SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
dann zu bohren. »Der Lehm ist weich, der ist erst vor kurzem da reingeschmiert worden. Diese Mauern – sie sind hohl.« »Um Feners willen, Mann, worauf willst du hinaus?«
»Nur auf das: Ich glaube, dass diese Mauern – dieses ganze Gebäude mit Öl gefüllt ist.«
»Gefüllt? Mit … mit Öl ?«
Gurgelschlitzer nickte.
Mit Öl gefüllt? Was soll das sein – eine Art Leitungssystem, um es nach unten zu bringen? Nein, beim Vermummten, Balsam, sei kein Idiot. »Gurgelschlitzer, glaubst du, dass das auch bei anderen Häusern so ist? Ist es das, was du denkst?«
»Ich glaube, dass Leoman aus Y’Ghatan eine einzige große Falle gemacht hat, Sergeant. Er will, dass wir in die Stadt eindringen, in den Straßen kämpfen, immer weiter vorstoßen –«
»Aber was ist mit seinen Anhängern?«
»Was soll mit ihnen sein?«
Aber … das würde bedeuten … Er rief sich die Gesichter der Feinde in Erinnerung, ihren Fanatismus, ihre glänzenden Augen, die auf Rauschgift hindeuteten. »Hol uns der Abgrund!«
»Wir müssen Faust Keneb suchen, Sergeant. Oder einen Hauptmann. Wir müssen –«
»Ich weiß, ich weiß. Lass uns hier verschwinden, bevor der Dreckskerl mit der Laterne auf die Idee kommt, sie zu werfen!«
Es hatte chaotisch angefangen, nur um dann noch chaotischer zu werden. Doch nachdem sie anfänglich zurückgetaumelt waren, als ein Hinterhalt nach dem anderen sich enthüllt hatte und die Voraustrupps aus Seesoldaten übel zugerichtet worden waren, hatten die Kompanien von Faust Keneb und Faust Tene Baralta sich gesammelt und neu formiert und waren dann erneut in die Stadt vorgedrungen, Gebäude um Gebäude, Straße um Straße. Irgendwo voraus stießen die Reste der Seesoldaten immer noch weiter vor, wie Keneb wusste, schlugen sich durch die fanatischen, aber schlecht bewaffneten und durchweg undisziplinierten Krieger von Leomans Rebellenarmee.
Er hatte gehört, dass diese Soldaten sich in einem von Drogen herbeigeführten Zustand der Raserei befinden sollten, dass sie kämpften, ohne Rücksicht auf Verletzungen, und dass nicht einer von ihnen zurückwich, sondern dass sie alle an Ort und Stelle starben. Was er erwartet hatte, um ehrlich zu sein. Ein letztes Gefecht, eine heroische Verteidigungsschlacht, die sie alle zu Märtyrern machte. Denn genau das war es, was Y’Ghatan gewesen war, was es war und was es immer sein würde.
Sie würden diese Stadt einnehmen. Die Mandata würde ihren ersten echten Sieg erringen. Blutig und scheußlich, aber nichtsdestotrotz ein Sieg.
Er stand eine Querstraße jenseits der Bresche, in seinem Rücken schwelende Trümmer, und betrachtete die Reihe verwundeter und bewusstloser Soldaten, die zu den Heilern ins Lager zurückgebracht wurden. Frische Infanterie-Einheiten marschierten durch die gesicherten Bereiche und weiter voran in die Schlacht; bald würde die malazanische Faust sich endgültig um Leoman und seine Anhänger – die letzten noch lebenden Überreste der Rebellion – geschlossen haben.
Er sah, wie die zu Tene Baraltas Kompanie gehörende Rote Klinge namens Lostara Yil drei Trupps in Richtung der fernen Kampfgeräusche führte. Und Tene selbst stand ganz in der Nähe, sprach mit Hauptmann Gütig.
Keneb hatte Faradan Sort nach vorne geschickt, um Verbindung mit den Voraustrupps aufzunehmen. Es sollte eine zweite Zusammenkunft geben, in der Nähe des Palasts, und er hoffte, dass noch immer alle dem Schlachtplan folgten.
Schreie, dann Alarmrufe – hinter ihm. Von außerhalb der Bresche! Faust Keneb wirbelte herum und sah eine Wand aus Flammen auf dem Todesstreifen hinter ihnen aufsteigen – dort, wo Leomans Krieger den schmalen, tiefen Graben ausgehoben hatten. Vergrabene, mit Olivenöl gefüllte Urnen begannen im Graben zu explodieren und versprühten brennende Flüssigkeit in alle Richtungen. Keneb sah, wie die Reihe der ins Lager zurückkehrenden Verwundeten nahe des Grabens auseinanderspritzte, sah brennende Gestalten. Schreie, das Tosen von Feuer -
Voller Entsetzen erhaschte er eine Bewegung zu seiner Rechten, oben auf dem Dach des nächsten Gebäudes auf der der Bresche zugewandten Seite. Dort stand eine Gestalt mit einer Laterne in der einen und einer brennenden Fackel in der anderen Hand – geschmückt mit einem Netz aus Feldflaschen, umgeben von Amphoren – am äußersten Rand des Dachs; der Mann hatte die Arme ausgestreckt und trat die großen Tonkrüge über den Rand – Tonkrüge, an denen Seile angebracht waren, die zu seinen Knöcheln
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