SdG 11 - Die Kochenjäger
ihnen hinüber. »Sergeant Hellian – im Namen des Vermummten, was machst du, verdammt noch mal, hier an Land?«
Als sie die Stimme hörten, blieben die beiden Gestalten ruckartig stehen und drehten sich um.
Hellians Blick fiel auf den T’lan Imass. »Fiedler«, sagte sie, »du siehst schrecklich aus.«
»Ich bin hier drüben, du besoffene Idiotin!« Während er näher an die beiden herantrat, gab er Gesler und Stürmisch ein Zeichen, weiterzugehen. »Wen hast du da bei dir?«
Hellian drehte sich zur Seite und betrachtete den Mann, den sie am Arm festhielt. Lange. Sehr lange.
»Dein’ Gefangenen«, sagte der Mann ermutigend.
»Schtimmt.« Hellian richtete sich gerade auf, als sie sich wieder zu Fiedler umdrehte. »Er muss befragt werden.«
»Von wem?«
»Von mir, wieso? Aber egal … Wo ist das Boot?«
Gesler und Stürmisch gingen auf die Brücke zu. »Folge ihnen«, sagte Fiedler zu Legana Breed, und der T’lan Imass setzte sich in Bewegung. Seine Füße schabten über das Pflaster. Der Sappeur wandte sich wieder Hellian zu. »Bleibt dicht bei mir, wir kehren jetzt zu den Schiffen zurück.«
»Gut. Bin froh, dass du’s geschafft hast, Fiedler, nur für den Fall, dass der hier abhauen will, klar? Ich geb dir die Erlaubnis, auf ihn zu schießen. Aber nur ins Bein. Ich will ein paar Antworten von ihm, und die werd ich auch kriegen!«
»Hellian«, sagte Fiedler, »es ist gut möglich, dass wir rennen müssen.«, »Das schaffen wir. Stimmt’s, Banash?«
»Idiotin«, murmelte Fiedler. »Ihr wart beim Lächler. Der Dämon serviert kein normales Bier. An jedem anderen Ort …« Er verstummte und schüttelte den Kopf. »Kommt schon, ihr zwei.«
Gesler und Stürmisch hatten mittlerweile die Brücke erreicht, bewegten sich geduckt auf ihr vorwärts.
Fiedler hörte Gesler rufen. Es war ein Schrei, der überrascht und besorgt klang, und im gleichen Moment fingen er und Stürmisch an zu rennen – genau auf einen tobenden Mob zu, der plötzlich vor ihnen auftauchte.
»Scheiße!« Fiedler rannte los.
Ein gewundener Graben, der von der Düsternis verschluckt wurde, eine Ader, die unterhalb jener Ebene zu verlaufen schien, auf der in sämtlichen Straßen und Gassen ringsum nichts als Raserei und Blutvergießen herrschten. Dicht gefolgt von T’amber, die hustete und Blut spuckte, während sie voranplantschte, watete Mandata Tavore Paran durch einen trägen Strom aus Abwasser.
Näherte sich immer mehr den Kampfgeräuschen, die von den Hauptdocks herüberdrangen.
Es kam ihr vollkommen unmöglich vor, doch die Klauen hatten sie nicht gefunden, waren nicht über die verfallenen Backsteinmauern gesprungen, um in der fauligen Brühe dieses Flusses, der den gleichen Namen wie die Stadt trug, Tod und Verderben zu bringen. Oh, Tavore und T’amber waren unterwegs an mehr als genug Leichen vorbeigekommen, aber die einzigen Geräusche in ihrer nächsten Umgebung waren das Rauschen des Wassers und das Rascheln der Ratten, die an beiden Ufern entlanghuschten, sowie das Surren stechender Insekten gewesen.
All das veränderte sich, als sie den Rand des freien Platzes erreichten. Ein Fetzer explodierte dort oben, erschreckend nah – und einen Augenblick später stürzten ein halbes Dutzend Gestalten herab, als direkt vor ihnen ein Abschnitt der noch vorhandenen Mauer in sich zusammensackte. Weitere Gestalten kamen schreiend heruntergerutscht, fuchtelten mit ihren Waffen -
- und ein Soldat drehte sich um und entdeckte sie!
Als er seine Kameraden alarmierte, schob sich T’amber an der Mandata vorbei. Ihr Langschwert beschrieb einen weiten, diagonalen Bogen und schlug dem Mann das obere Drittel seines Kopfes samt Helm ab. Weißliche Hirnmasse spritzte.
T’amber streckte eine blutige Hand nach der Mandata aus, packte sie am Umhang und zog sie vorwärts, auf das abgesackte Ufer aus Backsteinen, Sand und Geröll.
Tavore war erstaunt, wie kräftig T’amber zupackte, während sie den Hang in Angriff nahm und die Mandata dabei so wild hinter sich her zog, dass sie den Boden unter den Füßen verlor, immer weiter nach oben, hinauf auf den Platz. Sie sank auf die Knie, als die Hand sie losließ und plötzlich Kampfgeräusche um sie herum waren - Soldaten der Stadtwache, mindestens drei Trupps – Explosionen hatten sie auf diese Seite des Platzes getrieben, und sie gingen wie tollwütige Wölfe auf die beiden Frauen los - Tavore mühte sich auf die Beine und parierte mit einer verzweifelten Bewegung einen Schwertstoß, der
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