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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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Gespenster in die Dörfer vorausgeschickt, die zwischen hier und den Eisfeldern lagen, also würde Proviant sie erwarten, was die Notwendigkeit verringerte, allzu viele Vorräte mitzuschleppen – zumindest bis fast zum Schluss.
    Ein von einem halben Dutzend Sklaven gezogener Wagen war über die Brücke gerollt; auf ihm lagen neu geschmiedete Waffen. Bündelweise Speere mit eisernen Spitzen, deren Schäfte auf halber Länge mit Kupfer beschlagen waren. Schwerter mit Parierstangen und Anderthalb-Griff-Heften und Scheiden aus gekochtem Leder. Hippen, um Reiter aus den Sätteln zu heben, langschäftige Pfeile mit ledernen Befiederungen. Wurfbeile, wie die Arapay sie bevorzugten. Breite Krummsäbel im Stil der Merude.
    Einmal mehr dröhnten die Schmieden vom Getöse des Krieges.
    Trull sah Forcht und Rhulad auf den Wagen zugehen, noch mehr Sklaven im Schlepptau, und Forcht begann gleich damit, Anweisungen zur Lagerung der Waffen zu geben.
    Rhulad warf Trull einen Blick zu, als der sich ihm näherte. »Brauchst du mehr Speere, Bruder?«, fragte er.
    »Nein, Rhulad. Ich sehe hier Waffen der Arapay und Merude – und der Beneda und Den-Ratha …«
    »Ja. Es sind Waffen von allen Stämmen. So ist es jetzt in allen Schmieden, in allen Dörfern. Ein Austausch von Fertigkeiten.«
    Trull warf einen Blick zu Forcht hinüber. »Und wie denkst du darüber, Bruder? Wirst du von nun an die Hiroth-Krieger an neuen Waffen ausbilden?«
    »Ich habe ihnen beigebracht, sich gegen diese Waffen zu verteidigen, Trull. Der Hexenkönig hat vor, eine echte Armee zu schaffen, eine Armee wie die Letherii sie haben. Das bedeutet, dass es auch spezialisierte Einheiten geben wird.« Forcht musterte Trull ein, zwei Herzschläge lang, ehe er hinzufügte: »Ich bin der Waffenmeister der Hiroth, und nun, auf Befehl des Hexenkönigs, der Waffenmeister aller Stämme.«
    »Du wirst also diese Armee anführen?«
    »Wenn es zum Krieg kommen sollte, werde ich sie in die Schlacht führen, ja.«
    »So werden die Sengars geehrt«, sagte Rhulad. Sein Gesicht war so ausdruckslos wie seine Stimme.
    So werden wir belohnt.
    »Binadas ist im Morgengrauen zurückgekehrt«, sagte Forcht. »Heute wird er sich ausruhen. Dann werden wir aufbrechen.«
    Trull nickte.
    »Es kommt eine Handelskarawane der Letherii«, sagte Rhulad. »Binadas ist ihnen auf dem Pfad begegnet. Die Freisprecherin ist Seren Pedac. Und Hull Beddict ist bei ihnen.«
    Hull Beddict – der Wächter, der die Nerek und die Tarthenal und die Faraed betrogen hatte. Was wollte er? Nicht alle Letherii waren gleich, das wusste Trull. Unterschiedliche Sichtweisen prallten klirrend wie Schwertklingen aufeinander. Unter den habgierigen Massen in den riesigen Städten waren Treuebrüche gang und gäbe – ja, wenn die Gerüchte wahr waren, sogar im Palast des Königs. Der Händler hatte den Auftrag, die Worte des Mannes oder der Frau zu übermitteln, der – oder die – ihn gekauft hatte. Während Seren Pedac in Ausübung ihres Berufs als Freisprecherin weder ihre eigene Meinung kundtun noch sich in die Vorhaben der anderen einmischen würde. Bei ihren früheren Besuchen hatte er sich nie im Dorf aufgehalten und konnte daher kein weiterreichendes Urteil abgeben. Was hingegen Hull anging, den ehemaligen Wächter – es hieß, er sei so immun gegen Bestechlichkeit, wie es nur ein Mann sein konnte, der einst verraten worden war.
    Trull schaute schweigend zu, wie die Sklaven die Waffenbündel vom Wagen zerrten und in die Rüstkammer trugen.
    Selbst seine Brüder schienen irgendwie … anders zu sein. Als ob sich – unsichtbar für alle anderen – Schatten zwischen ihnen spannten, die mit schwerfälligem Zittern den Wind zum Summen brachten. Dann also Dunkelheit im Blut von Brüdern. Nichts von alledem war gut für die Reise, die sie bald antreten würden. Nichts.
    Ich war immer derjenige, der sich Sorgen gemacht hat. Ich sehe nicht zu viel, ich sehe einfach das Falsche. Und so liegt der Fehler bei mir, in mir. Das darf ich niemals vergessen. Es ist wie bei meinen Vermutungen über Rhulad und Mayen. Falsche Dinge, falsche Gedanken … Sie scheinen … niemals müde zu werden …
    »Binadas hat erzählt, dass Buruk Letherii-Stahl mitbringt«, sagte Rhulad und durchbrach damit Trulls Grübeln. »Das wird sich als nützlich erweisen. Bei Dippel, die Letherii sind doch tatsächlich Narren …«
    »Das sind sie nicht«, sagte Forcht. »Sie sind gleichgültig. Sie sehen keinen Widerspruch darin, uns in einem Augenblick

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