SdG 08 - Kinder des Schattens
Brizad.
Beim Abtrünnigen, tatsächlich die ganze verkommene Brut.
Quillas starrte Unnutal Hebaz mit gebleckten Zähnen an, als wäre er ein Hund am Ende seiner Kette. »Ihr habt Finadd Gerun Eberict für Nifadas’ Gefolge freigestellt. Ich will, dass Ihr das rückgängig macht, Preda. Wählt jemand anderen.«
Unnutals Stimme klang ruhig. »Gerun Ebericts Fähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben, Prinz Quillas. Man hat mich unterrichtet, dass der Erste Eunuch mit dieser Wahl sehr zufrieden ist.«
Auch die Stimme von Kanzler Triban Gnol, der sich jetzt zu Wort meldete, klang sachlich. »Euer Prinz ist anderer Meinung, Preda. Es ist Eure Pflicht, dieser Meinung den geziemenden Respekt zu erweisen.«
»Die Überzeugungen des Prinzen sind seine Sache. In dieser Angelegenheit habe ich Anweisungen von seinem Vater, dem König, bekommen. Im Hinblick darauf, was ich respektiere und was nicht, Kanzler, würde ich mit allem Nachdruck vorschlagen, dass Ihr Eure Herausforderung zurückzieht.«
Moroch Nevath knurrte und machte einen Schritt vorwärts.
Die Hand der Preda zuckte zur Seite – nicht in Richtung des prinzlichen Leibgardisten, sondern in Richtung der Nische, in der Brys stand, und stoppte ihn einen halben Schritt von seiner ursprünglichen Position entfernt. Das Schwert war bereits in seiner Hand; es war ebenso lautlos wie rasch aus der Scheide geglitten.
Morochs Blick zuckte zu Brys, sein überraschter Gesichtsausdruck wich der Erkenntnis. Das Schwert des Gardisten steckte noch zur Hälfte in der Scheide.
Ein trockenes Kichern der Königin. »Oh, damit erklärt sich die Entscheidung der Preda für nur einen einzigen Wächter. Tretet doch bitte vor, Kämpe.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Unnutal.
Brys nickte und trat langsam wieder zurück, schob dabei sein Schwert wieder in die Scheide.
Königin Janall hob angesichts des brüsken Gegenbefehls der Preda missbilligend die Augenbrauen. »Teure Unnutal Hebaz, Ihr erhebt Euch weit über Eure Position.«
»Die Anmaßung liegt nicht auf meiner Seite, Königin. Die Königliche Garde gehorcht nur dem König und sonst niemandem.«
»Nun, vergebt mir, wenn es mir Vergnügen bereitet, diesen überholten Dünkel in Frage zu stellen.« Janall wedelte mit einer dünnen Hand. »Stärken unterliegen stets der Gefahr, zu Schwächen zu werden.« Sie trat dicht an ihren Sohn heran. »Gib Acht auf den Rat deiner Mutter, Quillas. Es war dumm, auf den Sockel der Preda einzuschlagen, denn er hat sich noch nicht in Sand verwandelt. Hab Geduld, mein Lieber.«
Der Kanzler seufzte. »Dem Ratschlag der Königin …«
»Gebührt geziemender Respekt«, äffte Quillas ihn nach. »Dann also wie Ihr wollt. Wie Ihr alle wollt. Moroch!«
Mit seinem Leibwächter im Schlepptau schritt der Prinz aus dem Zimmer.
Das Lächeln der Königin war sanft, als sie sagte: »Preda Unnutal Hebaz, wir bitten um Vergebung. Dieses Treffen war nicht unsere Idee, doch mein Sohn hat darauf bestanden. Sowohl der Kanzler als auch ich haben von dem Augenblick an, da wir uns auf den Weg hierher gemacht haben, versucht, ihn davon abzubringen.«
»Leider vergeblich«, sagte der Kanzler und seufzte erneut.
Der Gesichtsausdruck der Preda veränderte sich nicht. »Sind wir fertig?«
Königin Janall drohte ihr stumm und warnend mit dem Finger, winkte dann ihrem Ersten Galan und hakte sich bei ihm unter, als sie gingen.
Triban Gnol blieb einen Augenblick länger. »Meinen Glückwunsch, Preda«, sagte er. »Finadd Gerun Eberict war eine vorzügliche Wahl.«
Unnutal Hebaz sagte nichts. Fünf Herzschläge später waren sie und Brys wieder allein im Zimmer.
Die Preda drehte sich zu ihm um. »Eure Geschwindigkeit, Kämpe, raubt mir jedes Mal den Atem. Ich habe Euch nicht gehört, nur … geahnt. Hätte ich das nicht getan, wäre Moroch jetzt tot.«
»Möglicherweise, Preda. Und wenn auch nur, weil er meine Anwesenheit nicht bemerkt hat.«
»Und Quillas könnte nur sich selbst die Schuld dafür geben.«
Brys sagte nichts.
»Ich hätte Euch nicht aufhalten sollen.«
Er schaute ihr nach, als sie hinausging.
Gerun Eberict, du armer Bastard.
Plötzlich erinnerte sich Brys daran, dass der Ceda noch einmal etwas von ihm wollte, und daher drehte er sich um und verließ das Zimmer.
Ohne dass Blut vergossen worden war.
Und er wusste, dass Kuru Qan seine Erleichterung darüber in jedem seiner Schritte hören würde.
Der Ceda hatte vor seiner Tür gewartet; als Brys ankam, schien er gerade die
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