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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dich etwa dafür!«
    Der durchnässte Diener blickte herauf und rief etwas, das Tehol nicht verstehen konnte. »Was? Was hast du gesagt?«
    »Ihr – bezahlt – mich – nicht!«
    »Oh, erzähl es ruhig allen, nur zu.«
    Tehol schaute zu, wie Bagg sich zur Brücke begab und sie überquerte, dann hinter ein paar nahe gelegenen Gebäuden verschwand. »Wie peinlich. Es ist an der Zeit, mit dem guten alten Bagg mal ein ernstes Wort zu reden.«
    Geräusche von unten, gefolgt von ein paar Flüchen. Dann knirschte die Leiter.
    Baggs schlammverschmierter Kopf mitsamt seinem ebenso schlammverschmierten Gesicht tauchten auf.
    »Jetzt aber«, sagte Tehol, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich bin mir sicher, ich habe dich weggeschickt, damit du etwas Wichtiges erledigst – und was machst du? Fällst einfach in den Kanal. Stand das auf der Liste mit den Aufgaben, die du zu erledigen hattest? Ich glaube nicht.«
    »Scheltet Ihr mich gerade aus, Herr?«
    »Ja. Was hast du denn gedacht?«
    »Ich glaube, das Ganze wäre wesentlich wirkungsvoller, wenn Ihr mich tatsächlich losgeschickt hättet, um etwas Wichtiges zu erledigen. In Wirklichkeit war ich fasziniert vom Mondlicht und habe einen Spaziergang gemacht –«
    »Nicht da hintreten! Zurück! Zurück!«
    Beunruhigt erstarrte Bagg mitten in der Bewegung, wich dann langsam zurück.
    »Du hättest beinahe Ezgara zermatscht! Hätte er es vielleicht geschafft, aus dem Weg zu gehen? Ich glaube nicht!« Tehol ging näher heran und kniete sich neben das Insekt, das langsam über die unebene Oberfläche des Dachs krabbelte. »Oh, sieh doch nur, du hast ihn erschreckt!«
    »Wie könnt Ihr das sagen?«
    »Nun, er geht jetzt wieder in die andere Richtung, stimmt’s? Das muss erschreckend sein.«
    »Also, äh, Herr, das da war eine Kuriosität … Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr es zu Eurem Schoßtier macht.«
    »Das liegt nur daran, dass du keinerlei Empfindungen hast, Bagg. Ezgara hingegen –«
    »Hat zweierlei?«
    »Auf bezaubernde Weise.« Tehol warf dem Wächter einen Blick zu, der zurückstarrte, wie er es immer tat. »Und dieser Mann hier stimmt mir zu. Und wenn nicht er, dann seine Brüder. Einer hat sogar Ezgara über sein Gesicht krabbeln lassen und dabei nicht einmal geblinzelt!«
    »Wie hat Ezgara es geschafft, zu seinem Gesicht hochzukommen, Herr?«
    »Und bei dem anderen wieder am Wams hinunter, und er hat kein einziges Mal gezuckt. Dies sind warmherzige Männer, Bagg. Schau sie dir gut an und lerne.«
    »Das werde ich tun, Herr.«
    »Nun, hat dir dein Bad Spaß gemacht?«
    »Nicht besonders.«
    »Ein Fehltritt, hast du gesagt?«
    »Ich dachte, ich hätte gehört, wie jemand meinen Namen flüstert –«
    »Shurq Elalle?«
    »Nein.«
    »Harlest Eberict? Kessel? Die Oberste Untersuchungsbeamtin Rucket? Meisterfänger Ormly?«
    »Nein.«
    »Könnte es sein, dass du dir etwas eingebildet hast?«
    »Das ist gut möglich. Zum Beispiel glaube ich, dass ich von Ratten verfolgt werde.«
    »Das wirst du vermutlich auch, Bagg. Vielleicht hat eine von ihnen deinen Namen geflüstert.«
    »Was für eine unangenehme Vorstellung, Herr.«
    »Ja, das ist es. Glaubst du etwa, es gefällt mir, dass mein Diener mit Ratten verkehrt?«
    »Würdet Ihr lieber hungern?« Bagg griff unter sein Hemd.
    »Du hast doch nicht etwa –«
    »Nein, es ist Katze«, sagte er und zog einen kleinen, abgehäuteten Kadaver ohne Kopf und Pfoten hervor. »Schmeckt wahrscheinlich leider ein bisschen nach Kanal.«
    »Noch ein Geschenk von Rucket?«
    »Merkwürdigerweise nein. Aus dem Kanal.«
    »Uh.«
    »Riecht noch ziemlich frisch –«
    »Was ist das für ein Draht, der da heraushängt?«
    Der Diener hob den Kadaver noch ein bisschen höher, nahm dann den baumelnden Draht zwischen zwei Finger und folgte ihm bis zu der Stelle, wo er im Fleisch verschwand. Er zog, grunzte dann.
    »Was ist?«, fragte Tehol.
    »Der Draht führt zu einem großen, mit Widerhaken versehenen Haken.«
    »Oh.«
    »Und der Draht ist an diesem Ende abgerissen – ich wusste doch, dass irgendetwas meinen Sturz aufgehalten hat.« Er riss ein kleines Stückchen Fleisch von einem der Beine der Katze ab, brach es in zwei Teile und legte sie jeweils an ein Ende des Insekts namens Ezgara. Das Tier hockte sich hin, um zu fressen. »Wie auch immer, einmal richtig abspülen, und wir sind zwei, vielleicht sogar drei Mahlzeiten voraus. Wir haben in letzter Zeit eine ziemliche Glückssträhne, Herr.«
    »Ja«, sagte Tehol nachdenklich. »Jetzt bin

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