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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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bewegen wird, außer bei einem Erdbeben …«
    »Oh nein, sie würde auch mit einem Erdbeben klarkommen. Kies, richtig? Beweglich, versteht Ihr?«
    »Wirklich außergewöhnlich.« Tehol spuckte ein Samenkorn aus. »Was meinst du? Sollte ich heute das Bett verlassen?«
    »Ihr habt keinen Grund dazu …« Der Diener unterbrach sich und neigte nachdenklich den Kopf. »Da fällt mir ein, vielleicht habt Ihr doch einen.«
    »Ach? Du solltest mit diesen Dingen lieber nicht meine Zeit vergeuden.«
    »Heute morgen sind drei Frauen hier gewesen.«
    »Drei Frauen.« Tehol ließ den Blick zur nächsten Brücke der Dritten Anhöhe schweifen und beobachtete, wie sich Menschen und Karren über sie hinwegbewegten. »Ich kenne keine drei Frauen, Bagg. Aber wenn dem so wäre, wäre ihre gleichzeitige Ankunft ein Grund, entsetzt zu sein, statt ein beiläufiges ›Ach übrigens‹ von sich zu geben.«
    »Stimmt, aber Ihr kennt sie nicht. Keine einzige von ihnen. Glaube ich zumindest. Für mich sind es jedenfalls neue Gesichter.«
    »Neue Gesichter? Du hast sie noch nie zuvor gesehen? Nicht einmal auf dem Markt? Oder im Hafenviertel?«
    »Nein. Sie könnten aus einer der anderen Städte sein, vielleicht auch aus einem Dorf. Hatten einen seltsamen Akzent.«
    »Und als sie nach mir gefragt haben, da haben sie meinen Namen genannt?«
    »Nun, nicht so richtig. Sie wollten wissen, ob das hier das Haus des Mannes ist, der auf dem Dach schläft.«
    »Wenn sie das fragen mussten, dann sind sie tatsächlich aus einem krötenverseuchten Dorf. Was wollten sie sonst noch wissen? Deine Haarfarbe? Was du angehabt hast, als du vor ihnen gestanden hast? Wollten sie auch ihre eigenen Namen wissen? Sag mir, sind es Schwestern? Haben sie alle die gleichen Augenbrauen?«
    »Nicht, dass es mir aufgefallen wäre. Hübsche Frauen, soweit ich mich erinnere. Jung und üppig. Klingt allerdings, als wärt Ihr nicht interessiert.«
    »Diener sollten keine Vermutungen anstellen. Hübsch. Jung und üppig. Bist du dir sicher, dass es Frauen waren?«
    »Oh ja, ganz sicher. Nicht einmal Eunuchen haben so große Brüste, noch dazu so vollkommen und … ja, in der Tat, so hoch gereckt, dass die Schätzchen darauf ihr Kinn ruhen lassen …«
    Tehol stellte fest, dass er neben dem Bett stand. Er war sich nicht ganz klar darüber, wie er dahin gekommen war, aber es fühlte sich richtig an. »Bist du fertig mit dem Hemd, Bagg?«
    Der Diener hielt es noch einmal auf Armeslänge von sich. »Ich glaube, Ihr solltet den einen Ärmel einfach hochrollen.«
    »Endlich kann ich wieder hinaus in die Öffentlichkeit. Verknote die Fäden da, oder was auch immer du sonst mit ihnen machst, und gib es her.«
    »Aber mit der Hose habe ich noch nicht einmal angefangen …«
    »Das ist egal«, unterbrach ihn Tehol, wickelte sich die Bettdecke um den Bauch – einmal, zweimal, dreimal – und stopfte den Zipfel an einer Hüfte fest. Dann hielt er inne, und ein merkwürdiger Ausdruck stahl sich auf sein Gesicht. »Bagg, um des Abtrünnigen willen, eine Weile keine Feigen mehr, in Ordnung? Und wo sind diese so überreich ausgestatteten Schwestern jetzt?«
    »In der Roten Gasse. Bei Huldo.«
    »In den Gruben oder auf dem Hof?«
    »Auf dem Hof.«
    »Das ist zumindest schon mal etwas. Glaubst du, dass Huldo es vergessen hat?«
    »Nein. Aber beim Tauchfest verbringt er immer eine Menge Zeit unten am Ufer.«
    Tehol lächelte und rieb sich dann mit einem Finger über die Zähne. »Hat er gewonnen oder verloren?«
    »Verloren.«
    »Hah!« Er strich sich mit einer Hand durchs Haar und nahm eine lässige Pose ein. »Wie sehe ich aus?«
    Bagg reichte ihm das Hemd. »Ich bin immer wieder verblüfft, wie Ihr es schafft, diese Muskeln zu behalten, wo Ihr doch nichts tut«, sagte er.
    »Das ist ein Merkmal der Beddicts, mein teurer, trauriger Günstling. Du solltest mal Brys sehen, ohne diese ganze Rüstung. Doch im Vergleich zu Hull sieht sogar er dürr aus. Als mittlerer Sohn repräsentiere ich natürlich das vollkommene Gleichgewicht. Geist, Körperkraft und eine Vielzahl von Begabungen, die meiner natürlichen Anmut entsprechen. Das alles in Verbindung mit meinem außergewöhnlichen Talent, alles zu vergeuden, macht mich, so wie ich hier vor dir stehe, zum auserlesenen Gipfel der Familie, verstehst du?«
    »Eine schöne und gefühlvolle Ansprache«, sagte Bagg nickend.
    »Nicht wahr? Ich werde mich jetzt auf den Weg machen.« Tehol wedelte mit der Hand, während er zur Leiter ging. »Mach sauber. Es

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