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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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nicht mehr uneins. Der Hexenkönig herrscht uneingeschränkt.«
    »Alles hat sich geändert, ja.«
    »Und so schickt Diskanar Buruk den Bleichen.«
    Sie schnaubte, stieß ein verirrtes Holzscheit, das beiseite gerollt war, mit dem Fuß zurück in die Flammen. »Eine armselige Wahl. Ich bezweifle, dass er nüchtern genug bleibt, um irgendetwas ausspionieren zu können.«
    »Sieben Handelshäuser und achtundzwanzig Schiffe sind über die Calach-Bänke hergefallen«, sagte Hull Beddict und bewegte seine Finger.
    »Ich weiß.«
    »Diskanars Delegation wird behaupten, dass die Jagd nicht gebilligt war. Sie werden das Gemetzel kleinreden. Und dann werden sie es benutzen, um zu beweisen, dass die alten Verträge fehlerhaft sind, dass sie überarbeitet werden müssen. Was den Verlust der Robben angeht, werden sie sich großmütig geben – indem sie Hannan Mosag Gold vor die Füße werfen.«
    Sie sagte nichts. Schließlich hatte er Recht. Hull Beddict kannte die Gedankengänge von König Ezgara Diskanar – oder die des königlichen Haushalts, was nicht immer ganz das Gleiche war – besser als die meisten anderen Menschen. »Ich habe den Verdacht, da steckt noch mehr dahinter«, sagte sie nach einem kurzen Augenblick.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich nehme an, du hast noch nicht gehört, wer der Anführer der Delegation sein wird?«
    Er gab ein säuerliches Brummen von sich. »In dieser Hinsicht sind die Berge sehr schweigsam.«
    Sie nickte. »Nifadas wird die Interessen des Königs vertreten.«
    »Gut. Der Erste Eunuch ist kein Dummkopf.«
    »Nifadas wird sich den Befehl mit Prinz Quillas Diskanar teilen.«
    Hull Beddict drehte sich langsam zu ihr um. »Dann hat sie es also tatsächlich ziemlich weit gebracht.«
    »Das hat sie. Und auch wenn es viele Jahre her ist, seit du zuletzt den Weg ihres Sohns gekreuzt hast … nun, Quillas hat sich kaum geändert. Die Königin hält ihn an der kurzen Leine, und der Kanzler ist stets in der Nähe, um ihn mit süßen Genüssen zu füttern. Es geht das Gerücht, dass die Person, die die höchsten Schuldverschreibungen an den sieben Handelshäusern hält, die den Vertrag gebrochen haben, niemand anderes als Königin Janall persönlich ist.«
    »Der Kanzler wagt es nicht, den Palast zu verlassen«, sagte Hull Beddict, und sie konnte den spöttischen Unterton in seiner Stimme deutlich hören. »Und daher schickt er Quillas. Ein Fehler. Der Prinz ist blind für taktische Feinheiten. Er weiß um seine eigene Unwissenheit und Dummheit, und daher ist er anderen gegenüber immer misstrauisch, vor allem, wenn sie Dinge sagen, die er nicht versteht. Man kann nicht verhandeln, wenn man ein Spielball seiner eigenen Gefühle ist.«
    »Das ist wohl kaum ein Geheimnis«, erwiderte Seren Pedac. Und wartete.
    Hull Beddict spuckte ins Feuer. »Es ist ihnen egal. Die Königin hat ihn die Leine abstreifen lassen; und ihm erlaubt, wild um sich zu schlagen und Hannan Mosag plumpe Beleidigungen ins Gesicht zu schleudern. Ist das pure Arroganz? Oder wollen sie wirklich, dass es zum Krieg kommt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und was ist mit Buruk dem Bleichen – von wem stammen die Anweisungen, die er mit sich führt?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber er ist nicht glücklich.«
    Danach verfielen sie beide in Schweigen.
    Vor zwölf Jahren hatte König Ezgara Diskanar Hull Beddict, den beliebtesten Preda seiner Garde, mit der Position eines Wächters betraut. Er sollte zur nördlichen Grenze reisen und dann darüber hinaus. Seine Aufgabe war es, die Stämme zu studieren, die noch immer wild in den Bergen und in den Hochgebirgswäldern lebten. Hull Beddict war zwar ein begabter Krieger gewesen, aber auch naiv. Was er als Reise auf der Suche nach Wissen freudig begrüßt hatte, als ersten Schritt zu einem friedlichen Miteinander, war in Wirklichkeit nichts anderes als das Vorspiel zu einer Eroberung gewesen.
    Seine ausführlichen Berichte über Stämme wie die Nerek, die Faraed und die Tarthenal hatten die Speichellecker um Kanzler Triban Gnol ins Grübeln gebracht. Man hatte die Beschreibungen sehr gründlich studiert und dabei besonderes Augenmerk auf die Schwächen der genannten Völker gelegt. Und sie anschließend in einer Reihe von Unterjochungsfeldzügen brutal ausgebeutet.
    Hull Beddict, der mit jenen wilden Stämmen Blutsbrüderschaft geschlossen hatte, musste miterleben, wie seine Begeisterung Früchte trug. Geschenke, die alles andere als Geschenke waren, einschließlich der Schuldscheine, die

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