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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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gewechselt, und Seren Pedac erlaubte Hull und Binadas, die Gruppe auf dem Pfad anzuführen, wobei sie ihnen so viel Abstand ließ, dass sie sich ungestört unterhalten konnten. Dennoch schienen sie nicht geneigt, miteinander zu sprechen. Sie beobachtete sie, ihre aufeinander abgestimmten Schritte, die Art, wie sie gingen. Und sie wunderte sich.
    Hull war so offensichtlich verloren. Er versuchte, die Tiste Edur als Werkzeug für seine eigene Rache zu benutzen. Er würde sie in den Krieg treiben, wenn er könnte. Doch Zerstörung brachte nur Hader, und sein Traum, im Blutbad und der Asche eines Gemetzels seinen Seelenfrieden zu finden, erregte ihr Mitleid. Allerdings durfte sie nicht zulassen, dass dies sie blind für die Gefahr machte, die er darstellte.
    Seren Pedac mochte ihr eigenes Volk nicht sonderlich. Der gierige Hunger der Letherii sowie ihre Unfähigkeit, auch einmal einen Standpunkt einzunehmen, der nicht ihren eigenen Zwecken diente, waren im Grunde verantwortlich für einen ganzen Haufen blutiger Zusammenstöße mit jeder fremden Macht, auf die sie trafen. Und eines Tages würden sie ihren Meister finden. Die Wagen werden an einer Mauer zerschellen, die fester ist als alle, die wir bisher gesehen haben. Werden es die Tiste Edur sein? Das schien ihr nicht sehr wahrscheinlich. Klar, sie verfügten über gewaltige Zauberei, und grimmigere Kämpfer waren den Letherii auch noch nicht begegnet. Doch alle Stämme zusammengenommen zählten weniger als eine Viertel Million Köpfe. Allein König Diskanars Hauptstadt war die Heimat von mehr als einhunderttausend Menschen, und es gab in Lether ein halbes Dutzend weiterer Städte, die fast genau so groß waren. Mit den Protektoraten jenseits der Drachensee und im Osten konnte die Hegemonie sechshunderttausend Soldaten ausheben und ins Feld schicken, vielleicht sogar mehr. Und bei jeder Legion würde sich ein Meister der Zauberei befinden, der vom Ceda Kuru Qan persönlich ausgebildet worden war. Die Edur würden zerschmettert werden. Ausgelöscht.
    Und Hull Beddict …
    Es kostete sie einige Mühe, ihre Gedanken von ihm abzuwenden. Letzten Endes musste er seine Entscheidung selbst treffen. Abgesehen davon, vermutete sie, würde er sowieso nicht auf ihre Warnungen hören.
    Seren Pedac gestand sich ein, dass sie selbst unsicher und verwirrt war. Würde sie einen Frieden um jeden Preis befürworten? Was war der Lohn einer Kapitulation? Für die Letherii Zugriff auf die Reichtümer, die derzeit noch von den Edur beansprucht wurden. Alles, was das Meer hergab. Und die Schwarzholzbäume …
    Natürlich. Wir hungern nach dem lebenden Holz, nach Baumaterial für Schiffe, die sich selbst heilen können, die die Wellen schneller durchschneiden als unsere schlankesten Galeeren, die jeder Magie widerstehen, die auf sie losgelassen wird. Darum geht es in Wirklichkeit bei diesem Spiel.
    Doch König Diskanar war kein Narr – von ihm gingen diese Bestrebungen nicht aus. Dafür hätte Kuru Qan gesorgt. Nein, dies war das Spiel der Königin. Welch ein Dünkel, zu glauben, die Letherii könnten das lebende Holz beherrschen und die Edur würden ihre Geheimnisse so leicht preisgeben, die geheimnisvollen Künste, mit denen sie den Willen der Schwarzholzbäume beschwatzten und deren Macht an ihre eigene banden.
    Die Jagd auf die Stoßzähnigen Robben war eine Finte. Der finanzielle Verlust war Teil eines weitaus größeren Plans, eine Investition mit dem Ziel, politische Gewinnanteile einzustreichen, die wiederum die Verluste hundertfach ausgleichen würden. Und nur Leute, die so reich waren wie die Königin oder Kanzler Triban Gnol konnten solche Verluste auffangen. Schiffe, mit Schuldnern bemannt, denen in Aussicht gestellt wurde, dass ihre Schulden im Falle ihres Todes gelöscht würden. Die ihr Leben zugunsten ihrer Kinder und Enkel aufgaben. Es war bestimmt nicht schwierig gewesen, die Schiffe zu bemannen. Blut und Gold also.
    Sie konnte nicht wissen, ob ihr Verdacht wirklich zutraf, doch es schien alles zu passen, und die Sache an sich kam ihr ebenso bitter und widerwärtig vor wie anscheinend auch Buruk dem Bleichen. Die Tiste Edur würden das Schwarzholz niemals abtreten. Und so stand das Ergebnis schon von vornherein fest. Es würde Krieg geben. Und Hull Beddict wird sich zum eifrigsten Befürworter dieses Krieges machen. Ein ahnungsloser Agent der Königin. Kein Wunder, dass Buruk nichts gegen seine Anwesenheit hat.
    Und welche Rolle würde sie spielen? Ich gebe diesem wirren

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