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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Eingeweide nach draußen gequollen waren. Hatte sich plötzlich leichter gefühlt, hatte gespürt, was ihn zu Boden gezogen hatte. Kalt, so schrecklich kalt.
    Die anderen waren tot. Sie mussten tot sein. Andererseits müsste er dann eigentlich auch tot sein. Sie hatten ihn aufgeschlitzt. Langsam drehte er den Kopf und musterte den schmalen Raum, in dem er lag. Eine Art Vorratsraum, vielleicht eine Speisekammer. Die Regale waren größtenteils leer. Er war allein.
    Die Bewegung hatte ihn erschöpft – er hatte nicht die Kraft, den Arm, der auf seinem Bauch lag, zurückzuziehen.
    Er schloss die Augen.
    Ein Dutzend langsame, gleichmäßige Atemzüge, und er fand sich an einem ganz anderen Ort wieder, stand im Garten eines Innenhofs, der ungepflegt und verdorrt war, als hätte jahrelange Dürre geherrscht. Der Himmel über ihm war weiß und konturlos. Vor ihm befand sich ein von Steinen eingefasster Teich, dessen Wasseroberfläche glatt und unbewegt war. Die Luft war schwül und unerträglich heiß.
    Schlitzer wollte sich durch reine Willenskraft vorwärtsbewegen, doch er stellte fest, dass er sich nicht rühren konnte. Er stand da wie angewurzelt.
    Zu seiner Linken begannen Pflanzen zu knistern, rollten sich schwarz zusammen, als sich ein ausgefranstes Loch in der Luft bildete. Einen Augenblick später kamen zwei Gestalten durch das Tor gestolpert. Erst eine Frau, dann ein Mann. Das Tor schloss sich mit einem hellen Geräusch direkt hinter ihnen wieder, und es blieb nichts weiter als ein Wirbel aus Asche und ein Ring verbrannter Pflanzen.
    Schlitzer versuchte zu sprechen, aber er hatte keine Stimme, und nach ein paar Herzschlägen war ihm klar, dass sie ihn nicht sehen konnten. Er war ein Geist, ein unsichtbarer Zeuge.
    Die Frau war genauso groß wie der Mann. Eine Malazanerin, während er ganz offensichtlich nicht von der Insel stammte. Gutaussehend auf eine harte, unnachgiebige Weise. Sie reckte sich langsam.
    Eine andere Frau saß jetzt am Rand des Teichs. Hellhäutig, mit fein geschnittenen Gesichtszügen, die langen, goldgetönten Haare kunstvoll zu vielen Zöpfen geflochten und hochgebunden. Eine Hand hatte sie in das Wasser des Teichs getaucht, aber es gab keine Wellen. Sie musterte die Wasseroberfläche und blickte nicht auf, als die Malazanerin sprach.
    »Und was jetzt?«
    Der Mann, in dessen Gürtel zwei bösartig aussehende Morgensterne steckten, sah aus wie ein Wüstenkrieger. Sein Gesicht war dunkel und breit, die zusammengekniffenen Augen von einem Netz aus unzähligen Fältchen umgeben. Er trug eine Rüstung, als wollte er in die Schlacht ziehen. Bei der Frage seiner Begleiterin richtete er den Blick auf die sitzende Frau und sagte: »Darüber habt Ihr Euch nie deutlich ausgelassen, Königin der Träume. Der einzige Teil dieses Handels, bei dem mir ein bisschen unbehaglich ist.«
    »Es ist zu spät für Reue«, murmelte die sitzende Frau.
    Schlitzer starrte sie erneut an. Die Königin der Träume. Eine Göttin. Es schien, als hätte sie ebenfalls keine Ahnung, dass Schlitzer hier irgendwie anwesend war und Zeuge dieser Szene wurde. Aber das hier war ihre Sphäre. Wie konnte das sein?
    Die spöttische Bemerkung der Königin hatte den Mann finster das Gesicht verziehen lassen. »Ihr wollt meine Dienste. Und was soll ich tun? Ich habe genug davon, Armeen anzuführen, genug von Prophezeiungen. Gebt mir eine Aufgabe, wenn es sein muss, aber macht sie einfach. Lasst mich jemanden töten oder jemanden beschützen – nein, Letzteres doch nicht – davon habe ich auch genug.«
    »Deine … Skepsis ist das, was ich am meisten an dir schätze, Leoman von den Dreschflegeln. Ich muss allerdings zugeben, dass ich ein bisschen enttäuscht bin. Denn ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass dich jemand anders begleiten würde.«
    Der Mann namens Leoman warf einen Blick zu der Malazanerin, sagte jedoch nichts. Dann, langsam, weiteten sich seine Augen, und er schaute die Göttin wieder an. »Corabb?«
    »Erwählt von Oponn«, sagte die Königin der Träume. »Von der Lady geliebt. Seine Anwesenheit wäre nützlich gewesen …« Ein leichtes Stirnrunzeln, dann ein Seufzer. Sie blickte immer noch nicht auf, als sie sagte: »An seiner Stelle muss ich nun eine Sterbliche dulden, auf die bereits ein anderer Gott ein Auge geworfen hat. Wohin wird das führen, frage ich mich? Wird dieser Gott sie letzten Endes benutzen? In der Art, in der alle Götter es tun?« Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich, dann fuhr sie fort: »Ich leugne

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