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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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einen Mordanschlag auf König Diskanar vereitelt. Er war spät in der Nacht zum Palast zurückgekehrt und vor der Tür zu den privaten Gemächern des Königs auf die Leichen zweier Wachen gestoßen. Ein Angriff mittels Zauberei hatte ihre Lungen mit Sand gefüllt, so dass sie erstickt waren. Die Leichen waren noch warm und die Tür stand weit offen.
    Der Finadd der Palastgarde hatte sein Schwert gezogen. Er stürmte ins Schlafzimmer des Königs, wo er drei Gestalten vorfand, die sich über den schlafenden Ezgara Diskanar beugten. Ein Magier und zwei Assassinen. Gerun tötete den Zauberer zuerst, mit einem Hieb in den Nacken, der das Rückenmark durchtrennte. Dann musste er den Angriff des näheren Assassinen aufhalten, wobei sich seine Schwertspitze knapp unterhalb des linken Schlüsselbeins in die Brust des Mannes grub. Eine, wie sich erweisen sollte, tödliche Wunde. Der zweite Assassine schleuderte seinen Dolch auf das Gesicht des Finadd. Wahrscheinlich hatte er auf eines von Geruns Augen gezielt, doch der Finadd warf den Kopf zurück, und die Messerspitze traf seinen Mund, durchschnitt beide Lippen, krachte dann hart gegen seine Vorderzähne. Schob sie auseinander, wo die Klinge stecken blieb.
    Das Schwert in Geruns Hand hackte nach unten, zerschmetterte den ausgestreckten Arm des Assassinen. Drei weitere wilde Hiebe töteten ihn.
    Dieses letzte Handgemenge war von dem inzwischen erwachten König mit weit aufgerissenen Augen beobachtet worden.
    Zwei Wochen später kniete Finadd Gerun Eberict, dessen Atem nun durch die neue Lücke zwischen seinen Vorderzähnen pfiff, im Thronraum vor Ezgara Diskanar, wo ihm vor der versammelten Menge der Königliche Freibrief verliehen wurde. Für den Rest seines Lebens war er immun gegen jeden Schuldspruch. Es stand ihm, kurz gesagt, frei zu tun, was ihm beliebte und mit wem es ihm beliebte; hiervon war nur die Familie des Königs ausgenommen.
    Es kam nie heraus, wer hinter dem Attentat gesteckt hatte.
    Seit damals war Gerun Eberict auf einem privaten Kreuzzug. Ein einsamer, unerbittlicher Rächer. Es war bekannt, dass er persönlich einunddreißig Bürger ermordet hatte, einschließlich zweier reicher, hoch angesehener und politisch mächtiger Kaufleute, und darüberhinaus wurde er mit mindestens einem Dutzend weiterer geheimnisvoller Todesfälle in Verbindung gebracht. Er war, kurz gesagt, der gefürchtetste Mann von ganz Letheras geworden.
    Und er war in dieser Zeit auch reich geworden.
    Doch trotz alledem blieb er ein Finadd in der Garde des Königs und war somit an die üblichen Verpflichtungen gebunden. Brys Beddict hatte den Verdacht, dass die Entscheidung, Gerun Eberict mit der Delegation mitzuschicken und gleichzeitig die Stadt von seiner Anwesenheit zu befreien, ein Zeichen für die Königin und den Prinzen sein sollte. Und Brys fragte sich, ob der König sein Dekret mittlerweile bedauerte.
    Die beiden Palastwachen schritten Seite an Seite über die Sulanbrücke und betraten das Proviantmeister-Viertel. Der Tag war heiß, fedrige weiße Wolken standen hoch am Himmel. Sie betraten das »Rilds«, ein Etablissement, das für seine Fischgerichte ebenso bekannt war wie für ein alkoholisches Getränk, das aus Orangenschalen, Honig und dem Sperma Stoßzähniger Robben hergestellt wurde. Sie setzten sich in den Innenhof, an Geruns persönlichen Tisch.
    Sobald sie etwas zu essen und zu trinken bestellt hatten, lehnte sich Gerun Eberict auf seinem Stuhl zurück und schaute Brys neugierig an. »Seid Ihr heute als Kämpe des Königs mein Gast?«
    »In gewisser Weise«, räumte Brys ein. »Mein Bruder Hull begleitet Buruk den Bleichen. Man geht davon aus, dass Buruk bis zum Großen Treffen bei den Edur bleiben wird. Man macht sich Sorgen wegen Hull.«
    »Was für Sorgen?«
    »Nun, Ihr habt ihn vor vielen Jahren gekannt.«
    »Das habe ich. Sogar ziemlich gut, in der Tat. Er war damals mein Finadd. Und als ich befördert wurde, haben wir uns bei Porul fürchterlich betrunken und wahrscheinlich ein Dutzend Bastarde mit einer Gruppe Blumentänzerinnen aus Trate gezeugt, die gerade zu Besuch waren. Wie auch immer, die Gruppe wurde so etwa zehn Monate später aufgelöst, wie wir gehört haben.«
    »Nun, äh, ja. Er ist nicht mehr derselbe wie damals, müsst Ihr wissen.«
    »Ach?«
    Die Getränke kamen – bernsteinfarbener Wein für Brys, Stoßzahnmilch für Gerun.
    »Ja«, beantwortete Brys die Frage seines Gegenübers. »Ich gehe zumindest davon aus.«
    »Hull glaubt an eines, und das

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