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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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ausdruckslos. »Prinz, Ihr werdet erklären müssen, wie Ihr Letherii zu der Vorstellung gekommen seid, wir würden Euch etwas schulden. Die Robbenjagd war unrechtmäßig – oder wollt Ihr das leugnen?«
    »Wir stellen nicht in Abrede – nein, Nifadas, jetzt spreche ich. Wie ich gerade schon gesagt habe, Hannan Mosag, stellen wir nicht in Abrede, dass die Robbenjagd unrechtmäßig war. Doch ihre Unrechtmäßigkeit widerlegt keinesfalls, dass sie tatsächlich stattgefunden hat. Und die Ernte jener Jagd, die die Letherii durchgeführt haben, ist nun in Händen der Edur. Wie Ihr Euch vielleicht erinnern werdet, ist im gegenwärtigen Vertrag ein vereinbarter Marktwert für Stoßzähnige Robben festgelegt, und wir erwarten, dass Ihr den entsprechenden Preis begleicht.«
    »Welch außerordentliche Logik, Prinz«, sagte Hannan Mosag. Seine Stimme war ein sanftes Knurren.
    »Glücklicherweise«, fuhr Quillas fort, »sind wir zu einem gütlichen Vergleich bereit.«
    »Ach, tatsächlich?«
    Udinaas fragte sich, warum Nifadas nichts sagte. Die Tatsache, dass der Erste Eunuch sich nicht einmischte, konnte nur als stillschweigende Loyalität gegenüber dem Prinzen und der Position, für die Letzterer eintrat, gedeutet werden.
    »Zu einem gütlichen Vergleich, ja. Die Schulden werden Euch erlassen, wenn Ihr uns dafür Land abtretet. Genauer gesagt den Rest der Halbinsel von Trate, die, wie wir beide wissen, nur zu bestimmten Zeiten genutzt wird – nämlich nur dann, wenn Eure Leute sich zum Fischfang begeben und dort ihre Lager aufschlagen. Natürlich würde es Euch nicht verboten werden, weiterhin solche Lager zu benutzen. Sie werden auch in Zukunft für Euch verfügbar sein – gegen einen bescheidenen Anteil an Eurem Fang.«
    »Wie es im Augenblick aussieht«, sagte Hannan Mosag, »stehen wir schon zu Beginn dieser Verhandlungen in Eurer Schuld.«
    »Ja.«
    »Wobei sich alles auf die Annahme gründet, dass wir den gestohlenen Ertrag der Robbenjagd besitzen.«
    »Nun, natürlich …«
    »Aber wir besitzen ihn nicht, Prinz Quillas Diskanar.«
    »Was? Aber Ihr müsst ihn haben!«
    »Ihr seid herzlich eingeladen, höchstpersönlich unseren Lagerhäusern einen Besuch abzustatten«, fuhr Hannan Mosag sachlich fort. »Wir haben die Jäger bestraft, wie es unser Recht war. Aber wir haben ihre Beute nicht zurückgeholt.«
    »Als die Schiffe in Trate angekommen sind, waren ihre Laderäume leer!«
    »Vielleicht haben sie sich – um schneller zu werden – ihrer Last entledigt, als sie vor unserem Zorn geflohen sind? Allerdings ohne Erfolg, wie sich herausgestellt hat.« Der Prinz starrte ihn einfach nur an, und Hannan Mosag fuhr fort. »Daher stehen wir nicht in Eurer Schuld. Ihr hingegen steht in unserer Schuld. In Höhe des Marktwerts der erbeuteten Stoßzähnigen Robben. Wir sind im Augenblick noch etwas unentschlossen, welche Art von Entschädigung wir von Euch fordern werden. Schließlich bedeutet uns Geld nicht viel.«
    »Wir haben Geschenke mitgebracht!«, rief Quillas.
    »Für die Ihr uns hinterher bezahlen lassen werdet. Mit Zinsen. Wir sind mit der Vorgehensweise vertraut, Prinz, nach der Eure kulturelle Eroberung benachbarter Stämme abläuft. Dass die Situation jetzt genau andersherum ist, sichert Euch unser Mitgefühl – doch wie pflegt Ihr immer zu sagen: Geschäft ist Geschäft.«
    Jetzt endlich meldete sich Nifadas zu Wort. »Anscheinend gibt es eine ganze Menge, worüber wir beide nachdenken sollten, Imperator. Doch leider war unsere Reise lang und ermüdend. Vielleicht könntet Ihr uns gestatten, uns für einige Zeit zurückzuziehen, und dieses Treffen am morgigen Tag fortzusetzen?«
    »Das ist eine hervorragende Idee«, sagte Rhulad. Die Münzen auf seinem Gesicht bewegten sich, als er lächelte. »Udinaas, geleite die Delegation zum Gästehaus. Dann komm hierher zurück. Auf uns wartet eine lange Nacht.«
    Der Prinz stand da wie eine Marionette, der man die Fäden durchtrennt hatte. Die Freisprecherin und der Erste Eunuch hingegen machten einen gelassenen Eindruck.
    Und wenn schon. Es sieht aus, als wären wir alle hier nur Marionetten …
     
    Trull Sengar schaute zu, wie der Sklave die Freisprecherin und die Delegation aus der Halle führte. Die Welt war nicht einfach in sich zusammengefallen, sie war geborsten, und vor seinen Augen sah er die kantigen Stückchen, einen Raum, der von Rissen und Sprüngen durchzogen war – tausend Scherben, die zahllose Spiegelbilder trugen. Gesichter von Edur, zersprengte

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