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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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heller, als der Morgen heraufdämmerte und sich ein entsetzlich grässlicher Tag ankündigte.
     
    Sie husteten, stolperten, trugen oder schleppten verwundete Soldaten durch das Gewühl – aber sie konnten nirgendwo hin. Keneb starrte auf seine Soldaten, die heiße Luft brannte ihm in den Augen. Siebenhundert, achthundert. Wo waren die anderen? Aber er wusste es.
    Dahin. Tot.
    In den Straßen um sie herum konnte er nichts als Feuer sehen, das von Gebäude zu Gebäude sprang und dessen frohlockende Stimme die scharfe, heiße Luft durchdrang – dämonisch, hungrig und gierig.
    Er musste etwas tun. Sich irgendetwas einfallen lassen, doch diese Hitze, diese schreckliche Hitze – seine Lunge sehnte sich nach Luft, trotz des sengenden Schmerzes, der bei jedem angestrengten Atemzug aufflackerte. Atemzug um Atemzug, aber es war, als wäre die Luft selbst gestorben, als wäre ihr alles Leben ausgesaugt worden, so dass sie ihm nichts mehr zu bieten hatte.
    Seine eigene Rüstung kochte ihn bei lebendigem Leib. Er war jetzt auf die Knie gesunken, genau wie alle anderen. »Die Rüstungen!«, krächzte er, ohne zu wissen, ob ihn überhaupt jemand hören konnte. »Weg damit! Die Rüstungen! Die Waffen!« Beiden Göttern hienieden, meine Brust – diese Schmerzen -
     
    Eine Parade Klinge auf Klinge, bei der Kontakt gehalten wurde, zwei Schneiden, die aneinander entlangglitten, dann, als der Krieger mit seinem Krummsäbel stärker drückte, duckte sich Lostara Yil tief, löste ihr Schwert in einer abwärtsgerichteten Bewegung von dem ihres Gegners, führte einen Hieb nach vorn oben und traf ihn in die Kehle. Blut spritzte. Während sie an dem Krieger vorbeiging, schlug sie eine andere Waffe beiseite – einen Speer, der nach ihr gestoßen wurde – und sie hörte den Schaft splittern. In ihrer linken Hand hielt sie ihr Kethra-Messer, das sie ihrem Gegner in den Bauch rammte und es im Herausziehen noch herumdrehte.
    Lostara kam stolpernd von dem zusammenbrechenden Krieger frei, und ein Gefühl der Reue wallte in ihr auf, als sie den Mann den Namen einer Frau rufen hörte, ehe er auf das Straßenpflaster prallte.
    Der Kampf tobte zu allen Seiten. Ihre drei Trupps bestanden mittlerweile aus nicht einmal mehr einem Dutzend Soldaten, während immer mehr rasende Fanatiker nachdrängten. Sie kamen aus den umstehenden Gebäuden – Marktstände mit eingetretenen Läden, aus denen Rauch quoll, der den Geruch nach überhitztem Öl und spuckende, knackende Geräusche auf die Straße trug – irgendetwas machte rrumms und plötzlich war da Feuer -
    Überall.
    Lostara Yil rief eine Warnung, während ein anderer Krieger auf sie zustürmte. Sie parierte seinen Hieb mit dem Messer, stieß mit dem Schwert zu und trat den aufgespießten Leichnam von ihrer Klinge; das Gewicht des zusammensackenden Mannes hätte ihr fast die Waffe aus der Hand gerissen.
    Schreckliche Schreie hinter ihr. Sie wirbelte herum.
    Eine Flut aus brennendem Öl, das aus den Gebäuden auf beiden Seiten strömte, schwappte zwischen die Kämpfenden – gegen ihre Beine, ihre Kleider – Telaban, Leder, Leinen, alles ging in Flammen auf. Ob Krieger oder Soldat, das Feuer fragte nicht nach Freund oder Feind – es verschlang sie alle.
    Taumelnd floh sie vor dem heranrasenden Strom des Todes, stolperte und fiel lang ausgestreckt auf einen Leichnam, kletterte auf ihn – nur einen Augenblick, bevor das brennende Öl heran war, an ihrer bereits brennenden Insel aus zerfetztem Fleisch vorbeischwappte -
    Ein Gebäude explodierte, der Feuerball wurde immer größer und stürzte auf sie zu. Sie schrie auf und riss beide Arme hoch, als die sengende Glut sich streckte, um sie zu holen -
    Von hinten kam eine Hand, die sie am Harnisch packte – Schmerz – die letzte Luft ihrer Lunge entrissen – und dann … nichts mehr.
     
    »Bleibt unten!«, brüllte Balsam, während er seinen Trupp die gewundene Gasse entlangführte. Anschließend nahm er die Litanei seiner Flüche wieder auf. Sie waren verloren. Bei dem Versuch, zu Keneb und der Bresche zurückzukehren, waren sie zurückgeschlagen worden – und jetzt wurden sie zusammengetrieben. Von Flammen. Als sich vor einiger Zeit in den allgegenwärtigen Rauchschwaden kurz eine Lücke aufgetan hatte, hatten sie den Palast gesehen, und soweit Balsam das beurteilen konnte, bewegten sie sich noch immer in die entsprechende Richtung – aber die Welt dahinter war in Feuer und Rauch verschwunden, und die größer und größer werdende Feuersbrunst

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