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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dieses … Bündnis nicht. Ich vertraue darauf, dass der Vermummte dies auch versteht. Dennoch sehe ich, wie sich … in den Tiefen dieses Wassers … etwas Unerwartetes regt. Brunspatz, hast du gewusst, dass du gekennzeichnet bist? Nein, ich gehe davon aus, dass dem nicht so war – du warst schließlich eine Neugeborene, als du ihm geweiht wurdest. Und dann wurdest du aus dem Tempel geraubt. Von deinem Bruder. Das hat der Vermummte ihm niemals vergeben, und am Ende hat er sich auf höchst befriedigende Weise gerächt, hat jedes Mal die Berührung eines Heilers abgewendet, wo doch nichts anderes nötig gewesen wäre – und dabei hätte diese Berührung die Welt verändern, einen jahrtausendealten Fluch zerschmettern können.« Sie machte eine kurze Pause, starrte weiter in den Teich. »Ich glaube, dass der Vermummte seine Entscheidung mittlerweile bereut – er ärgert sich wieder einmal über seinen Mangel an Demut. Es könnte sehr gut sein, dass er bei dir, Brunspatz, Wiedergutmachung leisten will.«
    Die Malazanerin war blass. »Ich habe gehört, dass mein Bruder getötet wurde«, sagte sie leise. »Aber jeder Tod kommt durch die Hand des Vermummten. Ich sehe keinen Grund für irgendeine Art von Wiedergutmachung.«
    »Durch die Hand des Vermummten. Das ist wohl wahr, und daher wählt der Vermummte auch den Zeitpunkt und die Art und Weise. Allerdings mischt er sich nur in den allerseltensten Fällen offenkundig in den Tod eines einzelnen Sterblichen ein. Betrachte seine übliche … Einmischung … als verdorrte Finger, die dafür sorgen, dass das Gewebe des Lebens nahtlos verwoben wird, nicht mehr – zumindest, bis man an einen Knoten gerät.«
    Jetzt mischte Leoman sich ein. »Ihr könnt ein andermal über die Feinheiten von Lehrsätzen grübeln – und damit meine ich euch beide. Ich werde dieses Ortes allmählich überdrüssig. Schickt uns irgendwo hin, Königin, aber sagt uns vorher, welchen Dienst Ihr verlangt.«
    Jetzt endlich blickte sie auf und musterte den Wüstenkrieger ein halbes Dutzend Herzschläge lang schweigend. »Im Augenblick«, sagte sie schließlich, »verlange ich nichts von dir … gar nichts.«
    Und dann herrschte Stille. Schlitzer wurde endlich klar, dass die beiden Sterblichen sich nicht bewegten. Es war noch nicht einmal ein Heben und Senken des Brustkorbs erkennbar. Sie sind erstarrt … genau wie ich.
    Die Königin der Träume wandte langsam den Kopf, sah Schlitzer in die Augen und lächelte.
    Plötzlicher, wirbelnder Rückzug – und er erwachte zuckend unter fadenscheinigen Decken und einer Balkendecke, die von den Kadavern leergesaugter Insekten geschmückt wurde. Doch das Lächeln wirkte nach, raste wie kochend heißes Blut durch ihn hindurch. Sie hatte es gewusst – natürlich hatte sie es gewusst, sie hatte ihn dorthin gebracht, in genau diesem Augenblick, damit er Zeuge würde. Aber warum? Leoman von den Dreschflegeln … der abtrünnige Befehlshaber von Sha’iks Armee, derjenige, den Mandata Tavores Armee verfolgt hatte. Ganz offensichtlich hat er eine Möglichkeit gefunden zu entkommen. Aber um einen Preis. Vielleicht war das die Lektion – schließe niemals einen Handel mit den Göttern ab.
    Ein schwaches Geräusch drang an seine Ohren. Das Weinen eines Kindes, hartnäckig, fordernd.
    Dann ein näheres Geräusch, ein Schlurfen, und Schlitzer drehte den Kopf und sah, wie der Vorhang, der den Durchgang bedeckte, zurückgezogen wurde. Ein junges, unvertrautes Gesicht sah ihn an. Das Gesicht verschwand schnell wieder. Stimmen, schwere Schritte, dann wurde der Vorhang zur Seite geschoben. Ein großer Mann mit mitternachtsdunkler Haut kam herein.
    Schlitzer sah ihn an. Er wirkte … vertraut, aber er wusste, dass er diesem Mann noch nie zuvor begegnet war.
    »Scillara fragt nach dir«, sagte der Fremde.
    »Das Kind, das ich weinen höre – ist es ihres?«
    »Ja, im Moment. Wie fühlst du dich?«
    »Schwach, aber nicht so schwach wie zuvor. Hungrig, durstig. Wer bist du?«
    »Der Schmied dieses Weilers. Barathol Mekhar.«
    Mekhar? »Kalam …«
    Der Mann verzog das Gesicht. »Ein Vetter x-ten Grades. Mekhar bezieht sich auf den Stamm – es gibt ihn nicht mehr, er wurde von Falah’d Enezgura von Aren abgeschlachtet, auf einem seiner Eroberungszüge in Richtung Westen. Die meisten von uns Überlebenden haben sich überallhin verstreut.« Er zuckte die Schultern, beäugte Schlitzer. »Ich werde dir etwas zu essen und zu trinken besorgen. Wenn eine Semk-Hexe hier reinkommt und

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