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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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Wahnsinn das Geleit. Nichts weiter. Halte Abstand, Seren Pedac. Sie war Freisprecherin. Sie würde das tun, womit sie betraut worden war. Sie würde Buruk den Bleichen abliefern.
    Nichts wird entschieden werden. Nicht von uns. Das Ende des Spiels wird erst beim Großen Treffen kommen.
    Könnte sie in diesem Gedanken doch nur Trost finden!
    Ein Stück voraus wurden Hull Beddict und Binadas Sengar vom Wald verschluckt. Und mit jedem Schritt, den sie machte, rückten Dunkelheit und Schatten näher heran.
     
    Jedem Verbrecher, der mit einem Sack voller Stummel auf dem Rücken durch den Kanal schwimmen konnte, wurde die Freiheit geschenkt. Die Zahl der Münzen hing von der Art seines Vergehens ab. Diebstahl, Entführung, Zahlungsverweigerung, Beschädigung fremden Eigentums und Mord führten zur Höchststrafe von fünfhundert Stummeln. Unterschlagung, grundlose Angriffe, Flüche auf den Leeren Thron, den König oder die Königin in der Öffentlichkeit erforderten dreihundert Stummel als Wiedergutmachung. Das geringste Bußgeld, einhundert Stummel, wurde für Herumlungern, das Verrichten der Notdurft in der Öffentlichkeit und Respektlosigkeit verhängt.
    Dies waren die Bußgelder für Männer. Frauen, die wegen solcher Vergehen verurteilt wurden, wurden jeweils mit dem halben Gewicht belastet.
    Konnte jemand das Bußgeld bezahlen, tat er das, und damit wurde sein Strafregister gelöscht.
    Auf die, die nicht bezahlen konnten, wartete der Kanal.
    Das Tauchfest war mehr als ein öffentliches Spektakel, es war das wichtigste Ereignis in einem Haufen von Aktivitäten, durch die in Letheras täglich Schicksale entschieden wurden. Da nur wenige Verbrecher es jemals schafften, mit ihrer Last den Kanal zu durchqueren, wurden auf die zurückgelegte Strecke und die Anzahl der Schwimmzüge Wetten abgeschlossen. Genauso wie auf Auftauchen, Fuchteln, Zappeln und Untergehen.
    An den Verbrechern waren Seile befestigt, die es ermöglichten, die Münzen zurückzuholen, sobald der Tod durch Ertrinken bestätigt worden war. Der Leichnam wurde zurück in den Fluss geworfen. Schuldig wie Schlamm.
    Brys Beddict fand Finadd Gerun Eberict auf der Zweiten Stufe, die Aussicht auf den Kanal gewährte, inmitten einer Menge ähnlich privilegierter Zuschauer des morgendlichen Tauchfests. Buchmacher schwärmten durch das Gewühl, verteilten Zahlungsfliesen und nahmen Wetten an. Einzelne Stimmen hallten durch die Luft, übertönten das Summen erregter Unterhaltungen. Ganz in der Nähe kreischte eine Frau, lachte dann. Männerstimmen antworteten.
    »Finadd.«
    Das flache, narbige Gesicht, das praktisch jeder Bürger kannte, wandte sich Brys zu; dünne Augenbrauen hoben sich, als der Mann ihn erkannte. »Kämpe des Königs. Ihr kommt genau rechtzeitig. Gleich wird Ublala Pung schwimmen gehen. Ich habe achthundert Stummel auf den Scheißkerl gesetzt.«
    Brys Beddict lehnte sich auf die Brüstung. Er musterte die Wachen und Amtsdiener auf der in den Kanal führenden Rampe unter ihnen. »Ich habe den Namen schon gehört«, sagte er, »aber ich kann mich nicht mehr an sein Verbrechen erinnern. Ist er das?« Er deutete nach unten auf eine in einen Umhang gehüllte Gestalt, die die Umstehenden deutlich überragte.
    »Das ist er. Ein Tarthenal-Halbblut. Deshalb haben sie seinem Bußgeld noch zweihundert Stummel hinzugefügt.«
    »Was hat er getan?«
    »Was hat er nicht getan? Drei Morde, Zerstörung von Eigentum, tätliche Bedrohung, zwei Entführungen, Fluchen, Betrug, Zahlungsverweigerung und Verrichten der Notdurft in der Öffentlichkeit. Alles binnen eines Nachmittags.«
    »Der Krawall bei Urums Pfandhaus?« Der Verbrecher hatte seinen Umhang abgeworfen. Er trug nur einen Lendenschurz. Seine blanke Haut war mit den Narben von Peitschenhieben übersät. Die Muskeln darunter waren gewaltig.
    »Ja, genau.«
    »Und was hat man ihm dafür aufgebrummt?«
    »Viertausenddreihundert.«
    Erst jetzt sah Brys den ungeheuerlichen, doppelt gefütterten Sack, der behelfsmäßig auf dem Rücken des riesigen Mannes befestigt wurde. »Beim Segen des Abtrünnigen, er wird keinen einzigen Schwimmzug schaffen.«
    »Das ist die allgemeine Meinung«, sagte Gerun. »Alle wetten auf Fuchteln, Zappeln und Untergehen. Keine Schwimmzüge, kein Auftauchen.«
    »Und Eure Quote?«
    »Siebzig zu eins.«
    Brys runzelte die Stirn. Solche Gewinnchancen konnten nur eines bedeuten. »Ihr glaubt, er wird es schaffen!«
    Bei diesem Ausruf drehten sich Köpfe, das Stimmengewirr um sie herum wurde

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