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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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allgemeine Interpretation nicht ganz zutreffend war. »Unklarer? In welcher Hinsicht?«
    »›Der König, der während der Siebten Schließung herrscht, wird verwandelt und so der wiedergeborene Erste Imperator werden.‹ So. Doch da werden Fragen aufgeworfen. Verwandelt – wie? Und wiedergeboren – körperlich? Der Erste Imperator wurde zusammen mit dem Ersten Imperium in einem fernen Land vernichtet. Dadurch blieben die Kolonien hier sich selbst überlassen. Wir haben lange Zeit in Abgeschiedenheit gelebt, Finadd. Länger als Ihr es vielleicht glaubt.«
    »Fast siebentausend Jahre.«
    Der Ceda lächelte. »Die Sprache verändert sich im Lauf der Zeit. Bedeutungen werden verzerrt. Und mit jeder Abschrift werden die Fehler schlimmer. Selbst die Zahlen, die unentwegten Wächter der Vollkommenheit, können in einem einzigen unbedachten Augen blick gründlich verändert werden. Soll ich Euch sagen, was ich glaube, Finadd? Was würdet Ihr zu meiner Idee sagen, dass einige Nullen fallen gelassen wurden? Am Anfang dieser Siebten Schließung.«
    Siebzigtausend Jahre? Siebenhunderttausend?
    »Beschreibt mir die nächsten vier Fliesen.«
    Brys, der sich etwas aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht fühlte, richtete seine Aufmerksamkeit mit einiger Anstrengung wieder auf den Fußboden. »Die nächste erkenne ich. Der Verräter, von der Leeren Feste. Und die Fliese, die darauf folgt: die Weiße Krähe, von den Angelpunkten. Die dritte ist mir unbekannt. Eissplitter, von denen einer vom Boden in die Höhe ragt und im Licht hell aufleuchtet.«
    Kuru Qan seufzte und nickte. »Samen, die letzte der Fliesen der Feste des Eises. Eine weitere noch nie da gewesene Erscheinung. Und die vierte?«
    Brys schüttelte den Kopf. »Sie ist leer.«
    »Ganz recht! Die Weissagung bricht ab. Vielleicht ist sie von Ereignissen blockiert, die erst noch geschehen müssen, von Entscheidungen, die erst noch getroffen werden müssen. Oder sie kennzeichnet den Anfang, das Fließen, das jetzt ist, in genau diesem Augenblick. Und zum Ende führt, zur letzten Fliese – dem Hügelgrab. Ein einzigartiges Geheimnis. Ich habe keine Ahnung.«
    »Hat das sonst noch irgendjemand gesehen, Ceda? Habt Ihr mit irgendemandem darüber gesprochen, dass Ihr Euch in einer Sackgasse befindet?«
    »Der Erste Eunuch ist informiert, Brys Beddict. Um sicherzustellen, dass er nicht in das Große Treffen geht und dabei den Vorzeichen gegenüber blind ist, die dort möglicherweise erscheinen. Und jetzt Ihr. Wir drei, Finadd.«
    »Warum ich?«
    »Weil Ihr der Kämpe des Königs seid. Es ist Eure Aufgabe, sein Leben zu schützen.«
    Brys seufzte. »Er schickt mich immer noch andauernd weg.«
    »Ich werde ihn noch einmal daran erinnern«, sagte Kuru Qan. »Er muss seine Liebe zum Alleinsein aufgeben oder so weit kommen, niemanden zu sehen, wenn er in Eure Richtung blickt. Und jetzt erzählt mir, wozu die Königin ihren Sohn aufgestachelt hat – was sollte er im alten Thronraum tun?«
    »Wozu sie ihn aufgestachelt hat? Sie hat genau das Gegenteil behauptet.«
    »Unwichtig. Erzählt mir, was Eure Augen gesehen und Eure Ohren gehört haben. Erzählt mir, was Euer Herz geflüstert hat, Brys Beddict.«
    Brys starrte auf die leere Fliese hinunter. »Hull könnte sich als Problem erweisen«, sagte er mit dumpfer Stimme.
    »Das hat Euch Euer Herz zugeflüstert?«
    »Ja.«
    »Beim Großen Treffen?«
    Er nickte.
    »Wie?«
    »Ceda, ich fürchte, dass er Prinz Quillas Diskanar töten könnte.«
     
    Das Gebäude hatte einst im Erdgeschoss die Werkstatt eines Zimmermanns beherbergt und verfügte im Obergeschoss über eine bescheidene Anzahl von Wohnräumen mit niedriger Decke, die mittels einer herunterklappbaren Treppe erreichbar waren. Die Vorderseite ging zum Quillas-Kanal hinaus, gegenüber einer Anlegestelle, auf der vermutlich das Material des Zimmermanns angeliefert worden war.
    Tehol Beddict marschierte in der geräumigen Werkstatt umher; er bemerkte die Löcher im Fußboden aus Hartholz, wo Maschinen eingebaut gewesen waren, sah die Haken an den Wänden, an denen Werkzeuge gehangen hatten, deutlich erkennbar an den verblassten Umrissen, die sie hinterlassen hatten. Die Luft roch noch immer nach Sägemehl und Beizmitteln, und links vom Eingang verlief an der ganzen Wand entlang ein Werktisch aus einem Stück. Die Vorderwand bestand, wie er sah, aus lauter Platten, die vollständig entfernt werden konnten. »Ihr habt das einfach so gekauft?«, fragte er und blickte die drei Frauen

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