SdG 11 - Die Kochenjäger
hinunter. »Was tut sie da?«
»Sie gibt ihr einen Kuss. Auf die Stirn. Ein Dankeschön.«
Die Erscheinung richtete sich wieder auf, schien prüfend die Luft einzusaugen - und verschwand von einem Augenblick auf den anderen.
»Oh!«, sagte Wühler. Mehr nicht. Stattdessen ergriff er ihre Hand. »Lostara. Die Mandata, sie hat T'amber verloren. Du musst jetzt ihren Platz einnehmen -«
»Ich habe die Nase voll von irgendwelchen Geliebten, egal, ob Mann oder Frau -«
»Nein, so nicht. Du sollst nur ... bei ihr sein. An ihrer Seite. Du musst es tun. Sie schafft das nicht alleine.«
»Was schafft sie nicht?«
»Wir müssen gehen - nein, nicht in diese Richtung. Zu dem Teil des Hafens, der ans Mausviertel grenzt -«
»Wühler - sie werden gleich ablegen!«
»Mach dir darüber keine Gedanken! Komm!«
Totstink stieß Fiedler beiseite und kniete sich neben die Mandata. Er legte ihr eine Hand auf die dreckige Stirn - und riss sie hastig wieder zurück. »Beim Atem des Vermummten! Sie braucht mich nicht.« Er ging rückwärts, schüttelte dabei den Kopf. »Verdammtes Otataral - ich habe nie kapiert, was es bewirkt...«
Tavore öffnete die Augen. Nach einem kurzen Moment setzte sie sich mühsam auf, griff dann dankbar nach Fiedlers Hand und stand auf.
Die Geiferwolf entfernte sich langsam von der Mole. Die Silanda war schon ein Stück weiter weg, ihre Ruder glitten durchs Wasser.
Die Mandata schaute sich blinzelnd um, ehe sie den Blick auf Fiedler richtete. »Sergeant, wo ist Buddl?«
»Ich weiß es nicht. Er ist nicht zurückgekommen. Sieht so aus, als hätten wir auch den Schnellen Ben verloren. Und Kalam.«
Beim letzten Namen zuckte sie zusammen.
Aber Fiedler hatte es bereits gewusst. Das Spiel... »Mandata — «
»Ich habe noch niemals jemanden so kämpfen gesehen«, sagte sie. »Er und T'amber ... die beiden haben sich durch eine ganze Stadt gekämpft -«
»Mandata. Die anderen Schiffe haben uns Zeichen gegeben. Wohin gehen wir?«
Aber sie wandte sich ab. »Buddl... wir haben versagt, Sergeant. Er sollte jemanden holen.«
»Jemanden? Wen?«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wir haben versagt.«
Das alles ... all diejenigen, die heute Nacht gestorben sind - all das wegen eines einzigen Menschen? »Mandata, wir können bis zum Tagesanbruch in der Bucht warten, können einen Trupp in die Stadt schicken, der -«
»Nein. Admiral Noks Begleitschiffe werden den Befehl erhalten, die Transportschiffe zu versenken - die Verender werden eingreifen, und es wird noch mehr Tote geben. Wir müssen aufbrechen.«
»Sie werden uns verfolgen und einholen -«
»Nein. Admiral Nok hat mir versichert, dass er in Bälde von einem Anfall von Unfähigkeit heimgesucht werden wird.«
»Dann werden wir also den anderen Zeichen geben, dass sie Anker lichten und Segel setzen sollen?«
»Ja.«
»Schiff nähert sich an Steuerbord!« Der Ruf war von einem der Seeleute gekommen.
Fiedler folgte der Mandata an die Reling. Wo Faust Keneb bereits wartete.
Ein kleines Boot näherte sich ihnen in einem Winkel, dass es ihren Kurs kreuzen würde. Am Bug des Bootes blitzte eine Laterne auf.
»Sie haben Passagiere, die übersetzen wollen«, rief der Ausguck.
Das Boot kam längsseits, rieb sich knirschend am Rumpf der Geiferwolf. Taue wurden nach unten geworfen, gefolgt von Strickleitern.
Fiedler nickte. »Buddl.« Seine Miene verfinsterte sich. »Ich habe gedacht, Ihr hättet von einer Person gesprochen – der Idiot hat fast zwei Dutzend mitgebracht.«
Doch der Erste, der über die Reling schaute, war Wühler.
Ein breites Grinsen. »Hallo, Vater«, sagte er, als Keneb die Arme ausstreckte, den Jungen über die Reling hob und auf dem Deck absetzte. »Ich habe Hauptmann Lostara Yil mitgebracht. Und Buddl hat eine ganze Menge Leute mitgebracht – «
Dann kletterte ein Fremder an Bord, landete leichtfüßig auf Deck und blieb stehen; die Hände in die Hüften gestemmt, blickte er sich um. »Eine verdammte Sauerei«, sagte er.
Kaum hatte der Mann den Mund zum Sprechen aufgemacht, trat Fiedler einen Schritt nach vorn. »Cartheron Crust. Ich dachte, Ihr seid – «
»Hier ist niemand, der so heißt«, knurrte der Mann und legte dabei eine Hand an das Heft des Messers, das aus seinem Gürtel ragte.
Fiedler trat wieder zurück.
Weitere Gestalten tauchten auf, allesamt Fremde: Der Erste war ein großer Mann mit ausdruckslosem Gesicht und einem wachsamen Blick, dessen Unterarme von Narben und alten Striemen übersät waren, die
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