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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ein Husten. Ganz wie du wünschst. Dieser Mangel an Dankbarkeit ist wirklich enttäuschend.
    »Zum Abgrund mit Euch.«
    Keine Antwort.
    Withal betrat die Hütte, stand einige Zeit da und starrte sein Nachtlager an, bis er sich sicher war, dass der Verkrüppelte Gott nicht mehr irgendwo in seinem Schädel lauerte. Dann sank er auf die Knie und neigte den Kopf.
    Er hasste jede Art von Frömmigkeit. Verabscheute Götter. Doch das Nest war leer. Das Nest musste in Stücke gerissen werden. Und dann wieder aufgebaut werden.
    Der Meckros hatte einen ganzen Haufen Götter, aus denen er wählen konnte. Doch einer war älter als alle anderen, und dieser Gott gehörte zum Meer.
    Withal begann zu beten.
    In Maels Namen.

Kapitel Sechs
     
    Niemand hatte so etwas je zuvor gesehen. Chorums Mühle war ein Juwel des Erfindungsgeistes. Räder um Räder, Granit und ineinander greifende Zahnräder, Achsen und Speichen und Felgen aus Eisen, eine Maschine, die volle drei Stockwerke vom schnellen Fluss aufragte und das feinste Mehl mahlte, das Lether je gesehen hatte – manche sagen, es war der Regen, die Sintflut, die den Lauf des Wassers durch die steinernen Zehen der Mühle strömen ließ. Manche sagen, dass die schiere Komplexität der Grund für alles war, die dünkelhafte Vision eines sterblichen Mannes. Manche sagen, es war der Fingerstups des Abtrünnigen, launisch und wankelmütig, der dem plötzlichen Gebrüll jener Dämmerung Ausdruck verlieh, dem Bersten von Steinen und dem Kreischen von Eisen, und die riesigen Räder lösten sich und brachen durch die dicken Wände, und die Waschfrauen flussabwärts mit Schaum an den Oberschenkeln blickten auf, um ihr in Granit gemeißeltes Unheil herabrollen zu sehen – keine Falte blieb übrig, kein Fleck überlebte, und der alte Misker, der auf Ribbel, dem Maultier, hockte, nun das Maultier wusste, wo es hinwollte, als es bockte und mit dem Kopf voran in den Brunnen sprang, doch der arme alte Misker umarmte den Zugeimer an seinem Seil und schwang daher frei, worauf er sich die Knie an den runden Steinen aufschürfte und laut zu fluchen begann. Der lärmende Atem ging dem schicksalhaften Herabstürzen von zahnigem Tod, dem Zahnrad voraus, das so groß wie ein Mann, aber viel größer als Misker war (selbst wenn er auf seinem Maultier hockte) und das wäre nicht hart, wenn es erst mal um ihn geschehen wäre, während die Ratte – oh, habe ich vergessen, die Ratte zu erwähnen?
     
    Auszug aus Der Rattenschwanz (der Grund von allem)
    Sang Prip
     
    D
    er Betrunkene war in der Düsternis herumgestolpert und in den Kanal gefallen. Tehol hatte ihn von seinem Platz am Rand des Dachs aus mehr oder weniger aus den Augen verloren, doch er konnte ein Platschen und anschließende Flüche hören, und dann Geräusche, als jemand an den Ringen entlangscheuerte, die in die steinerne Mauer eingelassen waren.
    Seufzend warf Tehol dem namenlosen Wächter, den Brys geschickt hatte, einen Blick zu. Oder zumindest einem von ihnen. Die drei Brüder sahen einander ziemlich ähnlich, und keiner von ihnen hatte seinen Namen genannt. Rein äußerlich wirkten sie nicht übermäßig beeindruckend, strahlten nichts Furchterregendes aus. Und bedauerlicherweise waren sie angesichts ihres ewig gleichen, schmallippigen und schlitzäugigen Gesichtsausdrucks als Willkommenskomitee vollkommen ungeeignet.
    »Können Eure Freunde Euch auseinander halten?«, fragte Tehol und runzelte dann die Stirn. »Was für eine merkwürdige Frage an einen Mann. Aber eigentlich müsstet Ihr merkwürdige Fragen gewohnt sein, denn die Leute werden annehmen, dass Ihr irgendwo gewesen seid, wo Ihr gar nicht gewesen seid, oder, genauer gesagt, nicht Ihr, sondern die anderen Ihrs, die überall sein könnten. Gerade kommt mir der Gedanke, dass nichts zu sagen eine feine Methode ist, mit solch einer Verwirrung umzugehen, zu der Ihr Euch als vernünftige Reaktion entschlossen habt, außer Ihr macht das auch untereinander so – in dem Fall wäre es eine stillschweigende Übereinkunft. Das ist ja eigentlich immer das Beste.«
    Weit unten kletterte der Betrunkene aus dem Kanal und fluchte dabei in unzähligen Sprachen – Tehol hätte niemals geglaubt, dass es überhaupt so viele geben könnte. »Hört Ihr das? Grässlich. Solche zweifellos üblen, mit so viel Leidenschaft hervorgestoßenen Worte hören zu müssen – aber halt, das ist kein Betrunkener, das ist mein Diener!« Tehol winkte und rief: »Bagg! Was machst du denn da unten? Bezahle ich

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