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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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Stahl zu verkaufen und im nächsten einen Krieg gegen uns anzufangen.«
    »Das Gleiche gilt für die Jagd auf die Stoßzähnigen Robben«, fügte Trull nickend hinzu. »Sie sind eine Nation von zehntausend habgierigen Händen, und niemand kann sagen, welche die wahren sind, welche denjenigen gehören, die über Macht verfügen.«
    »König Ezgara Diskanar ist nicht wie Hannan Mosag«, sagte Forcht. »Er herrscht über sein Volk nicht mit absoluter …«
    Trull blickte auf, als die Stimme seines Bruders erstarb.
    Forcht drehte sich um. »Mayen ist heute Abend bei uns zu Gast«, sagte er. »Es könnte sein, dass Mutter will, dass ihr euch an den Vorbereitungen zum Abendessen beteiligt.«
    »Und das werden wir auch tun«, sagte Rhulad. Er blickte ganz kurz Trull an, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Sklaven richtete.
    Absolute Macht … Nein, darüber sind wir hinaus, nicht wahr? Und vielleicht hat sie auch niemals wirklich existiert. Schließlich sind die Frauen …
     
    Als Udinaas ins Langhaus kam und sich zu seinem Schlafplatz begab, waren die anderen Sklaven noch beschäftigt und huschten eifrig über die Strohbündel. Er musste heute Abend bedienen, daher war ihm eine kurze Ruhepause im Voraus gestattet. Er sah Uruth in der Nähe der zentralen Feuerstelle stehen, doch im allgemeinen Durcheinander gelang es ihm, unbemerkt vorbeizuschlüpfen – er war einfach nur ein weiterer Sklave im Zwielicht.
    Federhexes Behauptungen hallten immer noch in ihm nach, schnürten ihm bei jedem Atemzug die Brust zu. Wenn die Edur entdeckten, was wirklich in seinen Adern kreiste, würden sie ihn töten. Er wusste, dass er sich verstecken musste – doch er wusste nicht, wie.
    Er ließ sich auf seiner Matratze nieder. Geräusche und Gerüche aus den anderen Zimmern trieben über ihn hinweg. Er legte sich hin und schloss die Augen.
    Heute Abend würde er neben Federhexe arbeiten. Sie hatte ihn jenes eine Mal besucht, in seinem Traum. Davon abgesehen hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen. Und er vermutete, dass sie auch gar keinen Wert darauf legte, sich mit ihm zu unterhalten. Zum einen war es wegen ihres Klassenunterschieds unschicklich, und zum anderen hatte sie in ihm das Blut des Wyrm gesehen – zumindest hatte sie das im Traum behauptet. Es sei denn, das war gar nicht sie. Sondern nur eine Hervorbringung meines eigenen Geists, eine Neuformung von Staub. Wenn es möglich war, würde er mit ihr sprechen – egal, ob sie ihn dazu aufforderte oder nicht.
    Teppiche waren nach draußen geschleppt und über Gestelle gehängt worden. Als die Sklaven begannen, den Staub herauszuklopfen, drangen die Schläge wie ferner Donner an sein Ohr.
    Noch ein vorbeihuschender Gedanke, unbestimmte Verwunderung darüber, wohin wohl das Schattengespenst verschwunden sein mochte, dann übermannte ihn der Schlaf.
    Er war ohne Form, nichts als eine körperlose Ansammlung seiner Sinne. Irgendwo im Eis. Eine blaue, trübe Welt, dazwischen schmierige Streifen aus Grün, das Knirschen von Dreck und Sand, der Geruch von Kälte. Aus der Ferne heranwehende ächzende Geräusche, feste Flüsse, die sich gegeneinander schoben. Linsen aus Sonnenlicht schickten Hitze in die Tiefen, wo sie sich aufstaute, bis ein donnerndes Krachen die Welt erschütterte.
    Udinaas glitt durch diese gefrorene Landschaft, die für alle Augen in der jenseitigen Welt erstarrt, die reglos und zeitlos war. Und nichts war von dem Druck zu bemerken, von dem schweren Gewicht und den auseinander strebenden Kräften – erst in jenem allerletzten, explosiven Augenblick, als die Dinge zerbrachen.
    Es gab Gestalten im Eis. Körper, die vom Boden tief unten hochgehoben und in unbeholfenen Positionen gehalten wurden. Richtige Körper, mit halb offenen Augen. Blüten aus Blut, in reglosen Wolken um Wunden schwebend. Ströme von Galle und Ausscheidungen. Udinaas stellte fest, dass er durch das Szenario eines Gemetzels reiste. Tiste Edur und dunkelhäutigere Verwandte. Gewaltige, reptilienartige Tiere, die manchmal Klingen statt Hände hatten. In unermesslicher Zahl.
    Er kam an eine Stelle, wo die reptilienartigen Leichen beinah so etwas wie eine feste Masse bildeten. Während er zwischen ihnen dahinglitt, schauderte er plötzlich zurück. Ein senkrechter Strom aus Schmelzwasser stieg vor ihm durch das Eis auf, strebte in die Höhe und weg von den aufgehäuften Leichen. Das Wasser war rosa, von Schlamm durchzogen, und es pulsierte, während es nach oben stieg, als würde

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