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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Das war mehr als ein Fluch - all das quälte diesen tödlichen Krieger. Wohlerwogene Stränge waren um ihn gewoben, die Fäden eines kunstvoll ausgeführten, uralten und tödlichen Rituals. Und er wusste, von wem sie stammten. Die Namenlosen.
    Zwei Soldaten aus Triban Gnols Palastgarde traten vor, um den Jhag in Empfang zu nehmen, als er langsam das Fallreep herunterschritt.
    Das Herz des Abtrünnigen hämmerte wild in seiner Brust. Sie haben einen Meisterkämpfer mitgebracht, einen Herausforderer für den Imperator der Tausend Tode …
    Der Jhag betrat festen Boden.
    Von den Gebäuden hinter dem Hafenviertel stoben plötzlich unter vielstimmigem Gekreisch Vögel auf - zu Hunderten, dann zu Tausenden -, und unter den Füßen des Abtrünnigen verschoben sich Steine mit einem dumpfen, ächzenden Geräusch. Weit hinten in der Stadt, jenseits des Quillas-Kanals, stürzte irgendetwas Großes ein, und von ferne waren Schreie zu hören. Der Abtrünnige trat von der Wand weg und sah hinter den kreischenden, in Panik versetzten Tauben, Saatkrähen, Möwen und Staren eine gewaltige Staubwolke aufsteigen.
    Das unterirdische Ächzen hörte auf, und eine durchdringende Stille senkte sich herab.
    Icariums hauerbewehrter Mund verzog sich zur Andeutung eines Lächelns, als wäre er erfreut über den Willkommensgruß der Erde, und auf diese Entfernung konnte der Abtrünnige nicht sagen, ob dieses Lächeln tatsächlich so kindlich war, wie es schien, oder eher ironisch oder sogar bitter. Er unterdrückte den Drang, näher hinzugehen, um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, und erinnerte sich daran, dass er Icariums Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken wollte. Nicht in diesem Augenblick. Und auch in keinem anderen.
    Tomad Sengar, derjenige, dem dein Sohn entgegentreten wird…
    Es war kein Wunder, wie er schlagartig begriff, dass all das, was geschehen würde, in einem Mahlstrom aus Chaos verborgen war. Sie haben Icarium … ins Herz meiner Macht gebracht.
    Es war offensichtlich, dass weder die Mitglieder der Delegation noch die anderen umstehenden Letherii die beiden Geschehnisse - das Betreten dieses Landes durch Icarium und das Erdbeben, das Letheras erschüttert hatte - auf irgendeine Weise miteinander in Verbindung brachten, obwohl solche Erschütterungen in dieser Region normalerweise so gut wie unbekannt waren. Und während die entsetzten Vögel und irgendwelche brüllenden Lasttiere sich anscheinend gar nicht mehr beruhigen wollten, ließ die Bestürzung der Menschen im Blickfeld des Abtrünnigen bereits nach. Närrische Sterbliche - so schnell damit bei der Hand, Unbehagen zu missachten.
    Langsam glätteten sich die unruhigen, zitternden Wogen des Flusses, und die Möwen weiter draußen begannen, sich wieder zwischen den Schiffen niederzulassen, die noch dem Ufer zustrebten. Doch irgendwo in der Stadt war ein Gebäude in sich zusammengestürzt, vermutlich irgendein ehrwürdiger, uralter Bau, dessen Fundament vom Grundwasser geschwächt, dessen Mörtel zerkrümelt und dessen Stützbalken verfault waren.
    Es hatte wahrscheinlich Tote und Verletzte gegeben - Icariums erste Opfer, aber ganz gewiss nicht seine letzten. Und er lächelt.
     
    Immer noch fluchend drehte Taralack Veed sich zu Yan Tovis um. »Unruhiges Land - Brand schläft hier nicht ruhig.«
    Die Atri-Preda zuckte die Schultern, um ihr Unbehagen zu verbergen. »Im Norden von hier, entlang der Fingerberge, bebt die Erde oft. Das Gleiche gilt für die Nordseite der Bergketten tief im Süden, auf der anderen Seite der Drachensee.«
    Sie sah gebleckte Zähne im Schatten unter der Kapuze schimmern. »Aber in Letheras nicht, ja?«
    »Ich habe noch nie zuvor von so etwas gehört, aber das hat wenig zu bedeuten«, antwortete sie. »Diese Stadt ist nicht meine Heimat. Ich wurde hier nicht geboren. Und ich bin hier auch nicht aufgewachsen.«
    Taralack Veed schob sich näher an sie heran, wandte den Blick von Icarium ab, der bei den zwei Palastwachen stand und zuhörte, während sie ihm erklärten, was als Nächstes geschehen würde. »Närrin«, zischte er sie an. »Brands Fleisch ist zurückgezuckt, Zwielicht. Zurückgezuckt - seinetwegen.« Sie schnaubte.
    Der Gral legte den Kopf schief, und sie konnte seine Verachtung spüren. »Was geschieht jetzt?«, fragte er.
    »Jetzt? Sehr wenig. Es gibt sichere Quartiere für dich und deinen Meisterkämpfer. Wann der Imperator sich entscheidet, seinen Herausforderern entgegenzutreten, ist ganz allein seine Sache. Manchmal ist er

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