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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und war ohne Naht fast rechtwinklig gebogen.
    »Deine Ingenieure konnten nicht feststellen«, sagte Rautos Hivanar, »wozu diese Mechanismen dienen sollten.«
    Bei dem Wort »Mechanismen« zog Bagg leicht die Brauen hoch. Er wog den Gegenstand in seiner Hand.
    »Ich habe versucht, sie zusammenzusetzen«, fuhr der Kaufmann fort. »Ohne Erfolg. Es gibt keine offensichtlichen Verbindungsstellen, aber irgendwie scheinen sie mir doch alle zu einem Stück zu gehören. Vielleicht ist irgendein wesentliches Teilstück immer noch unter dem Fluss begraben, aber wir haben seit drei Tagen nichts mehr gefunden, außer einer Schubkarre voll kleinerer und größerer Steinsplitter. Und die haben wir aus einer Ablagerungsschicht geholt, die deutlich tiefer lag als diese Artefakte, was mich zu der Überzeugung bringt, dass sie Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende älter sind.«
    »Ja«, murmelte Bagg. »Eres’al, ein Paar. Sie haben Feuerstein für Werkzeuge bearbeitet, hier, am Rande dieser riesigen Marsch. Er hat die groben, sie die feineren Arbeiten gemacht. Sie sind drei Jahre lang hierhergekommen, dann ist sie im Kindbett gestorben, und er ist mit dem hungernden Säugling in den Armen weitergewandert, bis auch das Kind gestorben ist. Er hat keine anderen seiner Art gefunden, denn sie waren überallhin verstreut worden - nach den Bränden, die erst die großen Wälder vernichtet hatten und sich dann auch auf die Ebenen ausgedehnt haben. Die Luft war voller Asche. Er ist weitergewandert, bis er gestorben ist, und war so der letzte seines Geschlechts.« Er starrte das Artefakt an, ohne es wirklich zu sehen, während es immer schwerer zu werden schien, an seinen Armen zerrte und ihn in die Knie zu zwingen drohte. »Aber Icarium hat gesagt, es würde nie ein Ende geben, und dass die Vorstellung eines abgeschnittenen Lebensfadens nur eine Illusion wäre - und in seiner Stimme konnte ich seinen Vater hören.«
    Eine Hand schloss sich um seine Schulter und drehte ihn herum. Verblüfft schaute Bagg in Rautos Hivanars scharfe, glänzende Augen. Er runzelte die Stirn. »Herr?«
    »Du - du neigst dazu, Geschichten zu erfinden. Oder vielleicht bist du auch ein Weiser und verfügst über eine übernatürliche Sicht. Habe ich so etwas gerade gehört, alter Mann? Sag mir, wer war dieser Icarium? Wie hat der Eres’al geheißen? Derjenige, der gestorben ist?«
    »Es tut mir leid, Herr.« Er hob den Gegenstand etwas höher. »Dieses Artefakt - Ihr werdet feststellen, dass es genauso aussieht wie der riesige Gegenstand beim Gasthaus, abgesehen von der Größe natürlich. Ich glaube, Euer Diener wollte, dass Euch das klar wird - wie es ihm selbst klar geworden ist, als er das erste Mal das Bauwerk gesehen hat, nachdem wir die Wände abgerissen hatten, die es umgeben hatten.«
    »Bist du dir dessen sicher?«
    »Ja.« Bagg deutete auf die Ansammlung von Gegenständen auf dem Tisch. »Es ist ganz so, wie Ihr vermutet habt, Herr - ein wichtiges Teil fehlt. Leider werdet ihr dieses Teil nicht finden, denn es ist kein Gegenstand. Das Gerüst, das es zusammenhält, besteht aus Energie, nicht aus Materie. Und«, fügte er in einem immer noch verwirrten Tonfall hinzu, »es muss erst noch ankommen.«
    Er legte das Artefakt wieder auf den Tisch und ging aus dem Zimmer, den Korridor entlang, durch den Raum mit den Trockengestellen und hinaus auf die Terrasse. Achtete nicht auf die beiden Arbeiter, die zu arbeiten aufhörten und zu ihm herüberstarrten, während Rautos Hivanar auftauchte, als würde er Bagg verfolgen - der Kaufmann hatte die Arme ausgebreitet, die Handflächen nach oben gedreht, als würde er ihn anflehen, doch er sagte kein Wort, obwohl seine Lippen sich bewegten; es war, als wäre er mit Stummheit geschlagen worden. Baggs Blick streifte den großen Mann nur flüchtig, während er weiterging, den Gang zwischen der Außenmauer des Anwesens und der zum Innenhof entlang bis zu dem Seiteneingang unweit des vorderen Tors.
    Und dann war er wieder auf der Straße, nahm die Passanten im kühleren Schatten des Nachmittags kaum wahr.
    Es muss erst noch ankommen.
    Und doch kommt es bereits.
    »Pass auf, wo du hintrittst, alter Mann!«
    »Lass ihn in Ruhe - siehst du nicht, dass er weint? Ein alter Mann hat das Recht zu trauern, also lass ihn in Ruhe.«
    »Der muss blind sein, der ungeschickte Idiot…«
    Und lange bevor diese Stadt geboren wurde, stand da drüben ein Tempel, in den Icarium hineingegangen ist - genauso verloren wie jeder Sohn, wie

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