Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
duckte sich unter der Decke. »Sollte ein Gott dumm genug sein, zu versuchen, uns unsere Geister zu stehlen, werde ich ihn töten.«
    Sie betrachtete ihn aus halb geschlossenen Augen. Solche Aussagen waren keine Seltenheit bei Karsa Orlong, und sie hatte längst gelernt, dass es keine leeren Prahlereien waren, ganz egal, wie absurd eine Behauptung auch klingen mochte. »Das wäre nicht besonders klug«, sagte sie nach einem Moment.
    »Ein Gott, der nicht über Weisheit verfugt, verdient, was er bekommt.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    Karsa bückte sich kurz, um die tote Ratte aufzuheben, und ging dann zur Luke.
    Sie folgte ihm.
    Als sie auf das Hauptdeck kam, ging der Toblakai auf den Kapitän zu. Sie sah zu, wie er dem Letherii die nasse Ratte reichte, sich umdrehte und dabei sagte: »Kümmert Euch um die Winden - schafft mein Pferd an Deck, denn ich will so schnell wie möglich von diesem verdammten Ding runter.« Hinter ihm starrte der Kapitän auf die Kreatur in seinen Händen und warf sie dann mit einem wütenden Knurren über die Reling.
    Samar Dev dachte kurz darüber nach, ob sie rasch ein paar Worte mit dem Kapitän wechseln sollte, um den aufziehenden Sturm abzuwenden - einen Sturm, den Karsa auf dieser Reise schon unzählige Male unbekümmert ausgelöst hatte -, und kam zu dem Schluss, dass es nicht der Mühe wert war. Es schien, als wäre der Kapitän zu dem gleichen Ergebnis gelangt, während ein Seemann mit einem Eimer Meerwasser heraneilte, in das der Letherii seine Hände tauchte.
    Die Hauptluke zum Frachtraum wurde entfernt, während andere Seeleute die Winden zusammensetzten.
    Karsa ging zum Fallreep. Er blieb stehen und sagte dann mit lauter Stimme: »Diese Stadt stinkt. Gut möglich, dass ich sie bis auf die Grundmauern niederbrenne, wenn ich mit ihrem Imperator fertig bin.«
    Die Planken bogen sich und erzitterten, als der Toblakai zur Landestelle hinunterschritt.
    Samar Dev eilte ihm hinterher.
    Eine der beiden voll gerüsteten Wachen hatte bereits begonnen, Karsa in verächtlichem Tonfall zu belehren. »… die Waffen abzugeben, wann immer dir erlaubt wird, den Innenbereich zu verlassen, wobei besagte Erlaubnis ausschließlich vom rangältesten Offizier der Wache erteilt werden darf. Unsere Aufgabe ist es, dich unverzüglich zu deinem Quartier zu geleiten, wo dir der Dreck aus Haaren und vom Körper gewaschen werden …«
    Er kam nicht weiter, denn Karsa streckte einen Arm aus, packte den Letherii mit einer Hand an seinem ledernen Wehrgehänge und schleuderte ihn mit einer einzigen Bewegung in die Luft. Der Mann flog sechs oder mehr Schritt nach links und prallte auf vier Stauer, die zugesehen hatten. Alle vier gingen zu Boden.
    Der zweite Gardist stieß eine Verwünschung aus und zerrte an seinem Kurzschwert.
    Bis Karsas Fausthieb seinen Kopf nach hinten riss und er zusammenbrach.
    Heisere Alarmrufe. Mehr letheriische Soldaten strömten zusammen. Samar Dev beeilte sich. »Der Vermummte soll dich holen, Toblakai - hast du vor, gegen das ganze Imperium Krieg zu fuhren?«
    Karsa starrte den Halbkreis aus Wachen, der sich um ihn schloss, düster an, und verschränkte die Arme. »Wenn ihr meine Eskorte sein wollt«, sagte er zu ihnen, »seid höflich, oder ich werde euch alle in Stücken reißen.« Dann drehte er sich um, schob sich an Samar vorbei. »Wo ist mein Pferd?«, brüllte er die Mannschaft an Deck an. »Wo ist Havok? Ich habe keine Lust mehr, zu warten!«
    Samar Dev überlegte, ob sie auf das Schiff zurückkehren und verlangen sollte, dass sie die Segel setzten, den Fluss hinunter und dann hinaus in die Drachensee und noch weiter segelten. Und diesen unberechenbaren Toblakai nicht einfach Letheras und all seinen unglücklichen Bewohnern überlassen sollte.
    Aber so etwas haben leider noch nicht einmal Götter verdient.
     
    Bagg stand dreißig Schritte vom großen Eingang des Hivanar-Anwesens entfernt, stützte sich mit einer Hand an eine Mauer. Ein kleines Stück entfernt kreischten Hühner schrill und laut in irgendeinem Garten an einem Gässchen, verkrochen sich in rasender Panik in die Brutkäfige. Über ihm rasten noch immer Schwärme von Staren hin und her.
    Er wischte sich die schweißnasse Stirn ab und holte mühsam tief Luft.
    Eine angemessene Mahnung, sagte er zu sich. Alles war nur eine Frage der Zeit. Was sich ausstreckte, würde sich danach zusammenziehen. Ereignisse überschlugen sich, Mächte rückten dem Zusammenprall immer näher, und trotz alledem schien das

Weitere Kostenlose Bücher