SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
führten, so dass das Gewicht ihn über die Dachkante zog.
Hinunter in das Trümmerfeld der Bresche.
Er schlug auf, verschwand aus Kenebs Blickfeld, und dann loderten plötzlich Flammen auf, die sich rasend schnell ausbreiteten.
Und auf anderen Dächern entlang der Stadtmauer sah Keneb nun noch mehr Gestalten – die sich in die Tiefe stürzten. Hinunter – und dann das Schimmern tosender Flammen, die hochschlugen und alles umzingelten; an den Bastionen blähten sich noch mehr Flammen auf und verbreiteten sich wie eine entfesselte Flut.
Ein Hitzeschwall wogte an Keneb heran, zwang ihn, einen Schritt zurückzutreten. Öl aus zerborstenen Fässern inmitten des Durcheinanders aus Teilen der gesprengten Mauer und eingestürzten Gebäuden fing plötzlich Feuer. Die Bresche schloss sich, dämonisches Feuer loderte.
Keneb schaute sich um, Entsetzen stieg in ihm auf: Er sah das halbe Dutzend Melder, die zu seinem Stab gehörten, eng um ein größeres Trümmerstück kauern. Brüllend rannte er auf sie zu. »Gebt das Zeichen zum Rückzug! Verdammt, Soldaten, gebt das Zeichen zum Rückzug!«
Nordwestlich von Y’Ghatan ritten Temul und eine Kompanie Wickaner den Hang hinauf, der zur Straße nach Lothai führte. Sie hatten niemanden gesehen. Keine Menschenseele, die aus der Stadt geflohen wäre. Die Reiterkrieger der Vierzehnten hatten sie vollständig umzingelt. Wickaner, Seti, Verbrannte Tränen. Es würde kein Entkommen geben.
Temul war erfreut gewesen, als er mitbekommen hatte, dass die Gedanken der Mandata in ähnlichen Bahnen verlaufen waren wie seine eigenen. Ein überraschender Vorstoß, hart wie ein Messer, das in eine Brust gestoßen wird, direkt ins Herz dieser verfluchten Rebellion. Sie hatten gehört, wie die Sprengladung hochgegangen war – es war laut gewesen, lauter als erwartet – und hatten die von Flammen durchzuckten schwarzen Wolken dort aufsteigen gesehen, wo der größte Teil der südlichen Stadtmauer von Y’Ghatan in die Luft geflogen war.
Nun zügelten sie ihre Pferde, als sie die Spuren des gewaltigen Exodus entdeckten, der diese Straße erst wenige Tage zuvor verstopft hatte.
Ein Aufblitzen von Feuer, ein fernes Grollen, wie Donner, und die berittenen Krieger drehten sich alle um, blickten zurück zur Stadt. Wo Flammenwände sich hinter den steinernen Wällen erhoben, aber auch von den Bastionen und den verschlossenen Toren – und dann ging im Innern der Stadt Gebäude um Gebäude in Flammen auf … noch mehr Flammen … und noch mehr.
Temul starrte die Stadt an, und sein Geist wurde von dem, was er sah, was er begriff, förmlich zerschmettert.
Ein Drittel der Vierzehnten Armee war mittlerweile in der Stadt. Ein Drittel.
Und sie waren schon so gut wie tot.
Faust Blistig stand neben der Mandata auf der Straße. Er fühlte sich elend, und das Gefühl stieg von einem Ort und einer Zeit auf, die er geglaubt hatte, hinter sich gelassen zu haben. Auf den Wällen von Aren zu stehen und zuzusehen, wie Coltaines Armee abgeschlachtet wurde. Hoffnungslos, hilflos …
»Faust«, stieß die Mandata hervor. »Lasst mehr Soldaten den Graben füllen.«
Er zuckte zusammen, drehte sich dann um und winkte einem seiner Adjudanten – die Frau hatte den Befehl bereits gehört, denn sie nickte und eilte davon. Den Graben löschen, klar. Aber … wozu? Die Bresche hatte eine neue Mauer bekommen, und die war aus Flammen. Und überall in der Stadt loderten noch mehr Flammen; es begann gleich hinter den abgestuften Wällen; Gebäude barsten in wildem Tosen, wenn brennendes Öl explodierte und Lehmziegel in die Luft schleuderte, die ihrerseits zu tödlichen, brennenden Geschossen wurden. Und jetzt fingen auch weiter im Stadtinnern, an Kreuzungen und den breiteren Straßen, Gebäude zu brennen an. Eben gerade war eines direkt hinter dem Palast explodiert und hatte Fontänen aus brennendem Öl himmelwärts geschossen, die die Dunkelheit ausgelöscht und den Himmel enthüllt hatten, an dem sich dunkle Wolken entlangwälzten.
»Nil, Neder«, sagte die Mandata mit brüchiger Stimme, »sammelt eure Magier – alle – ich will, dass die Flammen in der Bresche erstickt werden. Ich will –«
»Mandata«, unterbrach Neder sie, »diese Macht haben wir nicht.«
»Die alten Erdgeister sterben«, fügte Nil in einem dumpfen Tonfall hinzu, »auf der Flucht vor den Flammen, der glühend heißen Agonie. Alle sterben oder fliehen. Etwas steht kurz davor, geboren zu werden …«
Y’Ghatan vor ihnen wurde langsam
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