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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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sich um. »Wo ist mein Schal?«
     
    Kuru Qan war gegangen und mit zwei Helfern zurückgekehrt, die Brys zurück in die Gemächer des Ceda trugen, wo er auf eine Bank gelegt und genötigt wurde, verschiedene Flüssigkeiten zu trinken und etwas zu essen. Trotzdem kehrten seine Kräfte nur langsam zurück, und er lag noch immer flach auf dem Rücken, den Kopf auf einem Kissen, als die Tür sich öffnete und der Erste Eunuch Nifadas den Raum betrat.
    Seine kleinen Augen glitzerten, als er auf Brys herunterblickte. »Kämpe des Königs, geht es Euch gut genug, um Euren König zu treffen? Er wird binnen weniger Augenblicke hier sein.«
    Brys versuchte angestrengt, sich etwas mehr aufzurichten. »Das ist bedauerlich. Ich bin im Augenblick nicht in der Verfassung, meine Aufgabe …«
    »Macht Euch darum keine Sorgen, Finadd. Euer König will sich nur vergewissern, dass Ihr Euch von Eurer Prüfung erholen werdet. In dieser Hinsicht bewegt Ezgara Diskanar aufrichtige Sorge. Bitte, bleibt, wo Ihr seid. Ich habe Euch noch nie so blass gesehen.«
    »Etwas hat ihm das Blut ausgesaugt«, meinte Kuru Qan, »aber er will mir nicht sagen, was es war.«
    Nifadas schürzte die Lippen, während er Brys musterte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Gott so etwas tun würde.«
    »Mael war nicht da, Erster Eunuch«, sagte Brys. »Die Tiste Edur haben etwas anderes gefunden und in ihre Dienste gezwungen.«
    »Könnt Ihr uns sagen, was für ein Ding das ist?«
    »Ein vergessener Gott – mehr weiß ich auch nicht. Ich weiß nichts über ihn, kenne auch das volle Ausmaß seiner Macht nicht. Er ist alt – älter als der Ozean. Wer auch immer ihn verehrt haben mag, war nicht menschlich.«
    Von der Tür her erklang eine Stimme. »Ich gehe viel zu sorglos mit meinen guten Mitarbeitern um. Auch wenn der Abtrünnige mir bis jetzt die schlimmsten Folgen erspart hat, wofür ich ihm überaus dankbar bin.«
    Kuru Qan und Nifadas verbeugten sich tief, als Ezgara Diskanar den Raum betrat. Auch wenn der König in seinem sechsten Lebensjahrzehnt war, wirkten seine Gesichtszüge immer noch erstaunlich jugendlich. Er war mittelgroß und eher schlank, und seine Gesten verrieten eine nervöse Energie. Die Knochen unter seinen Gesichtszügen waren klar definiert und etwas unsymmetrisch, wofür ein Zwischenfall mit einem schlecht gelaunten Pferd in seiner Kindheit verantwortlich war. Der rechte Wangenknochen und Brauenbogen waren flacher und saßen etwas höher als ihre Gegenstücke auf der linken Seite, so dass das Auge auf besagter Seite größer und runder wirkte. Es war ein schlecht funktionierendes Auge und hatte die Tendenz, unabhängig abzuschweifen, wenn Ezgara wütend oder müde war. Die Heiler hätten den Schaden in Ordnung bringen können, doch der König hatte es ihnen untersagt – sogar als Kind war er eigensinnig und halsstarrig gewesen und hatte sich nicht im Geringsten um seine äußere Erscheinung geschert.
    Ein weiterer Beweis für diese Haltung fand sich in seiner bescheidenen Kleidung, die besser zu einem Bürger auf dem Markt als zu einem König zu passen schien.
    Brys schaffte es trotz seiner halb liegenden Positionen, leicht den Kopf zu neigen. »Ich bitte um Entschuldigung, Euer Hoheit.«
    »Dessen bedarf es nicht, Finadd«, unterbrach ihn Ezgara Diskanar und wedelte mit einer Hand. »In Wirklichkeit bin ich es, der sich bei Euch entschuldigen muss. Unangenehme Aufgaben, die Euch von Euren offiziellen Tätigkeiten fern halten. Ich habe Eure Loyalität bitter missbraucht, mein junger Kämpe. Und Ihr musstet darunter leiden.«
    »Ich werde mich wieder erholen, Majestät.«
    Ezgara lächelte und blickte dann die anderen im Raum an. »Nun, dies ist eine mörderische Zusammenkunft, nicht wahr? Wir sollten erleichtert sein, dass mein teures Weib im Moment besinnungslos unter einem erschöpften Galan liegt, so dass selbst die Spione, denen sie am meisten vertraut, es nicht wagen, zu ihr zu gehen und ihr über dieses Treffen zu berichten. Und wenn es dann schließlich doch geschieht, wird es hoffentlich schon viel zu spät sein.«
    »Mein König«, meldete sich Nifadas zu Wort, »ich werde der Erste sein, der geht, wenn Ihr gestattet. Die Stunde meiner Abreise aus der Stadt rückt rasch näher, und meine Vorbereitungen sind noch längst nicht abgeschlossen.«
    Ezgaras schiefes Lächeln wurde breiter. »Erster Eunuch, Eure Sorgfalt in derartigen Dingen ist legendär, weswegen ich Euren Behauptungen skeptisch gegenüberstehe.

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