wir ungeschützt
    vor Tischen, schwer mit Mahlzeiten beladen
    und Wandbehänge unter der Last
    einfacher Taten
    sind alles, was uns ruft
    und alles, was wir anrufen
    als würde blutig angeschwollenes Fleisch
    von etwas anderem als Not getrieben.
    Doch mein Blick ist nicht so
    gesegnet, und was ich sehe
    sind Knochen in geisterhafter Bewegung,
    die Knochen, welche die
    Sklaven sind, und sie weben
    die feste Welt unter deinen Füßen
    bei jedem Schritt, den du machst.
     
    Sklaven darunter
      Fisher kel Tath
     
    F
    reisprecherin Seren Pedac schaute den Kindern der Edur zu, die unter den geweihten Bäumen spielten. Die Schatten, die sich in der schwarzen Rinde der Stämme wanden, waren ein chaotischer Wirbel aus Bewegung, der die Kinder umgab, ihnen aber nicht die geringste Beachtung schenkte. Aus irgendeinem unbeschreiblichen Grund fand sie das Nebeneinander dieser beiden Dinge entsetzlich.
    Vor vielen Jahren hatte sie kleine Nerek inmitten der verstreuten Knochen ihrer Vorfahren spielen sehen, und das hatte sie mehr erschüttert alle Schlachtfelder, die sie je zu Gesicht bekommen hatte. Die Szene jetzt brachte etwas Ähnliches in ihr zum Klingen. Sie war hier, im Dorf des Hexenkönigs, und inmitten all dieser Leute, inmitten all der Bewegung und der Stimmen, die die Luft erfüllten, fühlte sie sich verloren und allein.
    Der heilige Hain wurde von einem breiten Gehweg umgeben; der Schlamm war mit zottigen Streifen zerfetzter Rinde bedeckt, und am Rande gab es Baumstämme, die grob zu Bänken geschnitzt worden waren. Zehn Schritt links von Seren saß Hull Beddict, die Unterarme auf den Knien, den Kopf in die Hände gestützt, und starrte zu Boden. Er hatte sich schon einige Zeit weder bewegt noch etwas gesagt, und auch die nüchterne Belanglosigkeit ihrer Grußworte hallte, bis auf einen Hauch von Traurigkeit, der in ihrem Schweigen hing, nicht mehr zwischen ihnen nach.
    Abgesehen davon, dass sie ihnen – ebenso wie Buruk dem Bleichen – Unterkünfte bereitgestellt hatten, beachteten die Tiste Edur die beiden Fremden in ihrer Mitte nicht weiter. Das erste Treffen mit Hannan Mosag sollte heute Abend stattfinden, dabei waren sie bereits seit fünf Tagen hier. Normalerweise konnte man mit einer Wartezeit von ein oder zwei Tagen rechnen. Es war offensichtlich, dass der Hexenkönig ihnen mit dieser beispiellosen Verzögerung eine Botschaft zukommen ließ.
    Eine weitaus unheilvollere Warnung stellte die Anwesenheit so vieler Edur aus anderen Stämmen dar, die jetzt in diesem Dorf wohnten. Sie hatte Arapay, Merude, Beneda und Sollanta inmitten der heimischen Hiroth gesehen. Die Den-Ratha, die in den nördlichsten Regionen der Edur-Lande lebten, verließen ihr Gebiet nur höchst widerwillig. Doch auch so wurde deutlich genug, dass die Stämme wirklich vereinigt waren, womit eine Tatsache, von der sie bisher nur gehört hatte, auf eine Art und Weise bestätigt wurde, die sie frösteln machte. Die spaltenden Schwächen von früher waren verschwunden. Alles hatte sich verändert.
    Die Nerek hatten die Wagen bis dicht an das Gästehaus herangezogen und kauerten sich jetzt darunter; sie hatten Angst davor, das Dorf zu betreten. Die Tiste Edur hatten eine besondere Art, durch diejenigen, die sie für gering erachteten, einfach hindurchzusehen. Dies erschreckte die Nerek in gewisser Weise, als könnte das Gefühl für ihre eigene Existenz durch die Gleichgültigkeit der Edur Schaden nehmen. Seit ihrer Ankunft schienen sie dahinzuwelken; sie waren taub für Buruks Ermahnungen, kaum mehr bereit, etwas zu essen. Seren hatte sich aufgemacht, nach Hull zu suchen, in der Hoffnung, ihn überreden zu können, mit den Nerek zu sprechen.
    Als sie ihn fand, kam sie nicht umhin, sich zu fragen, ob er unter einer ähnlichen schwächenden Dunstglocke wie die Nerek hockte. Hull Beddict wirkte alt, als hätte das Ende der Reise einen hohen Preis von ihm gefordert, und dabei warteten noch schwerere Bürden auf ihn.
    Seren Pedac wandte den Blick

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