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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Erlösung auf. Es musste etwas geschehen sein, das Barathols Glauben zerschmettert hatte, so dass der Weg des Verrats offen gestanden hatte.
    Doch diese Dorfbewohner betrachteten Barathol Mekhar auf eine Weise, die an Verehrung grenzte, und genau das konnte L’oric nicht verstehen. Selbst jetzt, wo sie die Wahrheit kannten, wo sie wussten, was ihr Schmied vor Jahren getan hatte, enttäuschten sie die Erwartungen des Hohemagiers. Er war verwirrt und fühlte sich auf merkwürdige Weise hilflos.
    Andererseits, gib es ruhig zu, L’oric – du warst niemals in der Lage, Gefolgsleute um dich zu scharen, ganz egal, wie edel dein Anliegen auch sein mochte. Oh, es gab hier Verbündete, die ihre Stimmen seiner eigenen Empörung angesichts von Scillaras abstoßender Gleichgültigkeit im Hinblick auf ihr Kind hinzufügten, aber er wusste nur zu gut, das solch eine Einigkeit am Ende vorübergehend und flüchtig war. Sie mochten alle Scillaras Haltung schlecht machen, aber sie würden nichts dagegen tun; in der Tat hatten mittlerweile alle außer Nulliss akzeptiert, dass das Kind in die Hände zweier Frauen gelangen sollte, die beide Jessa hießen. Da, Problem gelöst. Aber in Wahrheit bedeutet es nichts weiter, als sich auf ein Verbrechen einzulassen.
    Graufrosch kam an seine Seite geschlendert und hockte sich bäuchlings auf die staubige Straße. Seine vier Augen blinzelten träge, verrieten nichts von seinen Gedanken, doch ein unbeschreibliches mitleidiges Flüstern beruhigte L’orics inneren Aufruhr.
    Der Hohemagier seufzte. »Ich weiß, mein Freund. Wenn ich doch nur lernen könnte, einen Ort einfach zu durchqueren und bewusst nicht auf all die Vergehen gegen die Natur – die kleinen und die großen – zu achten. Ich vermute, es hat mit einer Reihe aufeinanderfolgender Fehlschläge zu tun. In der Raraku, in Kurald Liosan, im Hinblick auf Felisin die Jüngere – bei den Göttern hienieden, was für eine deprimierende Liste. Und dich, Graufrosch, dich habe ich ebenfalls im Stich gelassen …«
    »Bedeutung unerheblich«, sagte der Dämon. »Ich werde dir eine Geschichte erzählen, Bruder. Früh in der Geschichte des Clans, vor vielen Jahrhunderten, stieg ein neuer Kult auf wie ein Gashauch aus der Tiefe. Als sein ihn vertretender Gott wurde der unnahbarste, zurückhaltendste Gott des Pantheons gewählt. Es war in der Tat ein Gott, dem die Clans meiner Art vollkommen gleichgültig waren. Ein Gott, der niemals zu irgendeinem Sterblichen sprach, der sich niemals in die Angelegenheiten der Sterblichen einmischte. Grauenhaft. Die Anführer des Kults erklärten sich zur Stimme dieses Gottes. Sie schrieben Gesetze nieder, und Verbote, Zuschreibungen, Besänftigungen, Lästerungen, Bestrafungen wegen mangelnder Anpassung, Streitereien und Abstammung. Dies war nichts als ein Gerücht, besagte Einzelheiten in einer vagen Fuge bewahrt, bis zu dem Zeitpunkt, da der Kult die Herrschaft erlangte, und mit der Herrschaft absolute Macht.
    Schreckliche Vollstreckung, schreckliche Verbrechen begangen im Namen des schweigenden Gottes. Anführer kamen und gingen, und jeder verdrehte die Worte weiter, die bereits von weltlichem Ehrgeiz und dem Eifer nach Einigkeit verdreht waren. Ganze Teiche wurden vergiftet. Andere geleert und Salz im Schlamm ausgesät. Eier wurden zerschlagen. Mütter zerstückelt. Und unser Volk wurde in ein Paradies der Furcht gestürzt, die Gesetze wurden offenkundig gemacht und das vergossene Blut wurde zu Tränen der Notwendigkeit. Falsches Bedauern mit kaltem Glanz im mittleren Auge. Kein Trost wartete, und jede Generation litt mehr als die vorangegangene.«
    L’oric musterte den Dämon. »Was ist geschehen?«
    »Sieben große Krieger aus den sieben Clans sind ausgezogen, den Schweigenden Gott zu suchen, sind ausgezogen, um selbst zu sehen, ob dieser Gott in der Tat all das gesegnet hatte, was in seinem Namen geschehen war.«
    »Und haben sie den schweigenden Gott gefunden?«
    »Ja. Und sie haben auch den Grund für sein Schweigen gefunden. Der Gott war tot. Er war gestorben, als der erste Tropfen Blut in seinem Namen vergossen worden war.«
    »Ich verstehe. Und welche Bedeutung hat diese Geschichte, die du mir erzählst, wie bescheiden sie auch sein mag?«
    »Vielleicht diese. Die Existenz vieler Götter bewirkt wahre Komplexität des Lebens der Sterblichen. Umgekehrt führt die Geltendmachung nur eines einzigen Gottes zum Leugnen von Komplexität und bestärkt das Bedürfnis, die Welt einfach zu machen. Nicht der

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